gewerbliche Industrie brauchbare Kräfte zu bilden.
Also auch der graphische Künstler, etwa der Radierer
oder der Künstlerlithograph behauptet in dieser Orga-
nisation seinen Platz. Darum vereinigt die Akademie
die Züge einer Kunsthochschule spezieller Art mit den
Zügen einer graphischen Kunstschule besonders in der
Reproduktion und in den Hilfstechniken der Buch-
herstellung. Bei aller gewerblichen grundlegenden
Arbeit ist die Verschmelzung dieser mit künstlerischen
Elementen das Ziel.
Dieser Lehrplan, der gleich mit der vollen Sicher-
heit der praktischen Brauchbarkeit auftrat und der
seit 1903 nicht stillsteht, sondern in unablässiger
Arbeit ausgebaut wird, hat seinen Schwerpunkt in der
Werkstattlehre und in dem vorbereiten-
den und ergänzenden Unterricht. Die
künstlerische Gestaltung des Buches
und die Erzeugung guter Volkskunst
ist das Ziel. Immer ist der Zusammen-
hang der in Betracht kommenden Künste
und technischen Verfahren, die Allseitig-
keit der Ausbildung betont; dem alle
Zweige der Kunst und des Gewerbes
beherrschenden, selbständig erfinden-
den, technisch streng geschulten Künstler
sollen alle Stadien des Werkes von der
Erfindung bis zur Ausführung vertraut
sein. Dieser Lehrplan fordert, daß der
Originalgraphiker und der selbständige
Buchgewerbekünstler imstande sind, ihre
freien Entwürfe unter voller Beherr-
schung der Technik mit eigener Hand
auszuführen, daß Form und Technik
sich stets gegenseitig bedingen. Es soll
keinen Widerspruch mehr geben zwi-
schen dem Nurentwerfenden und dem
Nurausführenden. Mit lapidaren Worten
wird dies von einem neueren Bericht
des Direktors ausgesprochen: »Die
Akademie will die Schüler daran ge-
wöhnen, die völlige Erschaffung eines
Werkes gründlich zu kennen und wo-
möglich beherrschend auszuüben. Der
ganze Künstler ist also, soweit tunlich,
ein wesentliches Ziel der Akademie, die
sich auf ihrem Gebiete bemüht, die
Zahl der Zeichner für Buchgewerbe zu vermindern,
weil durch bloßes Zeichnen buchgewerblicher Kunst-
arbeit keine wesentliche Hebung und tiefe Wirkung
möglich ist.« So liegt in der Erhebung der Technik
zum Lehrgegenstand der wesentliche Fortschritt gegen-
über den bisherigen Methoden der Kunstgewerbe-
schulen. Der Schüler wird gleich vom Eintritt in
die Akademie an mit den in Betracht kommenden
technischen Prozessen vertraut gemacht.
So hat die neue Akademie die Aufgabe,
x. Originalgraphiker und Buchgewerbekünstler zu
bilden, die für ihre Technik selber entwerfen, selber
die Druckplatten und -Stempel druckfähig gestalten
und selber drucken, bezw. selber den Einband ent-
werfen und ausführen;
2. Originalzeichner und Buchgewerbezeichner zu
bilden, die auf die graphischen Künste und das Buch-
gewerbe Rücksicht nehmende Werkzeichnungen er-
finden;
3. Reproduktionskünstler, technische Leiter von
Kunst- und Reproduktionsanstalten, Kunstbuchbinder
zu bilden, die Werke der Gruppe 2, Kunst- und
Naturwerke, sowie solche Werke, die ohne Rücksicht
auf eine graphische Technik erzeugt sind, verviel-
fältigen, bezw. Werkzeichnungen ausführen;
4. Lehrlingen und Gehilfen graphischer oder buch-
gewerblicher Anstalten künstlerische Fortbildung zu
geben. Endlich gibt die Akademie »Gast«Schülern
Gelegenheit, in ihrem Arbeitskreise alle erwünschte
Belehrung zu finden.
