24. Stück.
Lrscbetnt
am Anfang und in der lltitte
Derausgeber:
zferdinand Nvenarius.
Kesrellprets:
Vierteljährlich 21/z lUark.
5.
Zakra.
Vor deln secbsten Zabrgnnge.
^ünf jjjahre sind seit der Gründung des „ttnnstwnrts" vergangen. von jenen, die ich voc sechschatb
Iahreir in den j)lan des Blattes einweihte, glanbten wenige an die Zukunft eines Unternehmens, das nur
uon der Teilnahme wahrhaft Denk- und Lmpfindungsfreudiger die Möglichkeit, zu leben, erhoffen konnte.
Ls drängt mich, heute den Lesern des „Runstwarts" personlich dafür zu danken, daß sie's bewiesen haben: auch
ein Blatt unseres Schlages ist in Deutschland möglich.
Und ich gebe diesem Dank worte mit dem versprechen: der „Uunstwart" soll sich nach wie vor
bemühen, Ausschaupunkte über den Grenzmauern der j?arteien und damit freie Uundschau zu gewinneil. Er
wird sich unter seinen Lesern nach wie vor Männer und Frauen vorstellen, die auch die ZUeinungen der
Gegner prüfen und sich selbständige Urteile bildeil wollen. ^einen eigeneil Standpunkt vor der Uunst der Gegen-
wart wird im nächsten Hefte ein allgemeiner Überblich über das künstlerische Leben unserer Zeit erkennen
lassen. Lr wird ferner nicht glauben, daß unsern Lesern mit einer Verdünnung des Znhalts gedient wäre. Den
„Zug nach dem Familienblatt" wird er nicht mitmachen.
Zu einer äußerlichen Beränderung habe ich mich in Übereinstimmung mit den Derlegern entschlossen:
der „Runstwart" wird künftig statt mit Schwabachern mit Fraktnrbuchstaben gedruckt werden. Ubr persönlich
ist die Schwabacher Letter lieber, aber der Stimmen, die sie als „unleserlich" bezeichnen, sind zu viele ge-
worden, als daß wir ihr nicht den Abschied geben müßten. Zch muß mir eben sagen, daß wichtiger als das
Festhalten an einer t>'pographischen Ligentümlichkeit die Sorge sei dafür, daß die Runstauffassung, die meine
Zeitschrift vertritt, möglichst kräftig zur wirksamkeit komme. Übrigens wird durch diese Beuerung der
Tharakter der Ausstattung nur wenig verändert werden.
Mit einer Selbstkritik über den „Runstwart" will ich die teser nicht langweilen. Zch versichere sie
nur dessen: ich bin noch weit davon entfernt, mit seinen Leistungen zufrisden zu sein. Um endlich krästig
an der Vervollkommnung des Blattes schaffen zu können, habe ich deshalb alle andern regelmäßigen Arbeiten,
als die mit der Herausgeberschast dieser Zeitschrift verbundenen, abgetreten. Und so sehe ich mit fröhlicher Zu-
versicht dem zweiten Lustrum ihres Daseins entgegen. Zfevd. NVLllaklUS.
Liniges über Oaturgenuss.
^ach stundelangem verweilen in einer Ge-
mäldeausstellung wende ich mich zum Aus-
gang. Seltsam: wie ich nun die ^traßen
W dahinschreite, wird mir alles was ich sehe
zum Bild. Zch sehe die Lichter uud Farben in ihren
Merten äuf einander wirken, wie sonst nicht, ich sehe
alles so malerisch, wie sonst nicht. wem unter den
Lesern dieser Zeilen wär es noch nicht ähnlich er-
gangen? Nach und nach verblaßt dieses „Akalerisch-
Sehen" der wirklichkeit, das mir früher oft, es sei
gestanden, mehr Genuß geboten hat, als die Be-
trachtung der Aunstwerke selber, — aber etwas da-
von bleibt zurück. Gs zeigt sich eben in solchen
Stunden besonders auffällig, wie viel die Runst dazu
beitragen kann, unsere Fähigkeit für den Naturgenuß
zu steigern.
Zch habe wieder einmal mit rechter Dertiefung
Gosthes „Trlkönig" gelesen und dann das wunder-
bare Lied „An den Mond". Lin Spaziergang schließt
sich daran. Mie ich längs der grauen Meiden hin-
lA
Lrscbetnt
am Anfang und in der lltitte
Derausgeber:
zferdinand Nvenarius.
