ponas testam ollae magnam, quam lines interius
etexterrius agrilla cum fimo macerata, ut firmier
sit, et super eam accendes ignem copiosum.
Cumque siccata fuerit, pone plumbum intra tes-
tam, ut cum lique factum fuerit, fluat in eam.”
(„Hierauf mache dir einen Herd, auf dem du das
Blei schmelzen sollst, und in den Herd eine Gru-
be. In diese stelle einen großen Topf, den du innen
und außen mit mistvermengtem Ton verschmierst,
damit er widerstandsfähiger ist, und zünde ein
reichliches Feuer über ihm an. Wenn er getrock-
net ist, lege das Blei auf das Feuer in den Topf,
damit es wenn es geschmolzen ist in ihn hinein-
fließt.“) Im Folgenden schildert Theophilus unter
anderem, dass das geschmolzene Blei mit einer
kleinen Eisenkelle in Gussformen gegeben wird.
Auf diese Art könnte das Blei am Johanneser
Kurhaus geschmolzen und zu verschiedenen Ge-
genständen gegossen worden sein. Derartige Tä-
tigkeiten zeichnen sich für die Flechtwandhütte
im zentralen Grabungsbereich ab. Hier ist auf die
Kugel mit Gusszapfen, die sich nördlich der Hüt-
te fand, sowie einige Bleiklumpen aus den Nut-
zungshorizonten des Gebäudes, darunter eine
Schmelze mit Fließstrukturen von 98 g Gewicht,
zu verweisen. In die Überlegungen mit einzube-
ziehen ist die quadratische Herdstelle, Befund
790, auf der sich Bleioxid-Ablagerungen fanden,
die vermutlich von der Durchführung des Treib-
prozesses stammen (vgl. Kapitel 6.3, 8.4). Allge-
mein ist bezüglich der Herstellung von Bleigegen-
ständen am Johanneser Kurhaus zu berücksichti-
gen, dass das im Kupellationsprozess entsilberte
Blei als Bleioxid (Bleiglätte) vorlag. In einem redu-
zierenden Schmelzprozess konnte es wieder in
Blei umgewandelt werden (Goldenberg 1996,42).
Möglicherweise wurde das zurückgewonnene
flüssige Blei zum Teil unmittelbar in Gussformen
eingefüllt. Die Masse des Bleis dürfte jedoch als
Barren verhandelt worden sein und fand insbe-
sondere im Bauwesen in größeren Mengen Ver-
wendung (siehe Abb. 59) (vgl. Bingener 2000a,
150; 151. Gottschalk 1999). Sehr interessant ist
ein plankonvexer Barren aus Handelsblei, der in
der Montansiedlung des 13. Jahrhunderts auf dem
Altenberg gefunden wurde (Dahm, Lobbedey,
Weisgerber 1998/2, 71; 73 Abb. 30, 31. Vgl. Kra-
bath 1999). Der „Bleifladen“ mit ca. 15 cm Durch-
messer war offenbar durch Ausgießen des Metalls
„in eine flache Kuhle“ entstanden. Eventuell sind
so zwei flache Mulden, Befund 314 und 315, in
der Flechtwandhütte am Johanneser Kurhaus zu
erklären; auch eine flache muldenförmige Eintie-
fung mit weißgrauer, zonal rotgeglühter toniger
Sohle in Schnitt 2 könnte auf diese Weise inter-
pretiert werden (Befund 144). Denkbar wäre je-
doch auch, dass in derartigen Mulden Töpfe stan-
den, in denen Blei geschmolzen wurde. Über die
Einrichtungen, in denen man im Mittealter Blei-
glätte zu Blei reduziert hat, ist bisher nichts be-
kannt - für Laurion nimmt C. E. Conophagos
(1980, 129; 137) Schachtöfen an. Es sind für die-
sen Prozess jedoch auch kleinere abgedeckte
Herdstellen beziehungsweise Gefäße vorstellbar.
