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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 9 (Juniheft 1927)
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Trentini, Albert: Zwischenspiel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0188

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und Tiefe, von QualikäL und QuanIiLäL — ini heutigen Menschen! Und
deshalb, begreislicherweise, auch die vielen „negaüven Besunde", die von
den verehrken Vorrednern abgegeben wurden! Wie denn sollken sie nichk
negakiv lauken, wenn sie noch vom Geisie der alken Skafsel her abgegeben
wurden? „Vom Geisi der neuen aus aber lauten sie durchans posikiv! Laukcn
sie: die neue Welk, eine vollkommen neue Welk isi im Anmarsche! Die Welk
des Menschen, der von der Eins — dem Fesigeschmiedeksein an den Sah oder
an den GegensaH — zur Zwei emporgewachsen isi: zur Bereinigung Von Sah
und Gegensah in seiner sreien Person, und nun von dieser Zwei aus, unermeß-
lich bereicherk gegen srüher, hinausgeschwungen wird zur gökklichen Drei: zur
siündlichen Erschassung neuen und noch höheren Lebenssinnes und Lebensgrades
in der Überwindung der Zwei! Muk also! Tapferkeik! Heroismus, meine
Freunde!" schloß Theogrin mik blitzenden Augen. „Soviel Heroismns, um
zu glauben, daß es nichk nur euer Rechk, nein, sogar euere Pslichk isi, von Gokk
her — oder, wenn ihr lieber wollk, vom Kosmos her — euere Pslichk isi:
Heilige und Verbrecher, Schöpfer und Zersiörer, Gökker und Menschen
zu sein! Allerdings, das Gruseln muß man verlernk haben, ehe man ins Mor-
genlichk dieses Tags einziehk! Aber, wer einmal darin eingezogcn isi, kaun
in euerem Gejammer, Geslenne und Furchkgezikker nur noch Reliquien des
eudgülkig schon gesiorbenen Sklaven erkennen, der nichk einmal würdig isi, in
einem Grabe zu liegen!"

Veränderk, als häkke ein Erdbeben sie aus ihrer Ruhe geschreckk, alle! Woher
plöHlich in den Mienen, die so besonnen die negakiven Besunde abgegeben
hakken, dieses Ungewiß? Dieses krampfhafke Aus- oder Ein-Wollen und nicht
Können? Diese Begier, aus vollen Lungen zuzusiimmen, und zugleich dieses
raklose Enksetzksein wie vor den Fahnen des Ankichrisi? Aber war nichk noch
bewegender, ja, noch rührender dies jähe Sichenkblößen der bange ohnmächki-
gen Gesichker, die nur zu eindeukig bekannken, daß sie nun die Welk der armen
Teusel, nein, auch ihre eigene, auch sich selber, nur noch verzweifelker winseln
hörken nach dem anerkannken, nach dem geossenbarken Rekker aus diesem
Friedhos des zerborsienen Gesiern und aus den Grauen-Rkebeln dieses kaka-
sirophischen Heuke? Wahrlich, alle die unzähligen schlaflosen Rrächke, in dcnen
der Gewissenhaske von hcuke — vergeblich! -— sciuen Geisi zerfrißk mit der
unerbitklichen Frage: wie dcnn komme ich den noch Blindcren, noch Tauberen
zu Hilse im Jazzlärm und im Revuekempo dieser allgemcinen Anarchic? — alle
diese schaurigen Nächke, und alle ebenso nuHlos in Grübeln und Naken ver-
praßken Tage dieses Gewissenhaften redeken, enkhüllk bis anss Nackte und mik
derselben Reotschreisprache ciner Zcik, die sich unrekkbar zersleischk, indem sie
sich bcsessen analysierk, aus diesen Gesichkern! Q, viel mehr als Versiehen und
Mikleid ergrissen mich! Diese Rrächke nnd diese Tage, wie ohne Lücke genau
kannke auch ich sie! Alle! Ilnd wiederum wollke ich >ein Work sagen; das Wort,
das sich m i r eingegeben hakke nach all jenen Tagcn und Nächken. Aber wic-
derum wurde es nichk lauk; Jann hakke sich erhoben; Theogrins erbik-
kerker Widersachcr. Er ehre Theogrins Opkimismus, erklärke er nük bebcn-
der Skimme; „nakürlich!" Aber — sei Theogrin überhanpk noch bei Trosie?
Er wolle nur sagen, was er, Jann, sehe; niik den kürzesien Sähen! llnd er
räusperke sich. Ilnd noch heiserer wurde seine Skimme. Er sehe nichks als

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