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ROMANISCHER STIL

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Farben gemalt wird, deren Bindemittel aus Harz, Honig, Eiweiß oder Eigelb,
Leim oder Feigenmilch besteht. Hierbei muß jede Farbe einzeln aufgetragen
werden und erst trocknen, ehe die nächste zur Verwendung kommt. Die Ge-
samtwirkung ist klar und hell, aber ohne Tiefe, ohne künstlerische Täuschung.
Die Glasmalerei setit als jüngste erst um das Jahr 1000 ein, als an die
Stelle gespannter Tücher das kostbarere farbige Glas Verwendung findet. Da
man es noch nicht in größeren Flächen herzustellen versteht, wird es wie
Mosaik behandelt und in bleiernen Fassungen (Bleiruten) zusammengeseßt.
Hierbei kommen ihm die geringen Ausmaße der romanischen Fenster zustatten.
Die Zeichnung verwertet sinngemäß nur teppichartige Flächenmuster, seltener
die menschliche Gestalt. Anfänglich nur grau in grau (Grisaille) gestattet,
dringen nach und nach einzelne Farben ein und bereiten den Aufschwung der
späteren Zeit vor.
Mosaik. Eine Art Malerei, wenn auch ohne Pinsel, wird in Italien fort-
gepflegt: das Belegen der Wände mit kleinen bunten Marmorstücken zu geo-
metrischen Mustern, Cosmatenarbeit genannt nach der vielgliedrigen römi-
schen Steinmeßfamilie Cosmas, die seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
nicht nur Wände und Fußböden, sondern auch Säulen, Kanzeln u. dergl. m.
Der Goldschmied schafft fast ausschließlich für die
Kirche. Noch behilft er sich im Anfang dieses Zeit-
abschnittes wohl der Kosten wegen mit Surrogaten, zieht etwa am Tragaltärchen
des Kärntner Stiftes St. Paul (um 980) das getriebene und emaillierte Gold
als dünnes Blech über einen Holzkern. Ein Jahrhundert später war es ein
deutscher Goldschmied, Theophilus Presbyter (vermutlich der Mönch
Rugerius im Kloster Helmershausen), der um 1100 die kunstgewerblichen
Techniken aller Art in der „Schedula diversarium artium“ eingehend ge-
schildert hat, ein wertvolles auch in deutscher Sprache erschienenes Rezeptbuch
und Ersaß für zahlreiche verlorene Werke. Seit der 2. Hälfte des 12. Jahr-
hunderts erstehen am Rhein die reich verzierten hausartigen Reliquien-
schreine aus getriebenem und vergoldetem Silber (im Kölner Domschaß u. a.
der Schrein der heiligen drei Könige, in Basilikaform, um 1190 begonnen).
Die Schmelzmalerei (Email) erblüht am Niederrhein und in Limoges.
Ein Hauptwerk dieser Technik besißt Kloster Neuburg bei Wien in dem
sogenannten „Verduner Altar“, einem Altaraufsaß von Nikolaus von Verdun,
der im Jahre 1181 hier auf 45 Emailbildern die Erzählungen des Alten und
Neuen Testaments einander gegenüberstellte: in Metall eingegrabene Umrisse,
die mit roten und blauen eingeschmolzenen Glasflüssen gefüllt sind. Im Jahre
1329 kamen noch 6 neue hinzu.
Die Stickerei als Hauptbeschäftigung der Frauen schuf bedeutende Werke
von ansehnlicher Größe. So Kaiser Heinrichs II. Schwester Gisela als Ge-
mahlin Stephans des Heiligen den ungarischen Krönungsmantel, der 1031 in
die Stuhlweißenburger Marienkirche kam. Schon bald nach der Eroberung
Englands durch die Normannen (1066) wagt man sich in einem 66 m langen
Teppich an die gestickte Darstellung des Siegeszuges Herzog Wilhelms
des Eroberers (jeßt in der Bibliothek zu Bayeux).


damit verzieren.
KUNSTGEWERBE

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