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Gruppe” vertritt er die Ansicht, daß die beiden Trichterhalsgefäße „Michelsberg-Affmität” aufweisen, aber
doch insgesamt kein klassisches Michelsberg darstellen (SCHWABEDISSEN 1979, 171). Nach H. BEHRENS
stammt das größere der beiden Gefäße aus Deilmissen und das kleinere aus Eime (BEHRENS 1966, 28 f. Abb.
4 a, b). Er bringt sie mit Formen der Baalberger Kultur in Verbindung. Von J. LÜNING wird das größere
Trichterhalsgefäß (Taf. 26,100/17) ebenfalls mit der Trichterbecherkultur in Verbindung gebracht. Er ordnet
es ins Frühneolithikum A/B nach BECKER ein (LÜNING 1968, 156 f. Anm. 351; BECKER 1947). Das klei-
nere Gefäß rechnet er zu den rundbodigen Bechern mit abgesetztem Trichterrand, die den Tulpenbechern
des von ihm herausgestellten Typ 2 nahe stehen und der Stufe MK II zugeordnet werden können (LÜNING
1968,158 Anm. 358). Unter der Voraussetzung, daß die Nachbildung dem nicht mehr vorhandenen Original
entspricht, sei angemerkt, daß der Becher im Gegensatz zu den Angaben von J. LÜNING einen kleinen
Standboden besitzt. Möglicherweise gehört auch dieses Exemplar, nicht zuletzt im Hinblick darauf, daß es
zusammen mit dem anderen von der Fundstelle stammt, ins Frühneolithikum A/B nach nordischem
Schema. Auch R. MAIER (1970, 71) ist der Ansicht, daß die beiden Trichterhalsgefäße aus Eime wahrschein-
lich aufgrund ihrer Gefäßform, Größe und Tonbeschaffenheit nicht der Michelsberger Kultur zuzuweisen
sind, sondern eher im Rahmen der Trichterbecherkultur, vielleicht der Baalberger Kultur, zu sehen sind.
Letztendlich schließt er aber wiederum nicht ganz aus, daß es sich bei den beiden Funden um eine „lokale
Variante der Michelsberger Kultur mit Anklängen an die Trichterbecherkultur” handeln könnte (MAIER 1970,
71).
Ob das spitznackige Beil (Taf. 25, 100/14) aus graugrünem schiefrigen Gestein zum mittelneolithischen
Fundkomplex gezählt werden kann, muß offen bleiben. Das Stück fällt auf durch seine geringe Größe von
nur 4,6 cm Länge. Parallelen hierzu finden sich unter der materiellen Hinterlassenschaft der Siedlung Unter
der Tegge (85) bei Deilmissen (Taf 19, 85/76.77).
Wenn wir die beiden querschneidigen Pfeilspitzen (Taf. 25, 100/15.16), die ebensogut auch zum linienband-
keramischen Fundinventar gehören könnten, in Zusammenhang mit den mittelneolithischen Funden brin-
gen, würde das die Vermutung, daß die Trichterhalsgefäße zur Trichterbecherkultur gehören, noch stützen,
da der Michelsberger Kultur querschneidige Pfeilspitzen fremd sind, während sie im Verbreitungsgebiet der
Trichterbecherkultur häufig vorkommen.
Siedlung Mehle, Unterer Kamp
Der zweite Fundplatz, der mittelneolithische Keramik erbrachte, liegt in der Flur Unterer Kamp am nördli-
chen Ortsrand von Mehle (127), 92 m ü. NN. Das nach Süden geneigte Gelände weist eine Bedeckung aus
Tschernosem-Parabraunerde aus Löß auf, die mit Bodenzahlen zwischen 75 und 85 sehr gute Voraussetzun-
gen als Ackerboden liefert (HOLLSTEIN 1957, Abb. 15). Nicht sehr weit von der Fundstelle entfernt fließt
der Limbach.
Die Stelle wurde bei der Erweiterung der Kiesgrube Dankenbrink entdeckt und 1937 von W. BARNER un-
tersucht. Eine 1979 erfolgte Besichtigung des Platzes und die Befragung von Ortsansässigen ergab, daß die
Kiesgrube schon vor mehreren Jahren zugeschüttet worden sei. Ein Teil des ehemaligen Kiesgrubengeländes
ist bereits bebaut. Die Begehung einer 130 m westlich liegenden Kiesgrube, die schon teilweise als Müllkippe
genutzt wird, führte zu keinen Funden oder Befunden.
Über die Ergebnisse der 1937 durchgeführten Grabung hat W. BARNER keine Aufzeichnungen hinterlassen.
Einige Informationen über den Grabungsbefund sind einem kleinen Aufsatz zu entnehmen, den er 1961
als Beitrag zum Dorfbuch Mehle lieferte: „Sie siedelten am östlichen Ausgang von Mehle, links der Straße nach
Elze. In der hier gelegenen Kiesgrube Dankenbrink wurden Reste eines steinzeitlichen Gehöftes erkannt und un-
tersucht. Neben der Herdstelle, die aus einer ovalen Feuergrube bestand, fanden sich vielerlei Steinmesser (Abb.
4), Pfeilspitzen (Abb. 4), ein spitznackiges Beil (Abb. 5) sowie ein Streithammer, wie ihn die Abb. 6 zeigt. Verschie-
dene Gefäßscherben und ein fast vollständig erhaltener Becher wurden außerdem geborgen. Dieser gleicht in sei-
ner Form den charakteristischen Gefäßen des Michelsberges . . .” (BARNER1961, 2).

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