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niF RAUKUNST ie^ ^er Sammelpunkt aller Kräfte, die Kirche als
_I Hauptkulturträger zugleich auch die Auftraggeberin für
Bildnerei, Malerei und Kunstgewerbe. Ihre für alle Länder Europas geltenden
Stileigentümlichkeiten beherrschen die Zeit des 10. bis 12. Jahrhunderts und
machen wie alle Stile den natürlichen Entwicklungsgang von den unbehilflich
schweren, einfachen Formen zu immer leichteren und reicheren durch. Hierbei
ist zu beachten, daß aus Mangel an Mitteln und infolge von Bränden die Arbeit
meist langsam fortschritt, wiederholt erneuert werden mußte und im Laufe der
Jahrhunderte mannigfaltigen Veränderungen unterworfen war, so daß oft an
einem Bau die jahrhundertelang fortschreitende Stilentwicklung zu beobachten
ist. Solange die Völker Deutschlands, Englands, Frankreichs und Italiens in
geringem friedlichen Verkehr standen, erhielt die Bauweise jedes Landes eine
örtlich bedingte oder national begründete Färbung. Durch die Kreuzzüge
aber an gegenseitige Unterstüßung gewöhnt und durch fürstliche Heiraten
(Otto II. und Heinrich Jasomirgotts) mit Byzanz verschwägert, wandern nun
deutsche Bauleute auch nach Italien, griechische und französische nach Deutsch-
land und England, italienische nach Frankreich.
DER KIRCHENGRUNDRISZ hält bei wachsender Zahl der Geistlichkeit und
Gläubigen nicht mehr am Zentralbau fest, sondern geht auf die römische Ba-
silika zurück. Sie besteht aus einem oder mehreren, meist drei parallelen Sälen
(Schiffen) mit dem Eingang auf der West- und dem Altar auf der Ostseite.
Um die Kreuzform zu betonen, wird im Osten zwischen Altar und Langschiff
senkrecht auf letzteres ein Quersaal (Querschiff) eingeschoben. Ihre Größen
stehen meist in festem Verhältnisse untereinander: das Mittelschiff und das
gleichbreite Querschiff pflegten noch einmal so breit zu sein wie die Seiten-
schiffe. Der viereckige Raum, den die Kreuzung des Mittel- und Querschiffes
bildet (Vierung), ist die Maßeinheit: das Mittelschiff ist drei oder mehrmal
so lang als die Vierung; auf jedes von Pfeilern gebildete Viereck des Mittel-
schiffes kommen seitlich je zwei halb so große Vierecke in den Seitenschiffen.
TÜRME. Der Haupteingang an der Westseite wird von ein oder zwei
Türmen bewacht, seit das Glockenspiel eingeführt ist In Italien steht dieser
Glockenturm (Campanile), immer allein nächst der Kirche, ohne baulich mit
ihr verbunden zu sein. In Deutschland tritt oft auch an die beiden Seiten
der Apsis im Osten ein paar Türme; sie tragen Kegel- oder Pyramidendächer
(Helme). Auch die Vierung des Querschiffes wird durch ein Türmchen
außen sichtbar gemacht, um die Kreuzform zu betonen. Um das Turm-
mauerwerk oben leichter, also sicherer zu bauen, vermehrt sich die Zahl der
Fenster mit jedem höheren Stockwerk.
DIE AUSZENMAUERN sind stark und ruhig lagernd, nur durch wenig vor-
tretende, senkrecht aufsteigende Mauerstreifen (Lisenen) geteilt und oben,
als Abschluß unter der Dachtraufe, durch einen wagerechten Fries bekrönt,
der aus einer fortlaufenden Reihe gleichartiger Glieder besteht (Rundbogen-
fries, Zahnfries, Schachbrettfries, Rautenfries).
TORE UND FENSTER. Solange die Übung gering und die Vorsicht groß
ist, unterbricht man das behäbig liegende Mauerwerk nicht gern durch allzu
viele Öffnungen; Fenster und Tore sind spärlich, die Höhe bescheiden. Man
schließt sie oben mit dem von Rom entlehnten Rundbogen, der das Kenn-
zeichen des romanischen Stiles ist.
 
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