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DIE WEGE DER KUNST

28. Inneres der Basilika San Paolo vor den Toren Roms.


bildes galt, hatten zum christlichen Kirchendienst alle Gläubigen Zutritt; es
entsprach auch der Geistesrichtung des jungen Christentums, nach außen un-
scheinbar zu bleiben, alle Ausschmückung nach innen zu verlegen. Für die
Priester wird an der rückwärtigen Schmalseite der Basilika ein erhöhter,
halbkreisförmiger Chor (Apsis, Tribuna) angebaut, vor dem der Altar frei-
steht. Der Altar ist sarkophagartig, weil zumeist für den Leichnam eines
Märtyrers bestimmt; später erweitert sich die unter dem Altar gelegene unter-
irdische Grabkammer (Confessio) zur Unterkirche (Krypta). Da indessen
nur die Straflosen den Kirchenraum betreten dürfen, ist seinem Eingang im
Westen ein Vorhof (Atrium) vorgelegt, im Viereck von Säulengängen (Narthex)
umgeben, während in der Mitte dieses Vorhofs der Reinigungsbrunnen (cantha-
rus) für die Waschungen der Gläubigen dient. Vom Atrium blieb gelegent-
lich auch nur eine Seite als Vorhalle (Paradies, parvis) übrig, als Ver-
sammlungsort der Sündigen, denen der Eintritt in die Kirche selbst verwehrt
blieb. Derartige offene, nur mit einem Dach versehene Räume dienten im
Mittelalter den Nordländern zur gebotenen Ablegung der Waffen und kommen
noch heute getrennt von der Kirche, doch in ihrer unmittelbaren Nähe vor
(Istrien).
Im Osten, wo den nahen orientalischen Ein-
flüssen zugeneigt Byzanz nunmehr den Mittel-
punkt der römischen Weltmacht bildet, überwiegt seit dem 6. Jahrhundert u. Z.
der Zentralbau, nicht die römische Basilika. Der Rundbau war seit altersher
den Griechen vertraut, und Griechen bewohnten in überwiegender Zahl die
neue, von Konstantin dem Großen mit Bauten geschmückte und nach ihm
benannte Residenz.
DER ZENTRALBAU kennt kein Langhaus wie die Basilika, sondern besteht
aus einem runden oder eckigen Mittelbau mit Kuppelwölbung, wie er schon
in alexandrinischer oder römischer Zeit, dann nach persischen Vorbildern des

B. BYZANTINISCHE KUNST
 
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