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42

DIE WEGE DER KUNST

dere folgten, nimmt die byzantinische Kunst noch einmal einen Aufschwung.
Hier wird namentlich die Wandmalerei in gleichförmiger Altertümlichkeit mu-
mienhaft forterhalten, wie sie noch heute von der russischen Kirche verlangt
wird. In dieser Kunst gibt es keine Entwicklung, keinen Kampf, keine Per-
sönlichkeit, so wenig wie in der griechischen Kirchengeschichte selbst. Ihre
Bilder sind einander so ähnlich, daß es lange zweifelhaft war, ob das berühmte
Malerbuch vom Berge Athos, das den geistlichen Maler Dionysios zum Ver-
fasser hat, im 10., 15. oder 17. Jahrhundert u. Z. entstanden ist; seine für die
malerische Ausschmückung der Gotteshäuser bestimmten Vorschriften wurden
zwischen 1500—1630 gesammelt.
Von byzantinischer Bildnerei ist wenig erhalten; dem Stil wohnt
kein plastisches Empfinden inne. Auf antike Säulen wurden
neue Kapitäle gesetjt, derb würfel- oder korbartig mit beziehungslosen Pflanzen-
verschlingungen oder christlichen Symbolen. Figürliches wird zum Teil in Stuck
als Ersatz für Stein ausgeführt (Cividale, Peltrudiskirche). Die Elfenbein-
schnitzerei schuf im antiken Geiste noch bis ins 6. Jahrhundert wertvolle
Reliefs: denn mindestens seit 406 bestand bei den Konsuln die Sitte, ihr Bildnis
neben jenem des Kaisers zu verschenken, auf elfenbeinernen Doppeltäfelchen
(Diptychen), wie sie im Altertum mit Wachs überzogen zum Schreiben gedient
hatten. Natürlich entfiel jeßt das Wachs, es waren nur Ehrengaben, deren
sich auch die Bischöfe bedienten. Das Absterben der Überlieferung, der Mangel
an frischer Beobachtung, die fehlende Übung im Technischen macht sich mit
der Zeit auch an ihnen bemerkbar. Noch bedeutender und weithin gerühmt
war die Gußplastik in Erz; eherne Tore byzantinischer Arbeit wandern 1066
nach Amalfi, 1070 nach Rom (San Paolo fuori le mura). Erst im 12. Jahr-
hundert erwacht hier die ebenbürtige Kraft der Einheimischen.
blüht vor allem:
1. in der Verzierung des Metalls mit aufgeschmol¬
zenen Farben (Email vom Mittelhochdeutschen smelzan); ganze
Altäre werden damit verziert, so der Hochaltar der Markuskirche
in Venedig (Pala d’oro, 976 begonnen, 1105 verändert).
2. In der Seidenweberei, an der für die Prunkgewänder des Hofes,
bald auch der Geistlichkeit wachsender Bedarf herrscht; durch Justi-
nian wird 540 der Seidenhandel verstaatlicht.
3. In der Wirkerei und Stickerei ragen in den ersten Jahrhunderten
u. Z. die christlichen Bewohner Ägyptens (Kopten) hervor, die
ihre wieder aufgefundenen Leinenstoffe in farbiger Wolle nach
hellenischen Flächenmotiven meisterhaft schmückten (Gräberfeld von
El Fayum).

DAS KUNSTGEWERBE

BILDNEREI
 
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