stehen. Byam Shaw kommt über billige Theatereffekte
nicht hinaus. Gamper, der die Dekorationen für Zürich
schuf, bewegt sich noch durchaus in den alten Bahnen.
Die Brüsseler Bühnenbilder machen den Eindruck als seien
sie schon vor vierzig Jahren gemalt. Ihnen fehlt jedes
Gefühl für die Stimmung des Tonwerks.
Sehr geschickt sind die Austellungsräume gestaltet.
Durch die dunkellila Wandbespannung mit schwarzer Ein-
fassung kommt der Ernst und die Stimmung des Bühnen-
weihfestspiels vortrefflich zum Ausdruck und hält gleich-
zeitig den großen Farbenreichtum der ausgestellten Bilder
gut zusammen. w. Sch.
Köln a. Rh. Die Deutsche Werkband-Ausstellung wird
am 16. Mai eröffnet werden. Wir führen unseren Lesern
Perspektiven einiger Ausstellungsbauten vor, bemerken aber
besonders, daß diese kleinen Skizzen nicht mehr als eine
flüchtige Andeutung geben sollen und meist bei der Aus-
führung ihre Gestalt sehr verändert haben. Sie sollen hier
nicht mehr erfüllen, als den Sinn unserer Leser nach Köln
zu richten, denn die Kölner Veranstaltung des Werkbundes
wird für unser deutsches Kunstgewerbe zweifellos von
größter Bedeutung werden, und man wird sie unbedingt
gesehen haben müssen, wenn man künstlerisch und wirt-
schaftlich ermessen will, wo wir momentan stehen und ob
wir auf dem richtigen Wege sind. Auch das Ausland, be-
sonders England, Frankreich und Amerika, verfolgt unsere
kunstgewerbliche Entwicklung mit sehr aufmerksamem
Interesse, und dank einer geschickten Propaganda ist auf
einen starken Besuch aus diesen Ländern zu rechnen. —
Was der Werkbund ist und was er will, davon ist in diesen
Blättern oft genug die Rede gewesen; nun wird man sehen
wollen, was er insgesamt geleistet hat und was er kann.
Doch wird man an die Kölner Ausstellung einen neuen
Maßstab anlegen. Wir haben die bisherigen Ausstellungen
meist danach beurteilt, wie sie ein Bild vom Fortschreiten
unserer führenden Künstler boten. Das wird natürlich auch
künftig so bleiben, denn von diesen Künstlern kommt die
Anregung und das Vorbild. Aber schon die Tatsache, daß
zwölf Künstler, als »Apostel« aus den neunziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts — der Messias fehlt — zu Sonder-
ausstellungen eingeladen wurden, in der Hoffnung wohl,
daß sie ein retrospektives Bild ihres Schaffens geben würden,
läßt erkennen, daß man sie auch schon historisch nehmen
und im allgemeinen Teil der Ausstellung daneben prüfen
möchte, welche Wurzeln sie im Laufe der Jahre im Volke
geschlagen haben. Also neben der Höhenkunst laßt uns
auch die Wurzelkunst betrachten, damit wir als gute Gärtner
unser künftiges Wachstum richtig einschätzen mögen. —
Der Propaganda-Ausschuß der Kölner Ausstellung, Köln,
Agrippastraße 12, organisiert Vereinsreisen nach Köln (Aus-
kunft darüber erteilt auch die Redaktion des »Kunstgewerbe-
blattes«); viele Kongresse finden in diesem Sommer dort
statt und auch der »Deutsche Werkbund« hält vom 5.-5. Juli
in Köln seine siebente Jahresversammlung ab, die mit einer
sehr großen Beteiligung zu rechnen haben wird.
LITERATUR
Dr. Ernst Zeh, Hanauer Fayence. Marburg, Elwertsche
Buchhandlung. 18 Mk., geb. 20 Mk.
Ein sehr verdienstvolles Buch, das der Verfasser mit
Recht einen Beitrag zur Geschichte der deutschen Keramik
nennt. Erst wenn die meisten deutschen Fayencefabriken
der letzten drei Jahrhunderte in ähnlicher Weise zu er-
forschen gesucht sind, wie es in jahrelanger mühsamer
Arbeit der Verfasser getan hat, wird sich auch eine zu-
sammenfassende Geschichte der deutschen Fayence, nach
der schon heutzutage bei dem gesteigerten Interesse für
WERKBUND-AUSSTELLUNG KÖLN 1914
Peter Behrens, Neubabelsberg (rechts) Festhalle
Bruno Paul, Weimar (links), Weinrestaurant
Hermann Muthesius, Nikolassee Farbenschau
Alfred Fischer, Essen Reihenhaus
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXV. H. 8
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nicht hinaus. Gamper, der die Dekorationen für Zürich
schuf, bewegt sich noch durchaus in den alten Bahnen.
