Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 9 (Juniheft 1927)
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0236

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
H. de Fries, Frank Lloyd Wright
(Ernst Pollak, Berlin). Dieser hervor-
ragende amerikanische Baukünstler, schon
balö ein Sechziger, hat anf das jüngste
Geschlecht der holländischen nnd dentschen
Architekten starken Einsluß. Er hat in
sich die Renaissance seiner Pariser Lehr-
zeit vollständig überwunden und erachtet
diesen Stil als die „gräßlichste Berderbt-
heit". Er will wesentlich die Einsachheit
und Wahrheit ans einem starken Lebens-
gesühl, das Klarheit und Plastik erstrebt.
()n besonders meisterhaster Weise ver-
steht Wright einen Ban mit dem Boden,
mit Licht und Luft einS werden zu lassen,
höchste Naturverschmolzenheit zu errei-
chen. Er will möglichste Ausnützung der
bautechnischen und ingenieurmäßigen
Mittel, die öer Baukünstler zur Schön-
heit bringen soll. Eine besondere Schöp-
sung der lehten Jahre sind seine Zement-
häuser, die aus Sand, Kies unö Granit-
schotter in Platten ausgeführt werden;
sie sinö möglichst aus Typen und Serie
eingestellt und haben viele Vorzüge.
Wrights Hauptleistungen sind modernste
Landhäuser. Wir können aus unseren
ganz unkalisornischen Verhältnissen vie-
les hievon nicht übernehmen, aber doch
Wertvolles sür die Form gebrauchen —
es steckt ein gut Teil von kommender
Baukunst in den Werken Wrights. Das
sehr gut ausgestattele Buch, öem de Fries
die Orientierung und einige Aussätze des
Meisters beigegeben, ist sür junge Archi-
tekten und jeden Freund der jüngsten
Baukunst sehr anregend, vor allem dnrch
seine grundsätzliche Klarheit.

Hermann Muthesius, Land-
hauS und Garten. ch, völlig unige-
arb. Ausl. (F. Bruckmann, München).
Der Herausgeber ist einer der ersten und
verdienstvollsten Pioniere sür das neue
Wohnhauö, wie sür die Nkoöerne über-
haupt, die er theoretisch und praktisch
allenthalben gesördert. Hier wird ein
wohlbekanntes und beliebtes Werk in
neuer Ausgabe vorgelegt: ein prachtvolles
Architektur-Bilderbuch voll kultivierten
Sinnes, aber im wesentlichen ein Zeugnis
unserer Vorkriegszeit und ihrer höchsten
Leistungssähigkeit. Nur ganz wenige wer-
den in Gegenwart und absehbarer Zu-
kunft so reich bauen können. Jmmerhin
sind die praktischen Winke noch vielsach
wertvoll und das Ganze ein vortressliches
Erziehungsmittel sür bauliches Verstehen
und baulichen Geschmack.

Hermann Muthesius, Die schöne
Wohnung. 2., stark vermehrteAusl. (F.
Bruckmann, München). Beispiele neuer
öeutscher Jnnenräume, die nns aus Zeit-
schriften fast alle bekannt und selbst ver-
traut sinö; Beispiele der hohen Wohn-
kultur einzelner, die den Mut und Willen
zn den Formen und demGeschmack ihrer
Zeit hatten; Beispiele, die erweisen, daß
Dentschland hierin durchaus an der Spitze
gestanöen. Schade, daß von bester Art
der jüngsten Jcchre nichts zu sehen ist,
nichts vom Einfachen und Einfachsten.
Aber ein Dokument der letzten Jahre vor
dem Krieg und während deöselben, ein
Vorbild sür jeden Wohlhabenden heute
noch. Muthesius' knapper Text sehr le-
sens- und beherzigenswert.

Heinrich Ehl, Norddeutsche
F e I d st e i n k i r ch e n (Gg.Westermann,
Braunschweig). Prachtvoll markiges
Volkstum voll künstlerischer Wucht unö
gedrungener Größe spricht aus diesen Kir-
chen der deutschen Kolonisation vom 12.
bis i/j. Jahrhundert. Bisher kaum be-
achtet, überraschen sie durch ihre Fülle
und die Einheitlichkeit des Stiles, den der
Versasser trotz aller Beeinslussungen als
besonderen erweist. Eine sehr eindring-
liche, dankenswerte Arbeit, die uns aus
unsere Vergangenheit, öeren Kolonisation
auch solcher Art wahrhaft stolz werden
läßt. Sehr anregend auch sür schassende
Architekten deS Kirchenbaues. Die Abbil-
dungen sind mustergültig.

Paul Wolf, Wohnung und
Siedlung. (Ernst Wasmuth, Ber-
lin.) Dieses sehr dankenswerte Werk, reich
an gewichtigen Einzelheiten, die ausge-
zeichnet illustriert >wuröen, ist über öie
Kreise der Architekten und Sozialpolitif
ker hinaus sür jeden Gebildeten bedent-
sam, der zum heutigen Bauen irgend-
welche Beziehung hat. Entstanden aus der
Dresdener Ausstellung „Wohnung und
Siedlnng 192Z" vereinigt es ein außer-
ordentlich wertvolles Plan- und Modell-
material mit zahlreichen Bildern, das un-
ter dem Vorsitz von Paul Wols mit
namhasten Fachleuten zusammengestellt
wurde. Der Versasser hat aus Grund lang-
jähriger Erfahrung und weiteren An-
schauungsmaterials das ganze Gebiet selb-
ständig behandelt und erweitert: zuerst
eine geschichtlich-völkerkundliche Entwick-
lung des Wohnungs- und Siedlungswe-
sens, dann deren heutige Grundlagen und
Forderungen, die Elcmente der Wohn-

202
 
Annotationen