Da sich Bleiglätte sehr gut zur Herstellung von
Glasuren eignet und am Johanneser Kurhaus zahl-
reiche Stücke bleiglasierter Keramik gefunden wur-
den, ist es naheliegend, hier einen Zusammenhang
zu vermuten (vgl. Kapitel 7.1. Alper, Römer-Strehl,
Schuster 2000, 181-187. Gebel, Römer-Strehl,
Frischat 2002. Kaltwasser, Raub, Untermann
1995, 313-317). Wenngleich sich wahrscheinlich
machen ließ, dass zumindest ein Teil Keramikgla-
suren auf der Basis Oberharzer Bleis (Bleiglätte,
Bleischlacke oder metallisches Blei) hergestellt
wurden, ist die Herstellung von Glasuren am
Johanneser Kurhaus selbst allerdings fraglich -
zumindest konnten keine Glasschmelzhäfen nach-
gewiesen werden. Insbesondere für leicht zu trans-
portierende Miniaturgefäße und Kleinplastiken
(Abb. 109,15-25, 110,1-7) ist diese Möglichkeit
jedoch durchaus überlegenswert. In diesem Zu-
sammenhang ist auch auf einen offenbar bleigla-
sierten rautenförmigen Stein zu verweisen, der am
Johanneser Kurhaus gefunden wurde (Abb. 162)
(vgl. Kapitel 7.3.3).
Für eine Weiterverarbeitung auch von Kupfer
sprechen vier Buntmetallschmelzen, die am Jo-
hanneser Kurhaus gefunden wurden (vgl. Kapitel
7.2.2). Interessant ist ein Zinnanteil von über 10
% bei einem kleineren Stück, der auf Bronzeguss
deutet - nicht ganz auszuschließen ist allerdings,
dass es sich um einen bei einem Brand unabsicht-
lich verschmolzenen Bronzegegenstand handelt.
Ein größerer Gussfladen besteht dagegen aus ver-
gleichsweise reinem Kupfer und stellt möglicher-
weise auch ein Relikt der Kupfererzeugung dar.
Die offenbar nur in geringem Umfang betriebene
Buntmetallverarbeitung könnte in Zusammenhang
mit anderen handwerklichen Tätigkeiten, insbe-
sondere Eisenschmiedearbeiten, erfolgt sein (siehe
Abb. 123, 132,1.2) (vgl. Schütte 1998, 136-140).
Für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts kann im
oberen Stuffental die gesamte Produktionskette
vom Abbau des Erzes bis zum Fertigprodukt nach-
gewiesen werden. Der Weiterverarbeitung der Me-
375
etexterrius agrilla cum fimo macerata, ut firmier
sit, et super eam accendes ignem copiosum.
Cumque siccata fuerit, pone plumbum intra tes-
tam, ut cum lique factum fuerit, fluat in eam.”
(„Hierauf mache dir einen Herd, auf dem du das
Blei schmelzen sollst, und in den Herd eine Gru-
be. In diese stelle einen großen Topf, den du innen
und außen mit mistvermengtem Ton verschmierst,
damit er widerstandsfähiger ist, und zünde ein
reichliches Feuer über ihm an. Wenn er getrock-
net ist, lege das Blei auf das Feuer in den Topf,
damit es wenn es geschmolzen ist in ihn hinein-
fließt.“) Im Folgenden schildert Theophilus unter
anderem, dass das geschmolzene Blei mit einer
kleinen Eisenkelle in Gussformen gegeben wird.
Auf diese Art könnte das Blei am Johanneser
Kurhaus geschmolzen und zu verschiedenen Ge-
genständen gegossen worden sein. Derartige Tä-
tigkeiten zeichnen sich für die Flechtwandhütte
im zentralen Grabungsbereich ab. Hier ist auf die
Kugel mit Gusszapfen, die sich nördlich der Hüt-
te fand, sowie einige Bleiklumpen aus den Nut-
zungshorizonten des Gebäudes, darunter eine
Schmelze mit Fließstrukturen von 98 g Gewicht,
zu verweisen. In die Überlegungen mit einzube-
ziehen ist die quadratische Herdstelle, Befund
790, auf der sich Bleioxid-Ablagerungen fanden,
die vermutlich von der Durchführung des Treib-
prozesses stammen (vgl. Kapitel 6.3, 8.4). Allge-
mein ist bezüglich der Herstellung von Bleigegen-
ständen am Johanneser Kurhaus zu berücksichti-
gen, dass das im Kupellationsprozess entsilberte
Blei als Bleioxid (Bleiglätte) vorlag. In einem redu-
zierenden Schmelzprozess konnte es wieder in
Blei umgewandelt werden (Goldenberg 1996,42).