Die Brüsseler Bühnenbilder machen den Eindruck als seien
sie schon vor vierzig Jahren gemalt. Ihnen fehlt jedes
Gefühl für die Stimmung des Tonwerks.
Sehr geschickt sind die Austellungsräume gestaltet.
Durch die dunkellila Wandbespannung mit schwarzer Ein-
fassung kommt der Ernst und die Stimmung des Bühnen-
weihfestspiels vortrefflich zum Ausdruck und hält gleich-
zeitig den großen Farbenreichtum der ausgestellten Bilder
gut zusammen. w. Sch.
Köln a. Rh. Die Deutsche Werkband-Ausstellung wird
am 16. Mai eröffnet werden. Wir führen unseren Lesern
Perspektiven einiger Ausstellungsbauten vor, bemerken aber
besonders, daß diese kleinen Skizzen nicht mehr als eine
flüchtige Andeutung geben sollen und meist bei der Aus-
führung ihre Gestalt sehr verändert haben. Sie sollen hier
nicht mehr erfüllen, als den Sinn unserer Leser nach Köln
zu richten, denn die Kölner Veranstaltung des Werkbundes
wird für unser deutsches Kunstgewerbe zweifellos von
größter Bedeutung werden, und man wird sie unbedingt
gesehen haben müssen, wenn man künstlerisch und wirt-
schaftlich ermessen will, wo wir momentan stehen und ob
wir auf dem richtigen Wege sind. Auch das Ausland, be-
sonders England, Frankreich und Amerika, verfolgt unsere
kunstgewerbliche Entwicklung mit sehr aufmerksamem
Interesse, und dank einer geschickten Propaganda ist auf
einen starken Besuch aus diesen Ländern zu rechnen. —
Was der Werkbund ist und was er will, davon ist in diesen
Blättern oft genug die Rede gewesen; nun wird man sehen
wollen, was er insgesamt geleistet hat und was er kann.
Doch wird man an die Kölner Ausstellung einen neuen
Maßstab anlegen. Wir haben die bisherigen Ausstellungen
meist danach beurteilt, wie sie ein Bild vom Fortschreiten
unserer führenden Künstler boten. Das wird natürlich auch
künftig so bleiben, denn von diesen Künstlern kommt die
Anregung und das Vorbild. Aber schon die Tatsache, daß
zwölf Künstler, als »Apostel« aus den neunziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts — der Messias fehlt — zu Sonder-
ausstellungen eingeladen wurden, in der Hoffnung wohl,
daß sie ein retrospektives Bild ihres Schaffens geben würden,
läßt erkennen, daß man sie auch schon historisch nehmen
und im allgemeinen Teil der Ausstellung daneben prüfen
möchte, welche Wurzeln sie im Laufe der Jahre im Volke
geschlagen haben. Also neben der Höhenkunst laßt uns
auch die Wurzelkunst betrachten, damit wir als gute Gärtner
unser künftiges Wachstum richtig einschätzen mögen. —
Der Propaganda-Ausschuß der Kölner Ausstellung, Köln,
Agrippastraße 12, organisiert Vereinsreisen nach Köln (Aus-
kunft darüber erteilt auch die Redaktion des »Kunstgewerbe-
blattes«); viele Kongresse finden in diesem Sommer dort
statt und auch der »Deutsche Werkbund« hält vom 5.-5. Juli
in Köln seine siebente Jahresversammlung ab, die mit einer
sehr großen Beteiligung zu rechnen haben wird.
LITERATUR
Dr. Ernst Zeh, Hanauer Fayence. Marburg, Elwertsche
Buchhandlung. 18 Mk., geb. 20 Mk.
Ein sehr verdienstvolles Buch, das der Verfasser mit
Recht einen Beitrag zur Geschichte der deutschen Keramik
nennt. Erst wenn die meisten deutschen Fayencefabriken
der letzten drei Jahrhunderte in ähnlicher Weise zu er-
forschen gesucht sind, wie es in jahrelanger mühsamer
Arbeit der Verfasser getan hat, wird sich auch eine zu-
sammenfassende Geschichte der deutschen Fayence, nach
der schon heutzutage bei dem gesteigerten Interesse für
WERKBUND-AUSSTELLUNG KÖLN 1914
Peter Behrens, Neubabelsberg (rechts) Festhalle
Bruno Paul, Weimar (links), Weinrestaurant
Hermann Muthesius, Nikolassee Farbenschau
Alfred Fischer, Essen Reihenhaus
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXV. H. 8
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