Das Werk der Ausführungstechniken
ist also hier in die Schule hineinge-
nommen, hier lernt man alle Entwick-
lungsstufen des Werkes beherrschen, die
Pädagogik der Endtechnik mittels einer
werkstattähnlichen Lehre wird hier be-
sonders gepflegt, es werden hier sämt-
liche Prozesse der Werkerschaffung
gelehrt und ausgeübt. So stehen den
Werkstätten der drei großen Druck-
klassen der graphischen Künste, des
Hoch-, Flach- und Tiefdrucks (Holz-
schnitt, Lithographie, Radierung, Kupfer-
stich), die Werkstätten der photographi-
schen Reproduktionstechniken gegen-
über (Bildklischeeherstellung, Dreifarben-
druck, Lichtdruck, Heliogravüre) —
welch ungemeine Spezialisierung, seit
1893 die »Abteilung für photographi-
sche Vervielfältigungsverfahren« ein-
gerichtet wurde! Die Techniken der
Buchherstellung werden in Setzerei,
Stempelschnitt, Binderei, Iilustrations-
buchdruck gepflegt. In ihrer Ausrüstung
werden alle Werkstätten auf der Höhe
derZeit erhalten, um annähernd »lebens-
mäßig« zu arbeiten.
Mit dem neuen Lehrplan mußte eine
reiche Spezialisierung eintreten und
die feine Gliederung des Unterrichts
bedarf daher einer kurzen Darstellung.
Schon jetzt weist die moderne Akademielehre nahezu
75 Klassen oder Kurse auf, die verfassungsmäßig in
Zukunft noch vermehrt werden sollen. Den Kern des
Unterrichts bildet die Fachschule mit ihrer vorwerkstatt-
und werkstattmäßigen Schöpfertätigkeit, um diesen legt
sich die Vorschule und die Hilfsschule, ferner gliedert
sich die Abendschule an. Der Hauptunterricht der
Vorschule ist Zeichnen und Malen nach Natur- und
Kunstwerken. Ihr Ziel ist, ein vorbereitendes Können
und vorbereitendes Wissen für das eigentliche schöpfe-
rische Bilden, das in der Fachschule vor sich geht,
zu vermitteln. Die allgemeinen Kunstübungen sind
hier gewissermaßen als das Eingangstor und Funda-
ment der Künste anzusehen. Das hier geübte Natur-
studium gilt als Hilfsmittel guter Arbeit und Fort-
114
Also auch der graphische Künstler, etwa der Radierer
oder der Künstlerlithograph behauptet in dieser Orga-
nisation seinen Platz. Darum vereinigt die Akademie
die Züge einer Kunsthochschule spezieller Art mit den
Zügen einer graphischen Kunstschule besonders in der
Reproduktion und in den Hilfstechniken der Buch-
herstellung. Bei aller gewerblichen grundlegenden
Arbeit ist die Verschmelzung dieser mit künstlerischen
Elementen das Ziel.
Dieser Lehrplan, der gleich mit der vollen Sicher-
heit der praktischen Brauchbarkeit auftrat und der
seit 1903 nicht stillsteht, sondern in unablässiger
Arbeit ausgebaut wird, hat seinen Schwerpunkt in der
Werkstattlehre und in dem vorbereiten-
den und ergänzenden Unterricht. Die
künstlerische Gestaltung des Buches
und die Erzeugung guter Volkskunst
ist das Ziel. Immer ist der Zusammen-
hang der in Betracht kommenden Künste
und technischen Verfahren, die Allseitig-
keit der Ausbildung betont; dem alle
Zweige der Kunst und des Gewerbes
beherrschenden, selbständig erfinden-
den, technisch streng geschulten Künstler
sollen alle Stadien des Werkes von der
Erfindung bis zur Ausführung vertraut
sein. Dieser Lehrplan fordert, daß der
Originalgraphiker und der selbständige
Buchgewerbekünstler imstande sind, ihre
freien Entwürfe unter voller Beherr-
schung der Technik mit eigener Hand
auszuführen, daß Form und Technik
sich stets gegenseitig bedingen. Es soll
keinen Widerspruch mehr geben zwi-
schen dem Nurentwerfenden und dem
Nurausführenden. Mit lapidaren Worten
wird dies von einem neueren Bericht
des Direktors ausgesprochen: »Die
Akademie will die Schüler daran ge-
wöhnen, die völlige Erschaffung eines
Werkes gründlich zu kennen und wo-
möglich beherrschend auszuüben. Der
ganze Künstler ist also, soweit tunlich,
ein wesentliches Ziel der Akademie, die
sich auf ihrem Gebiete bemüht, die
Zahl der Zeichner für Buchgewerbe zu vermindern,
weil durch bloßes Zeichnen buchgewerblicher Kunst-
arbeit keine wesentliche Hebung und tiefe Wirkung
möglich ist.« So liegt in der Erhebung der Technik
zum Lehrgegenstand der wesentliche Fortschritt gegen-
über den bisherigen Methoden der Kunstgewerbe-
schulen. Der Schüler wird gleich vom Eintritt in
die Akademie an mit den in Betracht kommenden
technischen Prozessen vertraut gemacht.
