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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 5.1891-1892

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Heft 21 (1. Augustheft 1892)
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Rundschau
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11726#0336

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Die Lrschütterungen mußten kommen, nach deneu gauz
andre Menschen aufwuchsen.

Unsere Ansstellung gewährt zur Repräsentation
des Nokokomenscheu eine Neihe vou j)ortraits, unter
deneu die pesnes die erste Stelle einnehmen. s)esnes
Thätigkeit fällt in Friedrichs II. frühere Iahre, gleich
der Anobelsdorffs. Diesen Bilduisseu gegenüber über-
schleicht uus das Gefühl, als habe die herrscheude
Gesellschaft damals eine nie abbrechende Nlaskerade
gespielt. Die Lsände bei Nlännern und Frauen be-
stehen aus zartem Fleische mit rosigen Fingerspitzen.

Ulan meint, selbst die j)ferde müßten damals mit dem
vergoldeten ^afer des Taligula gefüttert worden sein.
U)ir betrachten mit zweifelndem Wohlgefallen die
sanftgepolsterten IVangen der alten und jungen ^erreu
und Damcn, die Lippen mit süßnachschlürfender Be-
weglichkeit, die feuchten Blicke. Neal und beinahe
trocken wirken dagegen die Portraits von der Lsand
Graffs, der ein Deutscher war. Es hätten ihrer
mehr sein müssen. Ulir scheint, auch von Thodowieckis
Notsteinköpfen hätten eine ganze Neihe ausgestellt sein
sollen. (Schluß folgt.)

Lose Wlätter

In Sachcn LZübne und Sittlicbkeit schreibt man
der „Frf. Ztg." aus Mainz: „Daß die StadtverordnetenDer-
sammlung der Theater-Deputation darin beigepflichtet hat, daß
die Mitglieder des hiesigen Stadttheaters sofort auf verlangen
der Deputation entlassen werden müssen, wenn sie »zn erheb-
lichen Anständen in sittlicher Bcziehnng Anlaß geben<, wird
viellcicht Lseitcrkeit hervorrufen; aber wir meinen, daß der
Beschluß doch auch eine sehr ernste Seite hat. Unserer An-
sicht nach müßten die Schauspieler wenig Lhre im Leibe haben,
wenn sie diesen Paragraphen des Theater-Vertrages nicht als
schwere Uränkung auffaßten. Warum haben die Iferren nicht
durch eine Bestimmung insbesondere dem weiblichen Personal
eine angemessene Gage gesichert, die zum Lebensunterhalte ans-
reicht? Recht gut würde sich auch ein Paragraph ausgenommen
haben, der dem übermäßigen, oft in lächerlichem widerspruch
mit der zu spielenden Rolle stehenden Kleiderlurus der Rünst-
lerinnen steiwrte. Lfier wärc eher Arbeit gewesen. Ls ist be-
zeichnend, daß Niemand das Aind beim richtigen Namen
nannte und daß die städtische Vertretung zu dem vorschlage
der Theater-Deputation ein Ia und Amen sagte."

» ».zfackelzüge" fanden und finden anläßlich der Reise
Bismarcks jetzt wieder in großem lllaßstabe an vielen Mrten
statt — sie mögen auch uns zn einer kleinen Lrinncrung für
die oft zitirten „maßgebenden Areise" den Anlaß geben. wir

haben das wort „Fackelzüge" in Anführungszeichen gesetzt,
weil es bereits als abgegriffene Sprachscheidemünze gebraucht
wird: weniger und weniger kann nämlich bei den betreffenden
Umzügen noch von Fackeln die Rede sein, mehr und mehr
handelt es sich um Aerzen oder Papierlaternen. lvarum das
geschieht, das wissen wir ja alle: besonders, damit die
Rccke und Lsofen der Träger von den Leuchten ikrer Be-
geisterung nicht verdorben werden. Aber das scheint ganz
vergessen zu werden, daß die Trsetzung der pechfackeln durch
andere Brennkörper ein Ding ist, das zwei Seiten hat: was
man an Reinlichkeit für sich selber gewinnt, das nimmt man
der Schönheit des ganzen Lindrucks weg. Denn an Schön-
heit sind Umzüge, wie man sie jetzt zumeist macht, gar nicht
zu vergleichen mit den wirklichen Fackelzügen, bei denen jede
Fackel mit ihrer immer bewegten großen Flamme wie ein
lebendiges Ding erscheint, während herrliche dunkelrote Lichter
das Rauchgewölk und die Straßen übergeistern, so daß jedes
künstlerisch sehende Auge seine lvonne dran hat. Und der
Abschluß der Feierlichkeiten: hier das Zusammenwersen der
brenncnden Fackeln, dort das Ausblasen der Lichtel Ist es
notwendig, daß das phantastisch Schöne in solchem Maße,
wie es thatsächlich geschieht, dem nüchtern Iweckmäßigen
geopfert wird auch da, wo sich's doch uni den Ausdruck be-
geisterten Empfindens handeln soll?

Leitungsscbau.

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..IKunstgesang" und Volksgesmtg. — IKundscbau. Theater. Luc Gersal über Berliner Lheater-
verhältnisse. Deutsche Schauspieler und Schauspielkunst. Reichsbühnen für das volk. — Musik. Musik-
schule für Blindei — Bildende Rünste. Die VI. internationale Runstausftellung in München. II. Iapanismus. Altes
und neues Rokoko. - Lose Klätter. Fackelzüge. Bühne und Sittlichkeit. — Leitungssebuu.

Lur getäiligen Weucbtung.

Der Derausgeber des „Ikunstwarts" und des „Ikunstgewerbes" verreist aut einige Leit. Mir
teilen dies mtt dem Kemerken ergebenst mit, dass Derr vr. paul Scbumann in Dresden die Sütc
baben vvtrd, ibn tür die Leit seiner Nbvvesenbeit zu vertreten, und bitten, alle Lendungen redaktioneller
Nrt obne Nngabe etnes Versonennamens an die Scbrittleitung dieser Leitscbritt nacb Dresden-A. 16.,
Stepbanienplatz 3, ricbten zu vvollen.

Nlle Sendungen, die den lllerlag des Klattes anbetretten, vvolle man dagegen an den „Ikunst-
vvart-verlag (ikrepss ^ Ikunatb)", Dresden-N„ Dillnitzer Strasse, adressiren.

Dresden, im Fuli lSS2.

1kunst>vart-Leltung und LcbrtttleLtuug des Ikunstgevverbes.
 
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