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DIE WEGE DER KUNST
131. Menzel: Das Eisenwalzwerk (Berlin, National-Galerie).
Poeten der Farbe: teils im Bann des Klassizismus wie Anselm Feuerbach
(1829—1880), teils durch den Zauber der Linie eine neue Raumkunst erstrebend
wie Hans von Marees (1837—1887). Auch Hans Thoma, in dem das
deutsche Gemüt seinen Dolmetsch von erquickender Ursprünglichkeit fand,
wurde spät gewürdigt. Unter dem Einflüsse Böcklinschen Farbenzaubers
stand lange der Münchner Franz Stuck (geb. 1863), der sich auch als Bild-
hauer betätigte.
DIE WORPSWEDER nannte sich eine Gruppe junger Künstler, die der Groß-
stadtunruhe entfloh und im Dorf Worpswede bei Bremen eine Niederlassung
gründete. Die ernste Landschaft des Moors haben Otto Modersohn (geb.
1862), Fritz Overbeck (geb. 1865) und Hans am Ende geschildert;
die Schwermut des einsam und hart ringenden friesischen Bauernschlages
wählte sich Fritz Mackensen (geb. 1864), während Heinrich Vogeler
(geb. 1866) das Märchen und das romantisch Biedermeierliche pflegt.
IN DACHAU bei München scharte sich um Ludwig [Dill (geb. 1846) die
Dachauer Schule, zumeist süddeutsche Maler, die ähnlich wie die Schotten die
feintonige Landschaftsstimmung suchten. Von hier nahm Graf Leopold
Kalckreuth (geb. 1855) seinen Ausgang.
DIE SCHOLLE in München bezeichnet schon durch ihren Namen, daß sie
vor allem das Heimatliche pflegen will. Ihr geistiges Haupt ist der Schlesier
Fritz Erler (geb. 1868), um den sich u. a. Walter Georgi, Adolf
Münzer (geb. 1870) und Erich Erler-Samaden gruppieren. Sie waren die
Hauptarbeiter der von Georg Hirth in München begründeten Kunstzeitschrift
„Die Jugend“ und halten auch auf der Leinwand den großzügigen Plakat-
stil fest.
ARNOLD BÖCKLIN (geb. 1827 in Basel, gest. 1901 in Florenz)
war in Stoff und Farbe ein verspäteter Romantiker von urwüch-
siger Naturkraft und einem starken inneren Schauvermögen: seine Götter und
Kentauren muten durchaus lebensfähig an, und die suggestive Wucht seiner
ungebrochenen tiefen Farben von italienischer Glut wirkte als poetischer Gegen-
saß zu der kühlen Hellmalerei der moderneren Nordländer, die eben nach
SCHWEIZ
DIE WEGE DER KUNST
131. Menzel: Das Eisenwalzwerk (Berlin, National-Galerie).
Poeten der Farbe: teils im Bann des Klassizismus wie Anselm Feuerbach
(1829—1880), teils durch den Zauber der Linie eine neue Raumkunst erstrebend
wie Hans von Marees (1837—1887). Auch Hans Thoma, in dem das
deutsche Gemüt seinen Dolmetsch von erquickender Ursprünglichkeit fand,
wurde spät gewürdigt. Unter dem Einflüsse Böcklinschen Farbenzaubers
stand lange der Münchner Franz Stuck (geb. 1863), der sich auch als Bild-
hauer betätigte.
DIE WORPSWEDER nannte sich eine Gruppe junger Künstler, die der Groß-
stadtunruhe entfloh und im Dorf Worpswede bei Bremen eine Niederlassung
gründete. Die ernste Landschaft des Moors haben Otto Modersohn (geb.
1862), Fritz Overbeck (geb. 1865) und Hans am Ende geschildert;
die Schwermut des einsam und hart ringenden friesischen Bauernschlages
wählte sich Fritz Mackensen (geb. 1864), während Heinrich Vogeler
(geb. 1866) das Märchen und das romantisch Biedermeierliche pflegt.
IN DACHAU bei München scharte sich um Ludwig [Dill (geb. 1846) die
Dachauer Schule, zumeist süddeutsche Maler, die ähnlich wie die Schotten die
feintonige Landschaftsstimmung suchten. Von hier nahm Graf Leopold
Kalckreuth (geb. 1855) seinen Ausgang.
DIE SCHOLLE in München bezeichnet schon durch ihren Namen, daß sie
vor allem das Heimatliche pflegen will. Ihr geistiges Haupt ist der Schlesier
Fritz Erler (geb. 1868), um den sich u. a. Walter Georgi, Adolf
Münzer (geb. 1870) und Erich Erler-Samaden gruppieren. Sie waren die
Hauptarbeiter der von Georg Hirth in München begründeten Kunstzeitschrift
„Die Jugend“ und halten auch auf der Leinwand den großzügigen Plakat-
stil fest.
ARNOLD BÖCKLIN (geb. 1827 in Basel, gest. 1901 in Florenz)
war in Stoff und Farbe ein verspäteter Romantiker von urwüch-
siger Naturkraft und einem starken inneren Schauvermögen: seine Götter und
Kentauren muten durchaus lebensfähig an, und die suggestive Wucht seiner
ungebrochenen tiefen Farben von italienischer Glut wirkte als poetischer Gegen-
saß zu der kühlen Hellmalerei der moderneren Nordländer, die eben nach
SCHWEIZ