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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 5.1891-1892

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Heft 22 (2. Augustheft 1892)
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Rundschau
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11726#0349

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dieser Ausspcrrmrgspolitik beschließeu, deu Äaub Müncheus
von den Füßeu zu schütteln, wir wüßteu eiue herrliche Stadt
iumitten Deutschlands, die eine Auffrischuug ihres Ruust-
lebens driugeud bedars und wo gegenwärtig eiu mouumentales
Ausstellungsgebäude gebaut wird, das mit den werken der
eingewanderten Sezessionisten Münchens im nächsten Iahre auss
herrlichste eingeweiht werden könnte.

» Die Hruppel des Kerltner Doms. Die vossische
Zeitung schreibt: Für den Berliner Dom sind nicht nur von
Prosessor Lselmholtz, ^>rofessor Panker, von der Akademie der
wissenschasten, dann von Architekten usw., zahlreiche Gut-
achten über die Gestaltung der Kuxpel eingeholt worden, dic
der endgiltigen Form derselben zu Grunde liegen. Die unter
Friedrich wilhelm IV. geplante Rirche war, wie bekannt,
eine Basilika, aus deren Form man nachher nicht mehr zurück-
griff. Statt dessen trat schon zu Stülers Zeit ein Rupxelbau
in den vordergrund, und auch bei der Wettbewerbung des
Iahres ^867 waren die Lösungen mit einer Ruppel vor-
wiegend. Die Bedenken dagegen, die damals von den
j?redigern aus akustischen Gründen erhoben wurden, sind
auch jetzt wieder ausgetaucht, weshalb etwa 200 Rirchen der
verwandten Gesamtsorm auf ihren Alang hin untersucht
wurden. In allen Ruppelkirchen, bei denen die Lhöre nach
Lage und ksöhe verschieden austreten, bilden sich reflektirende

Schallwellen, die unter llmständen für die Zuhörer sehr störend
sind. Trotz aller Versuche und Abhandlungen ist es auch
heute noch nicht möglich, rein theoretisch die Schallfähigkeit
eines Gotteshauses näher zu bestimmen, obwohl namentlich
Baurat Mrth in Berlin nach dieser Seite hin die eingehendsten
Studien gcmacht hat. Interessant ist es, daß man vielfach
die sehr einfache Lösung gewählt hat, in Rupxelkirchen die
Ranzel fahrbar aufzustellen und nun durch xraktische versuche
ihre beste Stellung auszuproben. Bei einem werke von der
Bedeutung des Berliner Domes wird man nicht in gleicher
weise vorgehen können, doch hat man die Beruhigung, daß
den schädlichen Schallstrahlen aus dem Ruppelraum nicht
durch die Form sowohl wie durch die mehr oder weniger
plastische Behandlung der Gewölbfläche entgegen gewirkt
werden kann Die ausgedehnten vorstudien, welche Geheim-
rat Raschdorff in Gemeinschaft mit professor Gtto Raschdorff
in akustischer lhinsicht für den Dom gemacht haben, füllen
mehrere stattliche Bände, deren veröffentlichung ihrem wesent-
lichsten Inhalte nach einen sehr wichtigen Beitrag sür den
modernen Rirchenbau zu liesern verspricht.

» Iserr vr. Iulius Llias war durch Unwohlsein ver-
hindert, den dritten Artikel über die „ In te rn a tion al e
Ausstellung in München" rechtzeitig fertig zu stellen.
Das nächste Stück wird dafür einen Doppelbericht enthalten.

Lose Klätter

* Linen allgemeinen dentscben Aournalisten-
UNd ScbrittStellertag abzuhalten, hat die deutsche Schrift-
stellergenossenschast den deutschen journalistischen und schrist-
stellerischen vereinigungen empsohlen, um gemeinsam zu dem
deutsch-amerikanischen vertrag zum Schutze der gegenseitigen Ur-
heberrechte, zu der verlagsordnung des Börsenvereins der deut-
schen Buchhändler und zur Frage eines deutschen preßrechtes
Stellung zu nehmen. Durch die sreundliche Ausnahme, welche
diese Anregung in den beteiligten Areisen sast allgemein ge-
funden hat, ist das Zustandekommen dieses Tages gesichert,
er soll für Sonntag den l l- September nach weimar berufen
werden. Die Geschästsstelle der deutschen Schriststeller-
genossenschast in Tharlottenburg teilt alles weitere mit.

