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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Ulbrich, A.: Königsberger Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0135

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eingepaßte Schnitzereien belebt. In Übereinstimmung
hiermit stehen dann die übrigen Teile der Raumaus-
stattung, die Wände über den Paneelen, die Decken
und Beleuchtungskörper. Sehr geschickt ist alles zur
räumlichen Einheit zusammengeschlossen. Als be-
sonders charakteristisch muß bei den Räumen in der
Villa Schoop die ans Monumentale streifende Auf-
fassung hervorgehoben werden. Eine etwas leichtere
Richtung tritt in anderen Räumen hervor. — Von
F. Herrmann bringen wir die Ecke eines Herren-
zimmers mit geschickter Ecklösung und anschließen-
dem Schrank für Bücher und kleinere Kunstgegen-
stände mit stark abgesetzten Farben der Rahmenein-
fassungen zu den helleren Füllungen und mit Be-
tonung der Flächen. Hier beruht also der Haupt-
wert auf der geschickten Flächengliederung. Bei
einem anderen Innenraum wurde aus der Not eine
Tugend gemacht, indem in eine Türöffnung ein Wand-
schrank und ein Tisch eingebaut worden sind. —
Durch vorzügliche und liebevolle technische Aus-
führung ist die Firma Radtke & Co., Inhaber Wilhelm
Kleppe, auf den auch die Entwürfe zurückgehen, rühm-
lichst bekannt. Die verschiedenen Innenräume, Dielen,
Bankräume, Herrenzimmer, Trinkzimmer und anderes
zeigen zur Genüge, wie sich der Entwerfende den
räumlichen Verhältnissen, der gegebenen Architektur
und den jeweiligen persönlichen Wünschen anpaßt
und doch trotz der vielfach notwendigen Anlehnung

an die alten Stilformen neuzeitlich Anmutendes und
Tüchtiges leistet. Die Formen und auch die Verhält-
nisse sind zum Teil derb und gemahnen stark an den
Außenbau. Aber überall herrscht das Bestreben vor,
klar zu gliedern, die Profile, Gesimse und Ornamente
deutlich zu zeichnen und die einheitliche Wirkung zu
wahren. — Im Anschluß hieran bringen wir noch die
Eingangshalle vom Gasthaus Südpark in Ponarth-
Königsberg und ein Grabdenkmal in Holz, beide von
Architekt G. Osterroht entworfen. Gerade dieses er-
zielt durch die gut abgewogene Verteilung von Fläche
und Füllung, durch die farbig gehaltenen Schnitzereien
zu dem sonst vorherrschenden Weiß eine ansprechende
und vornehme Wirkung.— Erwähnt sei auch noch die
geschmackvolle Tür von Architekt Schönwald. — Von
dem vielseitigen, phantasiereichen und fein empfin-
denden Kunstgewerbler H. Glaubitz, dessen Tätig-
keit sich auf alles, was zum Raum gehört, erstreckt,
der Möbel, Malereien, Beleuchtungskörper und dergl.
entwirft und ausführt, können wir leider keine Ab-
bildungen beibringen.
Kunstschlossereien werden unter anderem von Allzeit,
Hoppe, Witt und Schröder ausgeführt. Besonders be-
merkenswert sind von Rudolf Hoppe ein Christuskopf,
nach dem Thorwaldsenschen Orginale in Eisen ge-
trieben, und eine Glocke. Von F. Schrödter nennen
wir eine Kamintür, die entsprechend der gotischen
Architektur des Raumes in spätgotischen Rankenformen
geschmiedet ist, Schmiedeeisenarbeiten des Treppen-
aufganges in demselben Hause und zwei schmiede-
eiserne Gitter, das eine in klassizistischen Formen, das
andere im deutschen Renaissancestil des 16. Jahr-
hunderts gehalten.
Aus den wenigen
Andeutungen und
den Abbildungen
geht wohl hervor,
daß es sich hier
mehrumeine nach-
schaffende, als um
eine neuschaffende
Tätigkeit handelt.
Ein Kapitel für
sich bilden jeden-
falls die sehr be-
achtenswerten,
selbständigen und
dekorativen Bild-
hauerarbeiten von
R. Balzer, die alle
von der Firma Bal-
zer & Lowski aus-
geführt sind. Es
handelt sich hier
um Arbeiten, die
Formengefühl, Ver-
ständnis für gute
Verhältnisse, Sinn
für Linienschwung
und auch für
feinen Humor ver-


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