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DIE WEGE DER KUNST


früher für Schafjhäuser
gehaltenen Grabanlagen
zu Mykenä (Atreus und
Agamemnon), Tiryns
(Perseus- und Herak-
lessage) und Argos zei-
gen neben der einfachen
Mauerung aus getrock-
neten Lehmziegeln auch
eine Neuerung: das zy-
klopische Mauerwerk,
große vieleckige Stein-
blöcke behauen oder
unbehauen, in unregel-
mäßigen Formen ge-
schichtet. Die Gänge
und Kammern wurden
oben durch Vorrücken

5. Löwentor zu Mykenä. (Vorkragen der ein¬
zelnen Steinschichten in allmählicher Verengung geschlossen; derartig stufen-
weise ansteigende Decken erinnern an Kuppelgewölbe (Schaßhaus des Atreus
sind aber tatsächlich noch keine wirkliche Wölbung.
Die Innenwände wurden bemalt. Ebenso jene Tonvasen am
Dipylon, dem Nordwesttor Athens, deshalb Dipylonstil genannt, die
in Korinth und Chalkis sowie auf den Inseln und Küsten des Mittelmeeres ge-
funden werden, namentlich auf Zypern und Rhodos. Die Zeichnung ist eingeritjt
und aufgemalt: einfache Zickzack- und Kreislinien, Schachbrett oder Flechtwerk-
muster, der heilige Baum des Orients zwischen anspringenden Tieren, Opfer,
Jagd und Krieg. Noch bildet die natürliche rote oder gelbe Farbe des Tones
den Grund, auf welchen die Malerei in schwarzer Farbe aufgetragen ist.
Die Steinbildnerei ist durch das Löwentor in Mykenä ge-
kennzeichnet. Um den Sturzbalken der Tore zu entlasten,
pflegte man darüber eine dreieckige Öffnung aus dem Mauerwerk auszu-
sparen: in diese Öffnung ist eine Reliefplatte gestellt mit zwei Löwen, die
in streng wappenartiger Auffassung zu beiden Seiten einer Mittelsäule die
Vorderfüße auf einen altarartigen Unterbau legen. Umfassender war die
Metallplastik beschäftigt. Mit Goldmasken hat man das Gesicht des Leich-
nams bedeckt, mit gestanzten Goldplättchen die Gewänder verziert, mit ge-
triebenen Erzplatten die Wände belegt, deren Musterung die ägyptische Lotos-
blume und die Rose semitischer Gewebmuster vereinigt. Die metallähnlichen
Zierformen mykenischer Steinsäulen erinnern noch an eine Zeit, in der diese
Säulen aus Holz bestanden und durch Metallbelag veredelt und zugleich ge-
schürt wurden. In Gold getriebene Becher aus einem spartanischen Fürsten-
grab überraschen durch die naturtreue lebensvolle Darstellung heimischer
Tiere, wilder Stiere (Athen, Nationalmuseum).
TEMPELBAU. Der griechische Tempel als Wohnung
der Gottheit ist in der Grundrißanlage durch die Burg-
bauten der mykenischen Zeit vorgebildet und stellt so-
mit auch eine Art Wohnhaus dar, dreigeteilt wie dieses
mit Torvorbau, Säulenhalle und geschlossenem Raum, der im Tempel zur
Aufnahme des Götterbildes dient. Ebenso bezeichnend für das Wesen der

DIE ZEIT DES
STRENGEN STILS
BAUKUNST

BILDNEREI

zu Mykenä),
MALEREI
 
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