* lHolKstzUNSt! Herr vr. Bruno wille, der vorsitzende
der Berliner „Freien volksbühne", beabsichtigt, dieses
Unternehmen zu vervollständigen durch veranstaltung von
künstlerischen Ronzerten und von Deklamationen. Außerdem
will bserr wille einen verein ins Leben rufen, welcher gute
Gemälde den Theatern, sowie einzelnen Raffeehäusern und
wirtschaften zeitweise unentgeltlich zur Ausstellung überweisen
soll. Er geht dabei von der Ansicht aus, daß der Besuch der
Runstausstellungen mit Aosten verknüpft sei und demnach
nicht Iedem möglich werde und daß serner die Fülle der aus-
gestellten Gemälde auf Manchen erdrückend wirke. Der neu
zu begründende verein soll es sich zur Ausgabe stellen, die
betreffenden Rünstler zu gewinnen, und dann die Mittel zur
Unterbringung der Gemälde zu sammeln. Line Anzahl von
Rünstlern hat er bereits sür diese Unternehmungen gewonnen.
— (Das würde also eine verwirklichung des in Nr. 20 des
Runstwarts abgedruckten Lingesandt aus der „Deutschen
warte" sein.)

* Lln Sbcllev-Museum. In Lngland hat sich zur
Feier des too. Geburtstags des Dichters Shelley ein Aus-
schuß gebildet, der zu Lhren des Dichters in Lforsham, un-
weit seiner Geburtsstätte, ein Shelley-Museum nebst Samm-
lung der auf sein Leben nnd seine werke bezüglichen Literatur
errichten will. Dem Ausschuß gehören u. A Tennyson,

> Loleridge, Dowden, watts, Sir Fred. Leighton, prof. Max
Müller, ksenry Irving und walter H. pollock an. Gaben
sür die Sammlung können an I. I. Robinson, west Sussex
Gazette, Arundel, Sussex, gerichtet werden.

* Nusstellung kür ebristlicbe Ilrunst. Man schreibt
der „Frkf. Ztg." aus Mainz: Die demnächst hier tagende
kfanptversammlung der Katholiken Deutschlands wird nicht
nur den politikern, sondern auch den über allem xolitischen
und religiösen Tagesstreit Stehenden interessiren, denn mit
der versammlung ist eine Ausstellung sür christliche Runst
verknüpft. Die Veranstalter gehören nicht zu den Freunden
der von München ausgegangenen modernen religiösen Malerei,
deren Lfauptvertreter Fritz v. Uhde ist. vielleicht beabsich-
tigen sie, den Rünstlern zu zeigen, welcher Art die von der
Rirche gewünschte Runst sein soll. Gsfiziell wird angekündigt,
daß sich die Ausstellung in erster Reihe gegen die sogenannten
Runstsabriken wcnden soll, über welche das hiesige kirch-
liche Grgan vor einigen Monaten von unterrichteter Seite
Folgendes mitteilte: „Eine uns bekannte Runstfabrik gewährte
mir einen überraschenden Linblick. chier stand ein chandwerker,
der malte nur Augen, hatte er die einen fertig, so ging er
an ein anderes Bild und malte ihm dieselben Augen auf. Lr
hatte im Augenmalen mit der Zeit eine große Fertigkeit er-
langt. Inzwischen wartete schon der, welcher die schlanken
chände malte und ein Dritter lief hinterher mit einem Toxs
voll roter Farbe — er malte nur rote Mäntel. Ist das
Runst für unsere Rirchen? Natürlich fertigen diese Schnell-
zeichner und Schnellanstreicher mit 2 oder 3 varianten immer
dasselbe Gesicht, immer dieselbe Rose u. s. w."

* Lolas Germinal Ln Musik gesetzt, das ist das
neueste aus dem euroxäischen Runstmarkte. wie nämlich aus
paris gemeldet wird, hat der dortige Rapellmeister Riga einen
Lhoral Germinal nach dem gleichnamigen Zolaschen Roman
komxonirt, und hat diese seltsame Neuheit bei ihrer Aufführ-
ung in Lyon einen „sensationellen Lrfolg" errungen.

^ lDersteigerungen. Rudolf Bangel in Frankfurt a. M.
versteigert am to. Gktober und den solgenden Tagen die

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