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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0217

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würfe, Jäckchen usw.) mit zum Teil
prächtiger farbiger Ornamentierung. Be-
sonders fein ist ein kokettes Bolero-
jäckchen, weiß mit farbenlustiger Perlen-
borde. Der Sitz dieser Stickerei-Industrie
ist Dachsberg i. Eis. — Auch prächtige
handgenähte Spitzen, Durchbrucharbeiten
und Leinenstickereien sieht man; das
Industriehaus in Lixheim i. E. stellt sie
aus. Die Fürstin von Wedel, die Gattin
des ehemaligen Statthalters, sucht alten
Hausfleiß neu zu beleben, indem sie aus
ihrem reichen Besitz an einheimischen
Spitzenarbeiten (in italienischer Riticella-
Art) Muster als Vorbilder hingibt. —
Charakteristisches Heimatsgepräge zeigt
das Hausgerät, wenn auch der Einfluß
der Volkskunst sich mehr in den
Schnitzereien der Stuhllehnen und der
schönen Buntheit der Strohsitze der
Stühle, sowie im Detail der Intarsien-
arbeit zeigt als an den Möbeln selbst.
Man wünschte etwas weniger Aller-
weltsrenaissance. — Auf hoher künstle-
rischer Stufe dagegen stehen die holz-
geschnitzten, buntbemalten Spielsachen
(Schnitzschule in Wingen); es sind derbe,
zur Phantasie sprechende Sächelchen.—
Gut ist auch die Keramik vertreten, die
besonders in Suffeiheim bei Straßburg
gepflegt wird. Ihr eifriger Förderer ist
der Lehrer an der städtischen Kunst-
gewerbeschule in Straßburg August
Herborth. Primitivster Betiieb herrscht
noch in jener Gegend. Man sieht Stein-
zeugarbeiten mit pikant verteilter blauer
Salzglasur und insbesondere Fayence-
geschirr mit innig aufgefaßtem, malerisch
hingesetztem Dekor nach volkstümlichen
Motiven: Kirmeß- und Hochzeitsbilder,
architektonisch reizvolle Gassenwinkel,
Blumen und dergl. — Die von jeher in
Elsaß-Lothringen betriebene eigenartige
Kunst der Holzintarsie, die sog. Mar-
quetterie-Kunst, geht mitunter erheblich
zu weit, indem sie im Sinne der Malerei
naturalistisch wirken will und dies durch
die verschiedenartigsten Beizen, Lacke
und Hölzer zu erreichen sucht; wäh-
rend sie dem Material entsprechend de-
korativ vorgehen muß. Pallmann.
Frankfurt a. M. Ausstellung alter
Goldschmiedearbeiten aus Frankfurter
Privatbesitz und Kirchenschätzen im
Kunstgewerbemuseum. — Wenige Städte
Deutschlands dürften in der Lage sein,
über so reichhaltige Privatsammlungen
von Edelmetallarbeiten zu verfügen, wie
Frankfurt a. M. Die Frankfurter Privat-
sammlungen nehmen eine durchaus
eigenartige und isolierte Stellung im deut-
schen Sammelwesen ein. Man darf wohl
behaupten, daß an keiner anderen
Stelle die Tradition eine so ausschlag-
gebende Rolle spielt. Die Frankfurter
Sammlungen sind noch aus jener un-
mittelbaren Verbindung mit dem Kunst-

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