Möglicherweise wurde das zurückgewonnene
flüssige Blei zum Teil unmittelbar in Gussformen
eingefüllt. Die Masse des Bleis dürfte jedoch als
Barren verhandelt worden sein und fand insbe-
sondere im Bauwesen in größeren Mengen Ver-
wendung (siehe Abb. 59) (vgl. Bingener 2000a,
150; 151. Gottschalk 1999). Sehr interessant ist
ein plankonvexer Barren aus Handelsblei, der in
der Montansiedlung des 13. Jahrhunderts auf dem
Altenberg gefunden wurde (Dahm, Lobbedey,
Weisgerber 1998/2, 71; 73 Abb. 30, 31. Vgl. Kra-
bath 1999). Der „Bleifladen“ mit ca. 15 cm Durch-
messer war offenbar durch Ausgießen des Metalls
„in eine flache Kuhle“ entstanden. Eventuell sind
so zwei flache Mulden, Befund 314 und 315, in
der Flechtwandhütte am Johanneser Kurhaus zu
erklären; auch eine flache muldenförmige Eintie-
fung mit weißgrauer, zonal rotgeglühter toniger
Sohle in Schnitt 2 könnte auf diese Weise inter-
pretiert werden (Befund 144). Denkbar wäre je-
doch auch, dass in derartigen Mulden Töpfe stan-
den, in denen Blei geschmolzen wurde. Über die
Einrichtungen, in denen man im Mittealter Blei-
glätte zu Blei reduziert hat, ist bisher nichts be-
kannt - für Laurion nimmt C. E. Conophagos
(1980, 129; 137) Schachtöfen an. Es sind für die-
sen Prozess jedoch auch kleinere abgedeckte
Herdstellen beziehungsweise Gefäße vorstellbar.
Da sich Bleiglätte sehr gut zur Herstellung von
Glasuren eignet und am Johanneser Kurhaus zahl-
reiche Stücke bleiglasierter Keramik gefunden wur-
den, ist es naheliegend, hier einen Zusammenhang
zu vermuten (vgl. Kapitel 7.1. Alper, Römer-Strehl,
Schuster 2000, 181-187. Gebel, Römer-Strehl,
Frischat 2002. Kaltwasser, Raub, Untermann
1995, 313-317). Wenngleich sich wahrscheinlich
machen ließ, dass zumindest ein Teil Keramikgla-
suren auf der Basis Oberharzer Bleis (Bleiglätte,
Bleischlacke oder metallisches Blei) hergestellt
wurden, ist die Herstellung von Glasuren am
Johanneser Kurhaus selbst allerdings fraglich -
zumindest konnten keine Glasschmelzhäfen nach-
gewiesen werden. Insbesondere für leicht zu trans-
portierende Miniaturgefäße und Kleinplastiken
(Abb. 109,15-25, 110,1-7) ist diese Möglichkeit
jedoch durchaus überlegenswert. In diesem Zu-
sammenhang ist auch auf einen offenbar bleigla-
sierten rautenförmigen Stein zu verweisen, der am
Johanneser Kurhaus gefunden wurde (Abb. 162)
(vgl. Kapitel 7.3.3).
Für eine Weiterverarbeitung auch von Kupfer
sprechen vier Buntmetallschmelzen, die am Jo-
hanneser Kurhaus gefunden wurden (vgl. Kapitel
7.2.2). Interessant ist ein Zinnanteil von über 10
% bei einem kleineren Stück, der auf Bronzeguss
deutet - nicht ganz auszuschließen ist allerdings,
dass es sich um einen bei einem Brand unabsicht-
lich verschmolzenen Bronzegegenstand handelt.
Ein größerer Gussfladen besteht dagegen aus ver-
gleichsweise reinem Kupfer und stellt möglicher-
weise auch ein Relikt der Kupfererzeugung dar.
Die offenbar nur in geringem Umfang betriebene
Buntmetallverarbeitung könnte in Zusammenhang
mit anderen handwerklichen Tätigkeiten, insbe-
sondere Eisenschmiedearbeiten, erfolgt sein (siehe
Abb. 123, 132,1.2) (vgl. Schütte 1998, 136-140).
Für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts kann im
oberen Stuffental die gesamte Produktionskette
vom Abbau des Erzes bis zum Fertigprodukt nach-
gewiesen werden. Der Weiterverarbeitung der Me-
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