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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Hellwag, Fritz: Die Kunstgewerbeschule in Magdeburg: zu den Abbildungen aus der letzten Ausstellung von Schülerarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0211

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nicht anders wie überall und zuweilen
in verblüffend apperzeptiver Weise,
die ein besonders zartes und nicht
reklamehaft ernüchterndes Behandeln
desdem Puppenschlaf eines Schmetter-
linges ähnlichen Traumzustandes er-
fordert. Diejenigen, die sich dann
einem kunsthandwerklichen oder
künstlerischen Beruf zuwenden, wer-
den in vorsichtiger Weise so weiter
geführt, »daß kein Versiegen und
Versagen eintritt«.
Die eigentliche Unterstufe der
Schule für den künstlerischen Unter-
richt und für die Vorbildung zu den
Fachklassen bilden zwei Parallel-
klassen »für allgemeine künstlerische
Vorbildung« (Lehrer: Albers und
Fiebiger) und eine Klasse für »Pflan-
zenstudium und dessen Anwendung«
(Lehrer: Hoff mann). In den beiden
zuerst genannten Klassen »wird mehr
(auch in Materialien) probiert als ge-
zeichnet; vieles geschieht, um vieles
sehen zu lassen«. Die Schüler werden
ohne Auswahl nach Berufen aufge-
nommen. Es wird ihnen gelehrt,
»ihre vorhandenen Kräfte zu erkennen
und zu nützen und sie mit den künst-
lerischen Ausdrucksmitteln vertraut
zu machen«. Ohne dem Urteil der
Leser über die hier, leider nur schwarz-
weiß wiedergegebenen Proben vor-
greifen zu wollen, möchte ich sagen,
daß ich noch nie und nirgends einen
so starken Eindruck der sieghaften
Jugend empfangen habe, wie in diesen
und anderen Abteilungen der Magde-
burger Schulausstellung; aber nicht
nur der sieghaften, sondern der gut-
geleiteten Jugend. Besonders über-
rascht war ich von den figürlichen
Versuchen, in denen freilich viel
noch nicht gekonnt, dafür aber um
so origineller eigene Anschauungs-
kraft angedeutet wurde. Eng ver-
wachsen mit jenen Klassen für künst-
lerische Vorbildung ist der Unterricht
für Pflanzenstudium, der nicht auf
das Abzeichen, nicht auf das Stilisieren
und noch weniger auf ein systema-
tisches Herausklauben von Orna-
menten, sondern auf die Verwendung
der Pflanze für bestimmte Aufgaben
in der jeweils gegebenen Form und
Erkennbarkeit gerichtet ist. Dem ist
zuzustimmen, denn nur so kann sich
die erstrebte »sinnvolle Benützung
und Umbildung des Naturvorbildes«
ergeben. »Ob das mehr oder minder
naturalistisch oder abstrakt, stilisiert

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