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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

DOI article:
Haenel, Erich: Dresdner Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0198

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Oben links : Liese Boehm, Dresden : Kragen in Leinengarn geknüpft.
Oben rechts: Spitzenfächer, Entwurf von Sophie Rade, Dresden,
Ausführung von Hedwig Turges, Dresden. Silbergriff ausgeführt
von Hermann Ehrenlechner, Dresden. Erworben vom Kgl. Kunst-
gewerbemuseum in Dresden. — Unten links: Liese Boehm, Dres-
den, Knüpferei in feinem Leinengarn. — Unten rechts: M. Naumann.

großzügigen Durchführung, der überwältigenden Fülle
ihrer individuellen Gesichte zu einem vollen Triumph
der neuen Bewegung und einem Siege der Dresdner
Meister. Sie bewies, daß es möglich ist, von dem
anfangs so engen und abseits liegenden Reiche der nütz-
lichen Schönheit die Kanäle nach den großen Pro-
vinzen unserer moralischen und intellektuellen Kultur
zu bauen — und jetzt auf einmal bemerkte man, daß
mancher breite Strom, der jene befruchtet, von den
Quellen gespeist wird, die in diesem Boden entspringen.
»Das neue Kunstgewerbe ist nicht die Sache einer
neuen Formengebung oder eines neuen Ornamentes,
sondern einer neuen Gesinnung.« ln diesem Satze
liegt alles enthalten, was über Art, Wert und Liebe der
Dresdner Kulturtat zu sagen ist: der Stolz auf das bisher
Geleistete, das Vertrauen in die schaffende Gegenwart
und die Hoffnung auf eine reichere und klarere Zukunft.

Seitdem sind acht Jahre vergangen. Aber das
Dresdner Kunstgewerbe hat in der Stellung, die ihm
das Jahr 1906 geschaffen hatte, sich nicht damit be-
gnügt, das Errungene zu pflegen, sondern ist allent-
halben bemüht gewesen, den Zusammenhang mit den
praktischen Aufgaben der Gegenwart weiter zu festigen
und zugleich auch in denjenigen sozialen Kreisen Fuß
zu fassen, die anfangs die neue Bewegung für eine
Geschmackswandlung hielten, an der nur die oberen
Zehntausend Anteil zu nehmen berufen seien. Wenn
vom ersten Einsetzen der Moderne an in Dresden die
staatlichen und städtischen Organe samt den Kunst-
gelehrten und der Presse dem Neuen willig ihr Ohr
und ihre helfende Hand geliehen haben, so dürfen
diese Instanzen es mit Stolz auf ihr Konto schreiben,
daß die Erfolge nun mit ungewöhnlicher Schnelligkeit
auch den breiteren Massen des Volkes zugute kamen.

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