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ALTCHRISTLICHE KUNST

Die mächtige Ausdehnung ihrer Herrschaft hatte die einst streng und ein-
fach lebenden Römer mit hellenischer Kunst und asiatischer Prunksucht ver-
traut gemacht. Willig werden neben fremden Göttern auch neue Sitten an-
genommen. Aber Rom verweichlicht, als es sich selbst untreu wird. Dieser
Zerfall der römischen Macht fällt zeitlich zusammen mit der Gründung des
byzantinischen oder altrömischen Kaisertums, mit dem siegreichen Vordringen
der germanischen Völker, mit dem wachsenden Einflüsse des Christentums.
Im Jahre 312 wird dieses als Staatsreligion anerkannt, im Jahre 330 Byzanz
vom Kaiser Konstantin als Hauptstadt eingeweiht und nach ihm Konstantinopel
benannt, im Jahre 378 siegen die Goten bei Adrianopel über die Römer,
im Jahre 393 werden die olympischen Spiele als letzter Stolz altgriechischen
Heidentums verboten. Eine Zeit beginnt, für die Kunst zunächst ein Chaos,
in welchem die äußerliche Nachahmung römischer Antike mit orientalischen
Einflüssen, mit rein geistigen christlichen Vorstellungen und mit den ersten
Versuchen kulturlos frischer Kräfte ringen. Die Folgen sind in Rom andere
als in Byzanz.
Für die ersten drei christlichen Jahrhunderte bieten nur die
unterirdischen Begräbnisstätten (Katakomben) in Rom, Neapel,
Syrakus, die seit dem 4. Jahrhundert u. Z. als Beerdigungsort von Märtyrern
zu Heiligtümern wurden, Anhaltspunkte für die alte christliche Kunst.
der in den Tuffelsen gegrabenen Katakomben zeigen
teils christliche Symbole, teils in den figürlichen Dar-
stellungen einfach den a trömischen Bilderschaß mit neuer Auslegung: Christus
als guter Hirt mit dem Lamm auf der Schulter gleicht dem widdertragenden
Hermes oder dem Orpheus, dessen Stimme alles Lebende anlockt; das Un-
geheuer der Andromeda wird zum Walfisch des Jonas.
wird nur an den Sarkophagen geleistet, von denen
zahlreiche aus dem 4. bis 6. Jahrhundert in Rom,
Ravenna, Frankreich, Spanien erhalten blieben; und an den zweiflügligen Elfen-
beintäfelchen (Diptychen), die wie bei den Römern außen geschnitzte Reliefs,
innen dagegen einen Wachsüberzug zum Schreiben trugen und seit dem 4. Jahr-
hundert zum Verzeichnen der Märtyrer dienten. Auch ihre Reliefs fußen natur-
gemäß durchaus auf römischen Vorbildern, ebenso die Büchsen aus Elfenbein,
Tonlampen und Gläser, deren Boden aus zwei Glasplättchen bestand, zwischen
denen in Gold das Monogramm Christi und ähnliche Symbole (Zwischen-
goldgläser).
der altchristlichen Zeit entwickelt sich am spätesten. Die
Verwendung der größeren Versammlungsräume (Krypten)
in den Katakomben und die stille Einfachheit des unter Verfolgungen leidenden
Gottesdienstes verhinderte in den ersten Jahrhunderten jede regere Bautätigkeit;
man begnügte sich mit Hallen, die an der Schmalseite halbkreisförmig geschlossen
waren (Dominicum, Ecclesia, Conventiculum). Sobald das Christen-
tum zur Staatsreligion erhoben war, ordnete Kaiser Konstantin die Ver-
größerung der Gotteshäuser an (Peterskirche und Paulskirche in Rom, völlig
umgebaut). Sie heißen nunmehr Basiliken, entlehnen aber von den gleich-
namigen Markt- und Gerichtshallen der Römer nur den durch zwei Säulen-
reihen in drei Schiffe geteilten Versammlungsraum. Denn im Gegensätze zum
ägyptischen und griechisch-römischen Tempel, der nur als Wohnung des Götter-

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BILDHAUERARBEIT

DIE WANDMALEREI

A. ITALIEN
 
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