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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Wallsee, H. E.: Die neue Kunstgewerbeschule in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0071

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kam er zu dem Erkennen von der Notwendigkeit der
Errichtung von ein oder zwei Kunstgewerbeschulen,
»die sich, ähnlich der Wiener Kunstgewerbeschule,
vor allem der Erziehung der Künstler widmen«. Der
Passus schließt mit der Frage, ob sich die Kunst-
gewerbeschulen in Düsseldorf und in Hamburg nicht
zu diesem akademischen Zweck umgestalten ließen,
ln Anknüpfung an diese Anregung und in deren Be-
antwortung kommt in einem »die Stellung der Anstalt
im Gesamtleben des Hamburger Staates« behandelnden
Aufsatz der Kunsthistoriker der Anstalt, Dr. Wilhelm
Niemeyer, zu einer runden Bejahung aller von dem
Herausgeber des Kunstgewerbeblattes gestellten For-
derungen, deren Erfüllung ihm schon durch die Eigen-
schaft der Schule als der zentralen Kunstlehranstalt
des Hamburger Staates gewährleistet ist.
»Denn es ist klar, daß der Stadtstaat Hamburg
jene Gliederung der künstlerischen Erziehung durch

gewerbliche Fachschulen,
Kunstgewerbeschulen, Kunst-
schulen und Kunsthoch-
schulen, die die größeren
deutschen Staaten eintreten
lassen, der Größe seines Wirt-
schaftsgebietes gemäß nicht
schaffen kann. Damit aber
wird der einzigen künstleri-
schen Staatslehranstalt Ham-
burgs die Aufgabe zugewie-
sen, das Wesentliche und
Notwendige jener Vielheit
von Erziehungsformen in sich
zusammenzufassen und aus
sich zu leisten. Das ist an-
dererseits möglich, weil das
so viel kleinere und ge-
schlossene Wirtschaftsgebiet
die Forderungen an die An-
stalt in bestimmten Grenzen
und klar übersehbar hält,
und weil zugleich die Kunst
das Gebiet ist, wo mehr als
irgendwo rein geistige An-
triebe umfängliche praktische
Maßnahmen ersetzen können,
wo mit Intensitäten, statt mit
Quantitäten gearbeitet werden
kann.«
In den gelegentlich der
Eröffnungsfeier (18. Oktober
v. J.) gewechselten Reden kam
dieganze enorme Umwälzung
zum Ausdruck, die im Ver-
laufe von weniger als einem
halben Jahrhundert auf dem
Gebiete des kunstgewerb-
lichen Unterrichtswesens
innerhalb des Stadtstaates ein-
getreten ist. Schon in den
Ziffern der Subventionen, die
im Jahre 1863 12000 Mark
betrugen und für das Jahr 1914 mit 2400000 Mark
ins Budget eingestellt sind, kommt dies zum Aus-
druck. Einen Kommentar zur Erklärung dieses Riesen-
sprunges lieferte Direktor Meyer u. a. in dem Hinweis
auf das Unterscheidende in der Stellung der Kunst-
gewerbeschüler von einst und heute. »Damals« (in
den sechziger Jahren) so sagte er u. a., »sollten die
Schulen Helfer des Kunstgewerbes gegen die Maschinen
sein, und heute wirken die Kunstgewerbeschulen mehr
für die Maschinen als für die Handarbeit.« Und wie
um einer immerhin möglichen mißverständlichen Aus-
legung dieser Äußerung zuvorzukommen, beeilte er
sich zu versichern, daß »damit nicht gesagt sein solle,
daß nicht der höchste Wert auf die Handgeschicklichkeit
in den kunstgewerblichen Schulen gelegt wird . . .«
Wobei er ganz gut hätte hinzufügen können: »was
sich übrigens bei jeder solchen Schule von selbst
versteht, die es nicht gerade auf eine Untergrabung

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