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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0182
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Theater, Konzert- und vergnügungslokale.

Bearbeitet von Architekt N). Söhner.

Einleitung.

as Interesse der Mannheimer Bevölkerung für das Theater und die damit zusammen-
hängenden darstellenden Künste reicht Jahrhunderte weit zurück. Ls wurde zunächst
geweckt und gefördert durch den kurfürstlichen Hof, bei welchem sich der Zinn und
die Liebhaberei für Musik und Komödie Jahrhunderte hindurch, bis ins Mittel-
alter zurückverfolgen läßt. Dieser unterhielt eine ständige Hof- oder Theaterkapelle
und ermöglichte durch die Beschaffung geeigneter Bäume in den Schlössern zu
Heidelberg und Schwetzingen die Aufführung zahlreicher Theaterstücke und Singspiele. Dadurch
begründete und förderte er das allgemeine Verständnis für das Theater und die darstellende
Kunst. Bls dann im Jahre 1720 die kurfürstliche Residenz von Heidelberg nach Mannheim
verlegt wurde, suchte der Hof dem vorhandenen Theaterbedürfnisse dadurch gerecht zu werden,
daß er innerhalb des Besidenzschlosses ein eigenes Operngebäude für die Hofgesellschaft auf-
führen ließ. Aber auch der zahlreich ansässige Adel und die Bürgerschaft unterhielten Schau-
spieler- und Gperntruppen. Besonders waren es die zur Meßzeit auftretenden wandernden
Schauspielergesellschaften, welche in Mannheim gern gesehene Gäste waren und reichliche und
lohnende Beschäftigung fanden. Es war daher kein Münder, daß sich das Bedürfnis nach
einem Hause, in welchem jederzeit Theateraufführungen stattfinden konnten, immer mehr fühlbar
machte und gebieterische Lösung forderte. Und als diese Lösung endlich darin gefunden wurde,
daß das kurfürstliche Arsenal- und Schütthaus zu einem für die damaligen Verhältnisse groß-
artigen Theater- und Konzerthaus um- und ausgebaut wurde, da war auch bereits der Boden
für eine gedeihliche Wirksamkeit unseres großen Schiller geebnet und vorbereitet und das
Verständnis für dessen Merke geweckt.

Der Geist dieses Dichterfürsten befruchtete lange Zeit das Mannheimer Hof- und National-
theater und befestigte seinen Weltruf. Der Name Schiller ist für alle Zeiten unauslöschlich
mit der Mannheimer hofbühne verbunden.

Das Hof- und Nationaltheater war bis vor etwa zwei Dezennien das einzige Institut
Mannheims, in welchem der darstellenden Kunst gehuldigte wurde. Tradition, Bang und
Tharakter bringen es mit sich, daß vorzugsweise nur klassische oder auserwählte Theaterstücke
zur Bussührung gebracht werden. Der leichtgeschürzten Muse ward nur in den seltensten Fällen
Gelegenheit, sich zu betätigen. Die angestrengte geistige Thätigkeit, welche die Erfüllung der
 
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