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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Zeitler, Julius: Die Leipziger Akademie für Graphik und Buchgewerbe: zum 150 jährigen Bestehen 1764-1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0109

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verschiedentliche Bildungsphasen durchzumachen, die
eine schon bald nach ihrer ersten Einrichtung, die
andere, unter einer immer stärkeren Umwandlung, im
letzten Drittel ihres Bestehens. Und der Prozeß dieser
Umwandlung, die im letzten Jahrzehnt ein geradezu
ganz neues Institut aus der altehrwürdigen Akademie
hervorwachsen ließ, ist noch keineswegs abgeschlossen,
er ist noch in vollem Gange. Es wird von dieser
neueren Periode des ausführlichen die Rede sein, zu-
nächst muß jedoch der Geschichte der Akademie ge-
dacht werden.
Noch lag der Siebenjährige Krieg schwer genug
auf Sachsen, aber schon neigte er sich dem Ende
zu, das Land begann aufzuatmen, da verdichteten sich
bei Kurfürst Friedrich August II. die Pläne, zur Hebung
Sachsens die Einrichtung von Kunstschulen zu be-
fördern. Den Gründungsgedanken nun setzte sein
Nachfolger, der für den noch unmündigen Kurprinzen
Friedrich Christian amtierende Administrator Prinz
Xaver im Verein mit der reichbegabten kunstfreund-
lichen Kurfürstin-Witwe Maria Antonia Walpurgis in
die Tat um. So entstand gleichzeitig mit den Aka-
demien in Dresden und Meißen diejenige in Leipzig.
In Christian Ludwig von Hagedorn, dem jüngeren
Bruder des berühmten Dichters Friedrich von Hage-
dorn, in diesem trefflichen Sammler und Kunstfreund,
fand der Kurfürst den besten Berater und Helfer, der
ihn vor allem auch durch seinen praktischen Blick in
seinen auf die Förderung der Kultur und der Künste
abzielenden Bestrebungen aufs wirksamste unterstützte.
Hagedorn, dessen Hauptwerk »Betrachtungen über die

Malerei« noch heut lesenswerte Kunstgedanken ent-
hält, die ihren Verfasser in die würdige Nachbar-
schaft Winckelmanns stellen, wurde schon Ende 1763
zum »Generaldirektor der Künste und Kunstakademien«,
sowie der kurfürstlichen Galerien und Sammlungen
ernannt, als welcher er bis zu seinem 1780 erfolgten
Tode wirkte. Hagedorns Bedeutung liegt zu einem
wesentlichen Teile darin, daß er die richtigen Männer
auf den richtigen Platz zu stellen wußte. Für die
Leipziger Akademie traf er die denkbar glücklichste
Wahl, indem er den von ihm sehr geschätzten und
ihm schon von früher vertrauten Adam Friedrich Oeser
an ihre Spitze berief. Der offizielle Titel der Anstalt
war: Zeichnungs-, Mahlerey- undArchitedur-Academie,
die Stelle des Protektors übernahm 1765 Prinz Xaver.
Wenn bei Begründung der sächsischen Akademien
der ausgesprochene Plan war, in merkantilischem Sinne
den Gewerbefleiß des Landes zu veredeln, die Manu-
fakturen künstlerisch zu befördern und das Kunst-
handwerk zu heben, so mußte Leipzig dafür ein be-
sonders ergiebiges Feld bieten. Mit seiner alten Uni-
versität, seinem ausgebreiteten Handel, seinen Messen,
besonders mit seinen Sammlungen und großen Buch-
druckereien war Leipzig zum Ort einer Akademie
wohlgeeignet. Von den schweren Schäden, die der
siebenjährige Krieg Leipzig zugefügt, hatte es sich rasch
wieder erholt, ein großer Kreis von Kunstfreunden
war vorhanden und kaum in einer anderen Stadt
Deutschlands befanden sich so reiche und bedeutende
Kunstsammlungen in den Händen von Bürgern wie
in Leipzig. Besonders berühmt waren die Kunst-

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