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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Westheim, Paul: Bauten von Edmund May, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0088

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KUNSTGEWERBEBLATT

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WANNSEEBAHN . TELEPHON: ZEHLENDORF 1053

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1 913 /1^

HEFT 5
FEBRUAR


25 JAHRGANG
VEREINSORGAN “RRB™NRS™EE
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART esea


BAUTEN VON EDMUND MAY, BERLIN
VON PAUL WESTHEIM

MESSEL war nicht nur ein großer Baumeister;
er muß nicht weniger ein genialer Menschen-
verwerter gewesen sein. Mit einem nicht
genug zu bewundernden Instinkt hat er scheinbar
jeden an den rechten Platz zu stellen gewußt, hat er
aus jedem alle die Fähigkeiten herausgeholt, die in
ihm nur entwicklungsfähig sein mochten. Wir waren
Zeugen des eigenartigen Schauspiels, daß Baumeister
wie Bildhauer unter seiner leitenden Hand glänzende
Leistungen aus sich heraus hervorzubringen ver-
mochten. Leistungen, so glänzend, daß sie sich selbst
für große Gestalter zu halten vermeinten. Solange
sie in seinem Atelier saßen, solange sie für ihn und
durch ihn Großes schufen, so lange durften sie sich
dem Glauben an eine eigene künstlerische Selb-
ständigkeit hingeben. Erst als Messel tot war, mußten
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wir die peinliche Entdeckung machen, daß die Mehr-
zahl seiner jungen Leute nur Organe seines Willens
gewesen waren. Auf eigene Füße gestellt, versagten
vier Fünftel von denen, die irgend ein Anrecht zu
haben glaubten, sich vor der Öffentlichkeit als Messel-
schüler ausgeben zu dürfen. Diese Leute, die im
Kampf um die festen Bauaufträge den Namen Messels
wie ein Reklamesignet führten, überraschten durch
eine Großmannsucht, die um so peinlicher wirken
mußte, je weniger sie auf wirkliche Leistungen ge-
gründet war. Gegenüber dieser fatalen Großspurigkeit,
die, nebenbei bemerkt, nicht geübt wurde von
den wenigen, die wirklich berufen scheinen, das
künstlerische Erbe Messels anzutreten, muß eine so
schlichte und bescheidene Natur wie die des Re-
gierungsbaumeisters Edmund May sympathisch wirken.
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