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DIE WEGE DER KUNST

bis 1695) und Charles Lebrun (1619
bis 1690), auf dessen Anregung die Aka-
demie begründet wurde. Eine unermüd-
liche Kraftnatur, erstrebt er Allseitigkeit
im Sinne der Renaissance, entwirft Wand-
und Deckenbilder (1661 Galerie Apollon
im Louvre, seit 1675 Treppe, Große
Galerie und Nebengemächer in Versailles),
ist Direktor der Akademie, zeichnet für
die ebenfalls von ihm geleitete Gobelin-
manufaktur, für Bildhauer und Rahmen-
schnißer und Möbeltischler, malt Altar-
bilder, alles im starken Schwung des
prunkvollsten Barockstiles, zeigt aber
anderseits in trefflichen Bildnissen, daß
er auch streng sachlich sein kann. Wie
die damals neu erstandene Kunstgattung
der Oper das Schauspiel und die Musik,
Tragödie und Ballett, Baukunst, Malerei
und Bildnerei und vor allem die Schneider-
künste zu einer rauschenden Einheit zu-
sammenfaßt, so wird unter Le Bruns
gutem Blick für das theatralisch Wirksame auch im Palast der äußerliche,
aber glänzende Schein als Sinnbild des absoluten Königtums zum Sieg
geführt.

118. Georg Raphael Donner: Mehlmarkt-
brunnen in Wien. Bleiguß.
Nadi einer Photographie von Reiffenstein in Wien.


BILDNISMALEREI. Das ausgehende 17. Jahrhundert zeigt die Übermenschen
auf dem Thron (Ludwig XIV, August den Starken, den schwedischen Eisen-
kopf, den Großen Kurfürsten, Peter den Großen); so wollen auch die Kleinen

wenigstens durch Perücken und hohe
Absäße groß scheinen, und der Bildnis-
maler hat nicht bloß den Kopf, sondern
auch Säulen und Vorhänge, Spißen
und Seidenstoffe zu porträtieren. Spottet
doch Moliere: nicht dem Gesicht, der
Maske huldigt ihr, gezierter Künstelei
statt schlichter Einfalt. Pierre Mig-
nard (1610—1695) eröffnet die Reihe
der Bildnismaler. Hyacinthe Rigaud
(1659 -1743), Nicolas Largilliere
(1656—1746) und Jean Marc Nattier
(1685—1766) sind die Meister dieser
Pose.
GOBELIN-MANUFAKTUR. Schon unter
Franz I. war in Fontainebleau 1541
die Teppichweberei eingeführt worden,
1604 unter der Königin Maria, die
als geborene Medici dafür besonders
Interesse hatte, in einer ehemaligen
Seifensiederei (Savonnerie) in Paris


119. Hyacinthe Rigaud: Bildnis (Wien,
Hofmuseum).
 
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