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DIE WEGE DER KUNST

Schweifungen der Vergangenheit zu beseitigen sucht. Die Kürze der Dauer
verhindert eine Ausbreitung des Louis-XVI.-Stiles. Die Revolution bereitet
ihm ein rasches Ende.
SEVRES-PORZELLAN. Als jüngste der großen europäischen Fabriken war
die Porzellanmanufaktur von Sevres (1759) begründet worden, für welche
hervorragende Plastiker Modelle liefern. Da ihr der Hauptbestandteil des
eigentlichen Hartporzellans, das Kaolin, fehlt, kann sie nur sogenanntes
Weichporzellan erzeugen, glänzt darin aber durch prächtige Bemalung.
In der Kleinplastik stellt sie auch historische Ereignisse wie die Vermählung
Ludwigs XVI. mit Marie Antoinette, der Tochter der Kaiserin Maria Theresia
(1770), und das 1778 durch Benjamin Franklin mit den nordamerikanischen
Freistaaten abgeschlossene Bündnis dar.


1804 hatte sich der korsikanische Leutnant Bonaparte als
Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen erklärt. Eine Erinne-
rung an die römischen Imperatoren mag ihm nahegelegt haben, auch die künst-
lerischen Vorbilder im Altertum zu suchen. Nach diesem plöfjlich erstandenen
Kaiserreich (Empire), das ein Weltreich in der Art Roms zu werden schien, führt
die Kunst des beginnenden 19. Jahrhunderts ihren Namen. Ihre Anfänge
reichen freilich in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Bald nachdem die Reste
Pompejis und Herculanums durch Zufall zutage gekommen und plan-
mäßig ausgegraben worden (1738), hatte die Freundin Ludwigs XV., Marquise
de Pompadour, ihren Bruder mit dem Architekten Soufflot 1748 zur Auf-
nahme der antiken Wohnhäuser mit ihren aufsehenerregenden Wandmalereien
dorthin und nach Paestum gesendet, worüber deren Veröffentlichungen 1755
und 1764 erschienen. Aus ihnen zogen alle, die des Rokokoschnörkels müde
waren, von neuem die Anregungen der allezeit für klassisch gehaltenen antiken
Kunst. Es beginnt die klassizistische Richtung.
wird sie von dem Begründer der kunstwissenschaftlichen
Studien, Winkelmann, seit 1755 als der einzige Weg
bezeichnet, groß und unnachahmlich zu werden. 1766 erscheint Lessings
Laokoon, worin er an diesem Werke der Spätzeit die Regeln hellenischer
Plastik entwickelt. 1786 gewinnt Goethe in Italien dieselbe Überzeugung
von der Notwendigkeit, das Altertum nachzuahmen. Daraus, daß nur die
plastischen Werke Griechenlands als Ideal gelten, entnimmt Peter Cornelius
(1783—1867), der Führer der Münchner Schule, die Verpflichtung, ein Gegner des
Pinsels zu werden; es wird unter den Kartonzeichnern wie Asmus Jakob
Carstens (1754—1798) und Bonaventura Genelli (1800—1868) der Umriß
über die Farbengebung gestellt. Hatte doch auch die Baukunst, die Raumaus-
stattung, die Bildhauerei in puritanischem Revolutionseifer aller Farbe entsagt.
dessen Gesandter Hamilton in Neapel eine Sammlung etrus-
kischer Vasen gesammelt hatte, nannte Josiah Wedgwood
(1730—1795) die Fabrik der nach ihm benannten Steinzeugware „Etruria“
und ahmte die strengen schönen Formen antiker Vasen nach, indessen sich
Lord Byron poetisch für die Erlösung Griechenlands erwärmte.

IN ENGLAND

IN DEUTSCHLAND

FRANKREICH

BILDNEREI. Leichter hatten es die Bildhauer. Der Engländer John Flax-
man (1755—1826), der die Reliefs für Wedgwood modellierte, übertrug die
klassischen Vasenbilder in den Stil seiner weißen Flachbilder, die auf blau-
 
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