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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Hellwag, Fritz: Die Kunstgewerbeschule in Magdeburg: zu den Abbildungen aus der letzten Ausstellung von Schülerarbeiten
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0214

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Aufgaben erklärt, mehr mit Konstruk-
tion und Tecknik befaßt; ähnlich so
die Klasse für Keramik (Lehrer: v.
Heider, Vater und Sohn). Sehr schöne
Resultate erreichten die Klasse für
Metallarbeiter (Lehrer: Bildhauer W.
Achten hagen), die Klasse für Bild-
hauer und Modelleure (Lehrer: Bild-
hauer Prof. C. Wegner und Bildhauer
H. Wewerka), in der sowohl das Ver-
hältnis zur Architektur stark durch-
gebildet, daneben aber eine seltene
Reife des intimen Ausdrucks erzielt
wird, und die Klasse für Flächen-
kunst und Textilarbeiten (Lehrer:
Maler Karl Tuch, Werkmeisterin Frl.
Stegmüller), die der frisch von der
Berliner Sezession eintretende Karl
Tuch geradezu revolutionierte und
fast in ein farbiges Märchenland ver-
wandelte, ohne die Pflege des zeich-
nerischen Könnenszu vernachlässigen.
Die »Entwicklung eines graphischen
Stils aus der Naturstudie« hat sich
die Klasse für graphische Künste
(Lehrer: Maler und Graphiker R.
Winckel) zum Ziel gesetzt. Winckel hat als Porträlgraphiker in Deutschland wenige seinesgleichen und besitzt
die suggestive Kraft, den Schülern etwas von seiner eindringlichen Psychologie und technischen Energie zu
vermitteln. Diese mit stiller Selbstlosigkeit betriebene Arbeit verdient, hervorgehoben zu werden. Es ist
nicht möglich, hier alle Klassen besonders zu erwähnen; es soll ja auch keine Klassifizierung versucht werden.
Sowohl in den graphischen Klassen
von E. Hoffmann, M. Henseler und
J. Graf als auch in der Aktklasse von
Maler M. Koppen usw. usw. wird
Vorzügliches geleistet.
Erwähnenswert sind auch die Be-
strebungen Bosselts, die Schule mit
der Praxis in Verbindung zu bringen.
Er hat seine Gedanken unlängst
(Magdeburger Zeitung Nr. 53g vom
23. Oktober 1913) zusammenfassend
ausgesprochen. Man kann Wort für
Wort unterschreiben. Die »lose Pro-
duktionsgemeinschaft« zwischen den
Werkstätten und Firmen der Stadt
wäre so zu verstehen, daß der Schule
Gelegenheit gegeben würde, sich mit
Entwürfen an bestimmten Aufgaben
zu beteiligen. »Alles das, was er-
dacht, gesucht, erfunden wird, immer
wieder nur für angenommene Auf-
gaben zu erdenken, zu suchen, zu
erfinden, wird in der Fortsetzung
des eingeschlagenen Weges barer
Unsinn, verwerflich, weil Kräfte,
die sich dehnen wollen, geengt wer-
den, unökonomisch, weil Kräfte,
die Werte erzeugen können, nicht
genutzt werden.«
FRITZ HELL WAG.



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