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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 12 (Septemberheft 1927)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0478

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wehr gegen eine Gefahr, nach der der
gespannte Kopf drohend ausschaut, von
den gestrafften Ohren noch wachsarner
gemacht. Bösartig schars znckt das ITtaul
ans. Der ansgemergelte, halb verhun-
gerte Leib mit den struppigen Haaren
steigert die Wildheit und Gier; und doch
entbehrt das Fell nicht eines gewissen
Glanzes und stellenweise einer sammetar-
tigen Weichheit. Seine Zeichnung erhöht
das Unheimliche des Tieres. Das ist nicht
irgendeine beutelustige Hauskatze, das
ist eine Katze, i'ri der alle Jnstinkte des
Ümherschweisens, der wilden Lnst, der
Blntgier hausen, die schattengleich dahin-
hnscht, aus der Düsterheit wie.ein elektri-
scher Funken herausspringt und spukhast
wieder verschwindet. Sicher ein Erlebnis,
das der Künstler ins Geheimnisvoll-Un-
heimliche seltsamer Nachtvorgänge erhebt,
ein Blick hinter die Kulissen der Tierwelt
und ihrer Bösartigkeit.

Als bloße Schwarzweißschöpfung ist das
Blatt von jener Wirkung, der wir ein-
gangs gedachten. Man bedenke die. Flek-
kenwirkung desHell undDunkosdie' gegen-
seitige Verteilung, aber auch ihre Form-
krast sür die Darstellung des Gegenständ-
lichen, — Droste-Hülshosss Dämonien
klingen in diesem Westsalen an.

Ein Westsale anderer 2lrt ist Döh-
mann, sür dessen Bilder ich auf den
Beitrag von Werner Denbel verweise. —
Bei dem sarbigen Bilde nach eineni Aqua-
rell des Künstlers ist zum ersten Male in
unserer Zeitschrist ein neues Versahren
zur Anwendung gekommen, der Dreisar-
ben-Kupsertiesdruck, der von der Münche-
ner Graphischen Gesellschast Pick L Co.,
A.-G-, ausgesührt wurde. ss. P.

»

5>xei der Feier, die der Grabdenkmals-
-^Oenthüllung sür den Regierungsrat
Richard Sternseld (geboren i3ög
in Königsberg i. Pr., gestorben am
21. Juni 1926 in Berlin-Zehlendorf)
vorausging, wurde u. a. auch die
von ihm komponierte Ballade „DaS
Lied" gesungen. Es lag nicht etwa bloß
an dem bis inö kleinsle durchdachten Vor-
trag des herrllche, tresslichst durchge-

bildete Stimmittel ausweisenden Darm-
städter Baritonisten Joses Herrmann,
daß dieses Lied tiessten Eindruck hinter-
ließ; in erster Linie bewirkte dies die
Komposition. Sternseld, der zum Haupt-
berus aus Wunsch seiner Eltern nicht
die Musik, sondern die Geschichts-
wissenschast gewählt hatte, ein Gebiet,
aus dem er Vortressliches geleistet hat,
war im Grunde seines Herzens stets Mu-
siker geblieben; er war aber noch mehr,
er war ein wirklicher Tondichter. Nicht
gerade viele Kompositionen hat er ver-
össentlicht; in seinem Nachlaß aber lie-
gen noch namentlich wertvolle Lieder.
Vor Psitzner hat er schon den „Armen
Heinrich" als Musikdrama komponiert.
Die Freude hat er wenigstenS gehabt,
daß das Vorspiel dazu öster vom Ber-
liner Philharmonischen Orchester gespielt
worden ist. Eine ungemeine Regsamkeit
hat er als Vorkämpser sür Richard Wag-
ner und die Bayreuther Festspiele entfaltet
sowohl in Schrist als auch im Wort.
Jhm verdanken wir die erste Ausgabe
des ersten Entwurss der „Meistersinger
von Nürnberg" sowie der Aussätze des
Meisters aus seiner ersten Pariser Zeit.
Von seinen der Wagner-Forschimg ge-
widmeten Schriften sei „Wagner und der
heilige deutsche Krieg" besonders hervorge-
hoben wegen deö innigenBekenntnisseszum
Deutschtum. Ein herrliches Denkmal ist
dem großen Wagner-Sänger Albert Nie-
mann von Sternseld in einer kleinen
Biographie gesetzt worden. blngemeine
Verdienste hat er sich auch um den
Wagner-Verein in Berlin, dessen Ein-
gehen auch er sreilich nicht verhindern
konnte, und um den Berliner Akademi-
schen Richard-Wagner-Verein crworben.
Er ist ein gläubiger, srommer, auch sehr
wohltätigcr Christ gewesen; mit tiesster
Religiosität ersaßte er Beethovcns
Missa solemnis, über die er eine eigene
Schrist versaßt hat. Es sollte mich aus-
richtig sreuen, wenn unsere Verösscnt-
lichung einen Verleger veranlassen würde,
aus dem reichen Schatz der im Nachlasse
Sternselds besindlichen Kompositionen die
wertvollsten herauszugeben. W. A.

Derlag von Georg D. W. Cal lw ey,.. Druck von Kastner L Callwey in München. — Derantwortlich :
Dr. Hermann Rinn, München. In Österreich verantwortlich: Paul Sonnenfeld, Wien I, Fleischmarkt 16. —
Geschäftsstelle für Berlin: Georg Siemens, 57, Kurfürstenstraße 6; Geschäftsstelle für Wien:

Paul Sonnenfeld, I, Fleischmarkt io.

Sendungen für den Text nur nach vorberiqer Vereinbarung, da sonst keine Derantwortung übernommen werden
kann, an den Kunstwart-Derlag Georg D. W. Callwey in München 12 Finkenstraße 2.
 
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