So hat die neue Akademie die Aufgabe,
x. Originalgraphiker und Buchgewerbekünstler zu
bilden, die für ihre Technik selber entwerfen, selber
die Druckplatten und -Stempel druckfähig gestalten
und selber drucken, bezw. selber den Einband ent-
werfen und ausführen;
2. Originalzeichner und Buchgewerbezeichner zu
bilden, die auf die graphischen Künste und das Buch-
gewerbe Rücksicht nehmende Werkzeichnungen er-
finden;
3. Reproduktionskünstler, technische Leiter von
Kunst- und Reproduktionsanstalten, Kunstbuchbinder
zu bilden, die Werke der Gruppe 2, Kunst- und
Naturwerke, sowie solche Werke, die ohne Rücksicht
auf eine graphische Technik erzeugt sind, verviel-
fältigen, bezw. Werkzeichnungen ausführen;
4. Lehrlingen und Gehilfen graphischer oder buch-
gewerblicher Anstalten künstlerische Fortbildung zu
geben. Endlich gibt die Akademie »Gast«Schülern
Gelegenheit, in ihrem Arbeitskreise alle erwünschte
Belehrung zu finden.
Das Werk der Ausführungstechniken
ist also hier in die Schule hineinge-
nommen, hier lernt man alle Entwick-
lungsstufen des Werkes beherrschen, die
Pädagogik der Endtechnik mittels einer
werkstattähnlichen Lehre wird hier be-
sonders gepflegt, es werden hier sämt-
liche Prozesse der Werkerschaffung
gelehrt und ausgeübt. So stehen den
Werkstätten der drei großen Druck-
klassen der graphischen Künste, des
Hoch-, Flach- und Tiefdrucks (Holz-
schnitt, Lithographie, Radierung, Kupfer-
stich), die Werkstätten der photographi-
schen Reproduktionstechniken gegen-
über (Bildklischeeherstellung, Dreifarben-
druck, Lichtdruck, Heliogravüre) —
welch ungemeine Spezialisierung, seit
1893 die »Abteilung für photographi-
sche Vervielfältigungsverfahren« ein-
gerichtet wurde! Die Techniken der
Buchherstellung werden in Setzerei,
Stempelschnitt, Binderei, Iilustrations-
buchdruck gepflegt. In ihrer Ausrüstung
werden alle Werkstätten auf der Höhe
derZeit erhalten, um annähernd »lebens-
mäßig« zu arbeiten.
Mit dem neuen Lehrplan mußte eine
reiche Spezialisierung eintreten und
die feine Gliederung des Unterrichts
bedarf daher einer kurzen Darstellung.
Schon jetzt weist die moderne Akademielehre nahezu
75 Klassen oder Kurse auf, die verfassungsmäßig in
Zukunft noch vermehrt werden sollen. Den Kern des
Unterrichts bildet die Fachschule mit ihrer vorwerkstatt-
und werkstattmäßigen Schöpfertätigkeit, um diesen legt
sich die Vorschule und die Hilfsschule, ferner gliedert
sich die Abendschule an. Der Hauptunterricht der
Vorschule ist Zeichnen und Malen nach Natur- und
Kunstwerken. Ihr Ziel ist, ein vorbereitendes Können
und vorbereitendes Wissen für das eigentliche schöpfe-
rische Bilden, das in der Fachschule vor sich geht,
zu vermitteln. Die allgemeinen Kunstübungen sind
hier gewissermaßen als das Eingangstor und Funda-
ment der Künste anzusehen. Das hier geübte Natur-
studium gilt als Hilfsmittel guter Arbeit und Fort-
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