Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 8 (Maiheft 1927)
DOI Artikel:
Gerathewohl, Fritz: Über Wesen und Aufgabe des Rundfunks
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nach unserer KennLnis der deukschen Sender, von einzelnen Versuchen abge-
sehen, nur in München, wo einem von der Bühne her begabLe und kulLi-
vicrLe Spieler kamen, die man in eigene rundfunkische Schnlung nahm. Über
AnsäHe zu einem besonderen snnkischen Ausdruck, die auch in dem „Funk-
Expreß" GerhurL von Westermanns zu erkennen sind, kam inan jedoch auch
am bayerischen Sender bisher nichL hinaus.

Wohl haL eine SendegesellschasL in beLrächLlichem Ausmaß auch dem Un-
LerhalLungsbedürfnis ihrer Hörer Rechnung zu Lragen und hierbei
auf die besondere geistige SLrukLur ihrer engeren, landschafLlich bedingLen Hörer-
schasL Rücksichk zu nehmen, aber sie dars sich nichk so weiL von den Bedürfnissen
einer nach Tanzmusik oder Schnadahüpseln verlangenden Müsse abhängig
machen, daß es dcn Anschein haL, sie sei wie irgendein GeschäsLsunLernehmen
lediglich aus ErhalLung und Erhöhung ihrer Teilnehmerzahl, nicht aber daraus
bedachL, ihren Hörern in kulLureller HinsichL Erwecker und Förderer zu sein.
Gefährlicher noch als eine allzn deuLliche AbhängigkeiL von den Hörern ist
mancher Sendestelle die Verbeugung geworden, die sie alltäglich vor Programm-
räLcn, Überwachungsausschüssen und ähnlichen EinrichLungen mehr oder minder
poliLis chen CharakLers zu zeigen haL. Wir mcinen, daß es dem Rundfunk
an sich durchaus nichL nachLräglich ist, wenn seine GesellschasLen Reich und
Ländern unLerstellL sind, aber der Einsluß des SkaaLes sollke über Grundsragen
der Programmbildung und verwalkungsLechnische Maßnahmen nicht hinaus-
gehen und sich keineswegs bis aus EinzelheiLen der DarbieLungen erstrecken!
Wir sehen keinen Grund dasür, daß sich der SkaaL zu den Darbiekungen des
Rundsunks anders stellen sollke als zu denen seiner TheaLer und dem einen aus
moralischen oder polikischen Bedenken heraus verbieken dürfke, was er dem
anderen zubilligL; die Hörer des Rundfunks bedürsen keiner schärseren Bevor-
mundung als die Besucher staaklicher Theaker!

Sollen die Mängcl des deukschen Fuukwesens zugunsten sciner wichtigen und
crnsten Ausgaben bescitigt werden und seine Sendestellen soweit an BedeuLung
gewinnen, als es ihren WirkungsmöglichkeiLen enLsprichk, so ist es vor allem
notwendig, daß Ausbau und DarbieLungen des Nundsunkö mehr als bisher
der össentlichen Kritik unkerstellL werden. Es gehL nichL an, daß die ZeiLungen
einer GroßstadL wohl über jeden Film, den einige hunderL ihrer Lcser aus sich
wirkcn lassen, einen BerichL gebcn, die RundsunkdarbieLungen dagegen, die von
ZehnLausenden ausgcnommen wcrden, völlig außer AchL lassen. Der Grund
sür eiu derarkiges, nichk eben von starkem .BerantworLungsgesühl zeugendes
VerhalLen ist, in München wenigstens, ein höchst bekrüblicher: man sucht den
Rundsunk LoLzuschwcigen, weil er sich außerstande siehk, sür die Verössentlichung
seiner Sendefolgen eine sinanzielle Enkschädigung zu leisten!

102
 
Annotationen