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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav E.: Heutiges Württembergisches Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0175

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im Dienste der katholischen Kirche arbeiten, aber
weit über die, von manchen Seiten noch immer ge-
wünschten romanischen oder gotischen Formenelemente
hinaus brauchbares neuartiges Kirchengerät schaffen,
das von dem etwas starren, romanisierenden Schema
von Beuron vorteilhaft absticht. Auch von evan-
gelischer Seite haben vor vier Jahren Bestrebungen
eingesetzt, die kirchlichen Metallobjekte im modernen
Sinne zu veredeln; das diesbezügliche Preisausschreiben,
dessen Ergebnisse im Landes-Qewerbemuseum aus-
gestellt waren, war von gutem Erfolge begleitet. —
Der Goldschmiedekunst für profane Zwecke fehlt
leider noch zu sehr der Liebhaberkreis, der außer-
gewöhnliche Leistungen zu würdigen und zu be-
zahlen bereit wäre. Wie schade! Gar manche tempera-
mentvolle und imposante Arbeit von Professor Paul
Haustein (Abbildung Tintenlöscher), dem Leiter der
Melallabteilung der Kunstgewerbeschule ist auf diese
Weise im Papier-Entwurf stecken geblieben, so erst
jüngst eine große, juwelenbesetzte, hängende Prunk-
schale, die eine Hauptzierde der Kölner Ausstellung
geworden wäre. Auch für die reizenden Schmucke
Hausteins und seines Werkmeisters A. Berger sind
weitere Kreise noch leider nicht genug empfänglich,
kaum für die etwas kräftig gehaltenen Schmucke der
Frau Nina Brühlmann, da gerade die kapitalkräftigsten
Damen den Materialwert kostbarer, großer Edelsteine
und Perlen immer noch höher schätzen, als die kunst-
vollste Arbeit. Und trotzdem versucht man es auch

in Württemberg immer wieder, neue Schmuckideen
zu verwirklichen, besonders in Schwäbisch-Gmünd,
wo einerseits die tüchtige Fachschule unter der Leitung
von Prof. W. Klein, anderseits der sehr rührige kunst-
gewerbliche Verein »Vorwärts« alle ernststrebenden
Kräfte um sich scharen, so außer den Metallfabrikanten,
wie Erhard & Söhne, die sich auch durch ihre ganz
famosen Metall-Holzintarsien (Abbildung) weithin einen
Namen gemacht haben, talentierte, junge Künstler, wie
Carl Braun (Abbildung), Albert Holbein (Abbildung)
oder Eduard Wöhler, denen schon viele aparte Schmucke
gelungen sind, oder Medailleure wie den Bosseltschüler
Rudolf Pauschinger und den neuerdings in Stuttgart
tätigen Alphons Feuerle (Abbildungen), der gegenüber
der klassizistischen Zierlichkeit eines Alfred Lörcher
(Abbildungen), der jüngst nach Berlin übergesiedelt ist,
ein glückliches Streben nach monumentalen Wirkungen
verrät. Daß Professor Ludwig Habich, der Plas-
tiker der Stuttgarter Kunstakademie, der Medailleur-
kunst nicht ferne steht, beweist er immer wieder durch
treffliche Porträtreliefs, deren letztes, das Bild des
Grafen Zeppelin, hier zuerst veröffentlicht sein möge;
auch Habichs Schüler, wie August Häußler, haben
sich auf dem gleichen Gebiete schon offizielle Aner-
kennungen geholt. Die Stuttgarter Metallwarenfabrik
Wilh. Mayer & Franz Wilhelm, die nicht müde wird,
jede Aktualität numismatisch umzuwerten und an Viel-
seitigkeit nicht leicht übertroffen werden kann (Ab-
bildung), vertritt die sorgfältigste Prägetechnik, die

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