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DIE WEGE DER KUNST


gest. 1590) hervor, der von Naturformen
(Früchten, Eidechsen u. dergl. m.) Ab-
formungen nimmt und sie naturalistisch
bemalt. * *
*

erblickt im 16. Jahrhundert
den Höhepunkt seiner po-
etischen Macht zu Wasser und zu Lande.

SPANIEN

BAUKUNST. Der Platereske - Stil,
eine Mischung von maurischen, gotischen
und antiken Elementen, bildet den Über-
gang zur Renaissance und trägt seinen
Namen wegen der an Goldschmiede-
arbeiten erinnernden Zierformen, mit
denen die Stirnseiten der fast fenster-
losen Kirchen und Wohnhäuser überzogen
werden (Kathedralen von Salamanca und
Siguenza). Die Renaissance findet in
italienischen Künstlern, die nach Madrid
(seit 1561 Hauptstadt) berufen werden,
und in den Spaniern Alonso Berru-
94. ChristopherWren: Paulskirdce i. London. guefe (gest> 15g1 in ToIedo) und Juan
de Herrera (gest. 1597), die in Italien studiert haben, ihre Lehrmeister.
Lefeterer baut den 1537 begonnenen Alcassar in Toledo seit 1551 aus.
Philipp II. läßt von den Italienern Alessi, Vignola, Tibaldi, dann von den
heimischen Architekten Juan Batista de Toledo (gest. 1567) und Herrera den
Escorial als königliche Gruftkirche erbauen (Grundstein 1563).
DIE BILDHAUEREI steht nicht minder im Zeichen Italiens: Leone Leoni
(1509—1590) modelliert 1549 Kaiser Karl V. für Madrid nackt, als Herkules,
1579 die berühmten Grabmäler für Philipp II. und Karl V. Auch der bedeu-
tendste einheimische Meister, Alonso Berruguete (um 1480 bis 1561), hat
in Italien studiert. * #
*

DIE BAUKUNST hält namentlich für den Kirchenbau an der
Gotik fest, ebenso die Kollegienhäuser der Universitäten. Der
Schloßbau bewahrt seit dem Mittelalter die große Halle und den vom Boden
aufsteigenden Erker, der nicht wie in Deutschland, bloß in den Obergeschossen,
sondern schon ebenerdig ausgebaut wird und damit in die ruhige Außenseite
Abwechslung bringt. Erst in Inigo Jones (1572—1652) gewinnt England
einen hervorragenden Renaissancebaumeister, von dessen groß geplantem Haupt-
werk aber, dem königlichen Palast, nur der Bankettsaal (Whitehall) zur Aus-
führung kam. Christopher Wren (1632—1723) verbindet in der Londoner
Paulskirche (1674—1710) noch den alten Kathedralengrundriß mit dem italie-
nischen Kuppelbau. Er baut gegen 50 Kirchen und hatte überdies nach dem
großen Brande von London (1666), in dem mehr als 13000 zumeist noch aus
Holz bestehende Häuser zugrunde gingen, die Aufgabe, helfend einzugreifen.
In Schottland hat die Gotik gar nie aufgehört; ihre Romantik wirkt noch ins
19. Jahrhundert hinein, nicht bloß in die Baukunst, sondern auch in die Ro-
mane Walter Scotts.


ENGLAND
 
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