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DIE WEGE DER KUNST

bildes ihrer Heimat als Schütjer
mit sich geführt hatten. Die
Künstler Großgriechenlands(Un-
teritalien, Sizilien) blieben auch
fernerhin die Lehrmeister der
Römer. Das Kopieren alter Vor-
bilder ist aber zu allen Zeiten
zugleich Ursache und Wirkung:
es zeugt von Unfähigkeit, selbst
schöpferisch Neues zu gestalten,
und verhindert zugleich die Ent-
faltung anders gearteter Be-
gabung. Unter den Kaisern er-
wacht dann archäologisches In-
teresse, von Herrschsucht be-
fördert. Auf ihren Feldzügen
wird Griechenland geplündert
und der künstlerische Raub im
Triumphzug nach Rom gebracht.
Die Sammellust beginnt, Agrippa
stellt das Original des Apoxyo-
menos von Lysippos vor seine
Thermen (heute Pantheon).
Selbständig und bedeutend ist
nur die Bildnisdarstellung
27. Augustus von Primaporta. (Rom, Vatikan.) der römiSchen Plastik. Wie
Roms Politik, so sollte auch seine Kunst Geschichte machen; die großen Feld-
herren, die Staatsmänner, die Kaiser bedurften realistischer Darstellung, um
der Gegenwart und Nachwelt Idole der Verehrung zu bieten. Die Sitte, Toten-
masken in Wachs abzuformen, fördert den Realismus. Ruhmsucht findet erst
in der Masse — sei es in der Zahl der Wiederholungen von Büsten, sei es
in der Größe der Darstellung — so in ganzen Stand- und Reiterbildern Ge-
nüge: Marmorstandbild des Kaisers Augustus (Rom, Vatikan), Reiterbild des
Kaisers Marc Aurel (Rom, Kapitol).
Technische Tüchtigkeit, die kein Hindernis schredkt, und Prachtliebe, die auch
das Kleinste verziert wünscht, lehrt Edelsteine und Halbedelsteine unter Ver-
wertung ihrer verschiedenfarbigen Schichtungen schneiden (Gemmen), sei
es in erhabenem Relief (Camae) wie die Onyxgemme mit Kaiser Augustus
neben der göttlichen Roma (Wien Hofmuseum): sei es
Auch schwierige kunstgewerbliche Techniken erblühen da-
bei wie der G lasschnitt, das Wegschleifen der Glasmasse
ais auf schmale Stege, welche den Glasbecher an seiner Außenwand neuartig um-
fangen (vasa diatreta). Ein Hauptwerk des Glasschnittes, bei dem der anders-
farbige Uberfang die Reliefverzierung bildet, ist die Portland-Vase (London,
Britisches Museum). Der G lasüberfang empfing wie der Glasschnitt seine Anre-
gungen von der Bearbeitung der Halbedelsteine. — Die Goldschmiedearbeiten
(Hildesheimer Fund, jetjt im Berliner Museum; Schatj von Bosco Reale bei Neapel)
stehen unter griechischem Einfluß. — An Hausgerät bedarf der Römer wie der
Grieche nicht viel. — Dagegen war die Waffenschmiedekunst hoch entwickelt.

als Jupiter thronend
vertieft als Intaglio.
KUNSTGEWERBE
 
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