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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Schmidt, Paul F.: Die Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0201

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DIE AUSSTELLUNG DER DARMSTÄDTER KÜNSTLERKOLONIE 1914
VON DR.'PAUL F. SCHMIDT -

Als am 16. Mai die Ausstellung auf der Mathildenhöhe
— mit einem Festspiel vor dem großherzoglichen
Paare und seinen Gästen — unter lachendem Himmels-
blau eröffnet wurde, war tatsächlich alles, fast bis auf das
Allergeringste, fertig. Das ist ein gutes Vorzeichen und stellt
nicht nur den Künstlern und ihren Arbeitern und ausfüh-
renden Firmen, sondern vor allem auch dem Organisator
des Ganzen, dem
Wirkl. Geh. Rat
Römheld — der bei
dieser Gelegenheit
das Prädikat Exzel-
lenz erhielt — ein
glänzendes Zeug-
nis aus. Man muß
einmal das interne
Leben einer so
merkwürdigen Ge-
meinschaft wie
der Darmstädter
Künstlerkolonie
kennen gelernt ha-
ben, um zu ver-
stehen, welch ein
Maß von Ausdauer
und Geduld der
künstlerische Bei-
rat des Großher-
zogs, denExzellenz
Römheld darstellt,
aufwenden muß,
um zu Resultaten
zu gelangen, wie
sie diese Ausstel-
lung präsentiert.
Dabei ist noch gar
nicht an das Äus-
sere gedacht, da
hier alles auf den
Schultern des einen
Mannes ruht; an
die Schwierigkei-
ten, die z. B. die
Finanzierung des
gewaltigen Miet-
hauskomplexes
von Albin Müller
(ein Millionenob-
jekt!) machte, die
durch die Tatkraft
Römhelds mittelst
verschiedener hes-
sischer Banken und
und des Eingreifens des Großherzogs gelöst wurde.
Dieser übernahm selber das umfangreichste der Gebäude
auf sein Konto und löste dergestalt wieder in fürstlicher
Weise einen Wechsel ein, der auf sein Patronat gegenüber
der Mathildenhöhe gezogen war. Wie sehr Großherzog
Ernst Ludwig sich persönlich in die Schöpfungen der
neuen Ausstellung einlebte und wie manche gelungenen
Ideen von ihm selber herrühren, dies anzudeuten ist hier
nicht der Platz. Man spürte aber den berechtigten Stolz
auf seine fortwachsende Schöpfung deutlich heraus, als er
bei dem solennen Eröffnungsessen auf das Werk »seiner

Künstler« toastete, und darf diesen Fürsten, der unter den
Regierenden immer noch einzig dasteht, in werkfreudiger
Begeisterung für die moderne deutsche Kunst, zwar nicht
mit allem einzelnen identifizieren, wohl aber mit dem
lebendigen Geist, der auf der Mathildenhöhe neue Pro-
bleme herzhaft anpackt und auch über ein paar Entglei-
sungen (immer noch) lange nicht stolpert.
So ist denn auch
diesmal, wie 1901
u. 1908, die Darm-
städter Ausstellung
dadurch gekenn-
zeichnet, daß sie
in den wichtigsten
ihrer Unterneh-
mungen praktische
Aufgaben löst und
wirkliche Aufträge
zu dauerndem Be-
sitz der Stadt ver-
geben hat.; Das
verfügbare Terrain
in dem einstmals
leeren Parki mit
den wunderbaren
Baumgruppen und
träumerischen Hö-
henblicken über
Stadt und Ebene,
Wiesen, Wald und
Odenberge —wird
freilich hierdurch
immer schmaler.
DieMathildenhöhe
setzt dafür aber
auch mit jeder
Kunstschau »Jah-
resringe« an und
wächst sich archi-
tektonisch und
skulptural zu einer
Art Monumental-
museum der neue-
ren Kunst aus.
Diesmal sind es
vor allem zwei um-
fassendeAufgaben,
die in die Höhe
und in die stille
Breite gehen; der
stadtbaulich inter-
essante Wurf der
Miethäuser von
Albin Müller und der umfassende plastische Schmuck
des Platanenhains von Bernhard Hoetger. In beidem, und
vor allem in den Hoetgerschen Skulpturen, stellt sich
wieder ein künstlerisch Neues und Großes dar, das 'an
die heroische Geste von 1901 erinnert. Der Monumental-
brunnen von Albin Müller, mit einem mächtigen Wasser-
becken und Säulenstellungen im Hintergründe in das an-
steigende Terrain gegen die Russische Kapelle vertieft,
eine Verwirklichung Olbrichscher Ideen, tritt als drittes
bleibendes Werk hinzu. Das Architektonische dominiert
somit durchaus; es setzt sich fort in Inneneinrichtungen


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