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DIE VÖLKER DES
MITTELLÄNDISCHEN MEERES

BAUKUNST

Den Assyriern und Babyloniern stammverwandt, haben auch
die Phönizier künstlerisch nichts Neues geschaffen. Doch ent-
wickelte sich in den Hafenstädten, besonders in Tyrus, dank dem regen
Handelsverkehr mit Ägypten, eine rege Tätigkeit, so daß Salomo zum Tempel-
bau nach Jerusalem einen Baumeister aus Tyrus berufen konnte.
Während die binnenländischen Hebräer jede künstlerische Nach-
_1 bildung des Gottes Jehova verwarfen, machten sich unter den
weitgereisten Phöniziern fremde Einflüsse bemerkbar, deren heftiger Kampf
mit den strenggläubigeren Stammesgenossen in der Bibel geschildert wird.
__I Die Phönizier gewannen zuerst den Purpur der Schnecke
KUNSTGEWERBE |zum Färben Sie erlangen im Knüpfen und Weben
und in der Silberarbeit Ruhm. Vor allem aber vermitteln und mischen sie

assyrische mit ägyptischen und zyprischen Motiven. Auch die Glasbereitung,
deren Erfindung ihnen bisher irrtümlich zugeschrieben wurde, sind in älterer
Zeit ägyptischer Einführungsartikel. Erst unter Kaiser Augustus erregen sido-
nische Werkstätten durch ihre geblasenen Reliefgläser Aufsehen.
Schiffahrt und Handel der Mittelmeervölker führen im frühen Altertum,
ähnlich wie die weitreichenden Kriege, die Wanderungen ganzer Volksteile und
wie die zwangsweise Verseßung von Künstlern, zu ungeahnten Beziehungen,
Einflüssen und Stilmischungen. Zypern liefert in diesem befruchtenden
Handel vor allem Waffen, Schmuck, Zedern und Zypressen. Kreta, die Heimat
der Kunst nach griechischer Sage, bewahrt zu Kephala bei Kuosso noch das
angebliche Labyrinth des Minos, eine vielräumige Schloßanlage mit Malereien
und Reliefs; daß auch ägyptische Einflüsse in Kreta tätig waren, scheint der
Oberteil eines birnförmigen Specksteingefäßes zu beweisen, das in Relief-
darstellung eine tanzende Jünglingsschar und unter den Sängern einen Ägypter
zeigt (Candia, Museum). In Hissarlik, der Stätte des alten Ilion, fand sich in
der zweiten der sieben übereinander liegenden Kulturschichten (3. Jahrtausend
v. u. Z.) ein Griff aus Bergkristall, der aus Innerasien hierher gebracht war.
Der Bernstein, den die Phönizier und Etrusker verarbeiteten, kam von der
Ostsee; das Elfenbein aus Afrika.

MYKENISCHE ZEIT
BAUKUNST

DJE GRIECHE j
Vier Abschnitte sind in der Kunstentwicklung Griechenlands zu unterscheiden:
1. die vorhellenische mykenische Zeit, deren Werke von den Griechen
pelasgisch oder zyklopisch genannt wurden (2. Jahrtausend v. u. Z.
bis zur dorischen Wanderung um 1100);
2. die Zeit des strengen griechischen Stils (von 1100 bis zu den
Perserkriegen);
3. die Blütezeit (460 v. u. Z. bis zur mazedonischen Vorherrschaft);
4. die alexandrinische Zeit (seit der Mitte des 4. Jahrh. v. u. Z.).
Daß die Bauten zuerst sich des Holzes bedienten,
beweist die zähe Erinnerung, mit der auch die spätere
Steinarchitektur noch immer Holzkonstruktionen nach-

ahmt: so die Säule am Löwentor zu Mykenä mit dem Querschnitt einer
Balkendecke (2. Jahrtausend v. u. Z.) und das Heraion zu Olympia, das ur-
sprünglich aus Holz errichtet war (um 1000 v. u. Z.). Die Burgen und die
 
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