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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Westheim, Paul: Bauten von Edmund May, Berlin
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Behne, Adolf: Das Monument des Eisens von Taut und Hoffmann auf der internationalen Baufachausstellung in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0093

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Diese Tugenden haben May
auch in besonderem Maße be-
fähigt, Kranken- und Schulhaus-
anlagen wie das Kaiserin Au-
gusta-Victora-Haus zu Ehrings-
hausen, das Haushaltungsseminar
»Luisenhof« in Bärwalde, das
Diakonissen-Mutterhaus zu Wit-
tenberg und mancherlei Bau-
lichkeiten für den Johanniter-
Orden zu schaffen, die ja noch
viel mehr dieses Unterordnen
des Baumeisters unter ganz
bestimmte Zwecke voraussetzen.
Auch an diesen Bauten ist er
all den Anforderungen gerecht
geworden, die von einer ent-
wickelten Hygiene, von Ärzten
und Schulleitern gestellt werden,


Edmund May, Berlin

Waldhäuschen

und er hat über diese Interessen
nirgends das Formale vergessen,
er hat sich dabei immer an die
Maximen gehalten, die er bei
einem Messel aufzunehmen in
der Lage war. Resultat dieses
Geistes ist auch die sehr wohl-
geratene Gedenkhalle von Denne-
witz, die sich höchst sympathisch
unterscheidet von den Baulich-
keiten, die für derlei Gelegen-
heiten gang und gäbe sind; diese
Halle hat wirklich Noblesse, ist
architektonisch fein und nett,
zeugt höchlich für den Ge-
schmack und die Kunst ihres
Erbauers. Nach ihren Feinheiten
wäre dieser Edmund May zu
beurteilen.

DAS MONUMENT DES EISENS VON TAUT UND HOFFMANN
AUF DER INTERNATIONALEN BAUFACHAUSSTELLUNG IN LEIPZIG
VON ADOLF BEHNE, CHARLOTTENBURG

DER Pavillon, den der »Deutsche Stahlwerks-
verband« in Gemeinschaft mit dem »Verein
Deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken« auf
der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig für
seine Repräsentation und für seine Ausstellung er-
richtet hatte, ist als das »Monument des Eisens« sehr
populär geworden. Ohne die Absicht der Architekten
hat diese Bezeichnung »Monument des Eisens« die
offizeilen Weihen erhalten, während sie lediglich als
Kennwort für den Entwurf gedacht war, der dem
von den ausstellenden Verbänden eingesetzten Preis-
richterkollegium eingereicht worden war. Denn es
ist dieser Ausstellungspavillon aus einer Konkurrenz
hervorgegangen, die im Frühjahr 1912 von den ge-
nannten Vereinigungen unter ihren Mitgliedern aus-
geschrieben wurde. Von 13 Entwürfen, die einge-
reicht waren, wurden drei zur engeren Wahl gestellt,
und zwischen ihnen ein neuer Wettbewerb veranstaltet.
Den Sieg trug die Firma Breest & Co. davon, die
sich mit den Architekten Bruno Taut und Franz
Hoffmann zusammengetan hatte. Es handelt sich um
den Entwurf, der dann zur Ausführung gekommen ist.
Der Pavillon, der eine Gesamthöhe von 30 m
erreicht, hält in seiner Bestimmung und demnach auch
in seinem Charakter die Mitte zwischen würdig-fest-
licher Repräsentation und nüchtern-sachlicher Zweck-
erfüllung. Er geht im Repräsentativen nirgends ins
Ungebundene, sinnlos Reiche, in seiner Sachlichkeit
nirgends ins Lieblose, Kalte! Nirgends ist auch der
spezielle Charakter eines Ausstellungshauses, das heute
errichtet und morgen abgerissen wird (letzteres ist
nun inzwischen geschehen), verleugnet oder ver-
steckt worden. Das Äußere .zeigt sich als ein ab-
solut durchsichtiges Gerüst, einfach in seiner Gliede-

rung und in seiner Schichtung. Man stellt sich den
Vorgang des Aufstellens und Zusammenfügens dieser
eisernen Pfosten und Schwellen geradezu als ein
ästhetisches Schauspiel vor. Im Inneren übernimmt
der Diaphaniensaal die außerordentlich noble Re-
präsentation. Er enthält an seinen acht Wänden
Photographien ausgeführter und in der Ausführung
begriffener Eisenbauten und Silhouetten mit Industrie-
themen, die Wilhelm Repsold beigesteuert hat. Die
Photographien sind auf Glas und werden von der
Rückseite durch indirektes elektrisches Licht beleuchtet,
während im Raum selbst keinerlei sichtbare Licht-
quelle ist und das Tageslicht nur matt durch die
Vorhänge der Türen eindringt. Aber selbst in diesem
festlich stimmenden Raume ist das Provisorische zum
Ausdruck gekommen in dem faltenreichen Zeltdach
aus gelbem Stoff. Freilich hat dieses in erster Linie
die Bestimmung, dem Raume von oben her ein mattes
Licht zu verschaffen, dessen Quelle jedoch dem Auge
hinter dem faltigen Stoff entzogen bleibt.
Der Diaphaniensaal nimmt die Mitte des Erd-
geschosses ein. Er ist, selbst ein Achteck, von einem
Umgang über Achtecksgrundriß umgeben. Der eine
Abschnitt dieses Umganges ist als Vestibül besonders
reich ausgeschmückt worden, während die anderen
höchst einfache und sachliche Ausstellungsräume sind,
denen allerdings die schlanken, bis zum Boden und
bis zur Decke reichenden Fenster einen ganz eigenen,
nicht alltäglichen Charakter geben. Das Vestibül ist
oval gerundet und mit schwarzen, mattglasierten
Kacheln verkleidet, auf denen einige vergoldete Sinn-
sprüche stehen. Die Oberfläche der Platten, um die
sich John Martens verdient machte, ist von großer
Schönheit. Über der zum Diaphaniensaale führenden

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