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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 14.1917

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Nr. 27 (1. April 1917)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54676#0174

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164

DER KUNSTMARKT

Ab 17. April kommt in der Galerie Helbing in München
eine ausgewählte Kollektion von Antiquitäten, umfassend
die Sammlungen der verstorbenen Museumsdirektoren Dr. H.
Stegmann „und Dr. Willi. Schmidt sowie verschiedener
süddeutscher Privatbesitz zur Auktion, darunter Gobelins
aus dem Nachlaß Professor Wierusz-Kowalski, München.
Der Katalog umfaßt zwei gesonderte Ausgaben (Antiqui-
täten und Gemälde). I Der Antiquitätenkatalog enthält sel-
tene keramische Stücke, eine größere Auswahl an Edel-
metallgeräten, Zinn- und Bronzegegenstände, Holzfiguren,
Möbel, Gobelins, Textilien, eine reichhaltige Kostümsamm-
lung und verschiedene graphische Kunstwerke. In der
keramischen Abteilung sind besonders die Fayencen und
Porzellane hervorzuheben neben einigen Erzeugnissen der
rheinischen Steinzeugmanufakturen und etwa 20 Majoliken.
Unter den Fayencen ist Venedig, Rouen und besonders
Straßburg vertreten, letzteres mit Werken aus allen Perioden,
auch seltene figürliche Proben mit der Paul Hannong-Marke.
Die chronologische Anordnung der Porzellane gibt einen
Überblick über die wesentlichen deutschen Manufakturen.
Voraus geht eine Kollektion chinesischer Erzeugnisse, unter
denen namentlich solche, die für den holländischen Export
im 18. Jahrhundert hergestellt wurden und mehrere, die erst
nachträglich in Europa mit Muffelfarben dekoriert sind, in-
teressieren dürfen.
U. a. ist Nymphenburg mit einer Anzahl früher und
später Geschirre sowie drei Weißfiguren aus der großen
Götterserie von D. Auliczek vertreten. Der Abschnitt Glas
beginnt mit einer Serie datierter Schweizer Scheiben um 1600.
Unter den Edelmetallgeräten ist ein großer Pokal mit
den Beschauzeichen von Augsburg und München, eine
Augsburger Kanne des späten 17. Jahrhunderts, zwei Nau-
tiluspokale derselben Zeit; dann verschiedenerlei Tafelge-
rät niederländischer Herkunft hervorzuheben. Unter den
Messingarbeiten sticht eine vollständige Kollektion Aachener
und belgischer Erzeugnisse des 17. und 18. Jahrhunderts
hervor. Die Zinngeräte sind vorwiegend süddeutscher
Provenienz, sehr gut kommt dabei München mit etwa 20
gestempelten und datierten Stücken zur Geltung.
Der Abschnitt Plastik zählt verschiedene spätgotische
Figuren auf, unter denen eine Madonna der mainfränkisch-
rheinischen Grenzzone (Aschaffenburger Gebiet) sowie ein
wahrscheinlich rheinländisches Relief des hl. Michael, ferner
eine Madonnenfigur der oberitalienischen Renaissance auf-
fallen. Unter den kleinplastischen Arbeiten seien mehrere
Kruzifix- und Heiligenfiguren des 18. Jahrhunderts genannt.


Venus. Nymphenburger Modell. Auliczek. Um 1770.
Nachlässe Museums-Direktor Dr. Stegmann, München usw.
Antiquitäten - Auktion vom 17. bis 19. April 1917 in der
Galerie Helbing, München.

Unter der Rubrik Dekorationsplastik werden mehrere gute
Bilderrahmen Münchener Provenienz beschrieben.
An der Spitze der Textilien stehen acht Gobelins. Der
älteste mit Passionsszene ist eine flandrische Arbeit um 1500,
er zeigt die feine, abgestimmte Tönung mit den kräftigen
Granatapfelmustern der südbelgischen Manufakturen.
Der Katalog mit 50 Tafeln ist zum Preise von M. 8.—
durch die Galerie Helbing, München zu beziehen.


Gobelin. Kreuzabnahme und Grablegung Christi. Flandern. Nach 1500.
Nachlässe Museums-Direktor Dr. H. Stegmann, München. Antiquitäten-Auktion in der Galerie Helbing,
München vom 17. bis 19. April 1917.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.h., Leipzig
 
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