Kesrellprets:
Vierteljährlich 21/z lUark.
5.
Zakra.
Vor deln secbsten Zabrgnnge.
^ünf jjjahre sind seit der Gründung des „ttnnstwnrts" vergangen. von jenen, die ich voc sechschatb
Iahreir in den j)lan des Blattes einweihte, glanbten wenige an die Zukunft eines Unternehmens, das nur
uon der Teilnahme wahrhaft Denk- und Lmpfindungsfreudiger die Möglichkeit, zu leben, erhoffen konnte.
Ls drängt mich, heute den Lesern des „Runstwarts" personlich dafür zu danken, daß sie's bewiesen haben: auch
ein Blatt unseres Schlages ist in Deutschland möglich.
Und ich gebe diesem Dank worte mit dem versprechen: der „Uunstwart" soll sich nach wie vor
bemühen, Ausschaupunkte über den Grenzmauern der j?arteien und damit freie Uundschau zu gewinneil. Er
wird sich unter seinen Lesern nach wie vor Männer und Frauen vorstellen, die auch die ZUeinungen der
Gegner prüfen und sich selbständige Urteile bildeil wollen. ^einen eigeneil Standpunkt vor der Uunst der Gegen-
wart wird im nächsten Hefte ein allgemeiner Überblich über das künstlerische Leben unserer Zeit erkennen
lassen. Lr wird ferner nicht glauben, daß unsern Lesern mit einer Verdünnung des Znhalts gedient wäre. Den
„Zug nach dem Familienblatt" wird er nicht mitmachen.
Zu einer äußerlichen Beränderung habe ich mich in Übereinstimmung mit den Derlegern entschlossen:
der „Runstwart" wird künftig statt mit Schwabachern mit Fraktnrbuchstaben gedruckt werden. Ubr persönlich
ist die Schwabacher Letter lieber, aber der Stimmen, die sie als „unleserlich" bezeichnen, sind zu viele ge-
worden, als daß wir ihr nicht den Abschied geben müßten. Zch muß mir eben sagen, daß wichtiger als das
Festhalten an einer t>'pographischen Ligentümlichkeit die Sorge sei dafür, daß die Runstauffassung, die meine
Zeitschrift vertritt, möglichst kräftig zur wirksamkeit komme. Übrigens wird durch diese Beuerung der
Tharakter der Ausstattung nur wenig verändert werden.
Mit einer Selbstkritik über den „Runstwart" will ich die teser nicht langweilen. Zch versichere sie
nur dessen: ich bin noch weit davon entfernt, mit seinen Leistungen zufrisden zu sein. Um endlich krästig
an der Vervollkommnung des Blattes schaffen zu können, habe ich deshalb alle andern regelmäßigen Arbeiten,
als die mit der Herausgeberschast dieser Zeitschrift verbundenen, abgetreten. Und so sehe ich mit fröhlicher Zu-
versicht dem zweiten Lustrum ihres Daseins entgegen. Zfevd. NVLllaklUS.
Liniges über Oaturgenuss.
^ach stundelangem verweilen in einer Ge-
mäldeausstellung wende ich mich zum Aus-
gang. Seltsam: wie ich nun die ^traßen
W dahinschreite, wird mir alles was ich sehe
zum Bild. Zch sehe die Lichter uud Farben in ihren
Merten äuf einander wirken, wie sonst nicht, ich sehe
alles so malerisch, wie sonst nicht. wem unter den
Lesern dieser Zeilen wär es noch nicht ähnlich er-
gangen? Nach und nach verblaßt dieses „Akalerisch-
Sehen" der wirklichkeit, das mir früher oft, es sei
gestanden, mehr Genuß geboten hat, als die Be-
trachtung der Aunstwerke selber, — aber etwas da-
von bleibt zurück. Gs zeigt sich eben in solchen
Stunden besonders auffällig, wie viel die Runst dazu
beitragen kann, unsere Fähigkeit für den Naturgenuß
zu steigern.
Zch habe wieder einmal mit rechter Dertiefung
Gosthes „Trlkönig" gelesen und dann das wunder-
bare Lied „An den Mond". Lin Spaziergang schließt
sich daran. Mie ich längs der grauen Meiden hin-
lA