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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0670
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Das Elektrizitätswerk.

von Direktor Pichler.

ie Vorarbeiten für die Erbauung eines Elektrizitätswerkes in Mannheim reichen
weit zurück,- noch Anfang der 90er Jahre herrschten Meinungsverschiedenheiten
darüber, ob eine elektrische Zentrale lediglich zur Licht- und Krasterzeugung, oder
auch für elektrischen Straßenbahnbetrieb erstellt werden soll.

Behufs Gewinnung von geeigneten Projekten wurde am 1. September 1895
an sieben bedeutende Firmen das Ersuchen gerichtet, sich an der Konkurrenz für
Projekt-Fertigung, getrennt für Licht-, sowie Licht- und Krastzentralen, zu beteiligen. Die
Prüfung der eingegangenen Offerten ergab, daß dieselben der Vergleichbarkeit entbehrten, und
wurde deshalb im Frühjahr 1897 der vom städt. Maschineningenieur verfaßte Bericht über die
Erbauung eines Elektrizitätswerkes einer Sachverständigen-Kommission überwiesen. Dieselbe
empfahl am 18. Dezember 1897 die Erstellung einer Drehstromzentrale für Licht, Kraft und
Straßenbahn und die Errichtung einer Umformerstation für letztere zur Umwandlung des Dreh-
stromes in Gleichstrom. Bus Grund des erstatteten Gutachtens und nach endgültiger Feststellung
der allgemeinen und besonderen Bedingungen für die Bauausführung wurde am 25. Februar
1898 ein weiteres Ausschreiben erlassen und es erfolgte auf Grund der eingelaufenen Angebote
die Beschlußfassung über die Errichtung des Elektrizitätswerkes.

Am 5. Juli 1898 wurde alsdann beschlossen, die Vergebung des Merkes in Gesamt-
ausführung, sowie die vorläufige Übertragung der Betriebsführung an die Firma Brown,
Boveri & Eie. in Baden-Frankfurt zu beantragen.

Der Aufwand der gesamten Anlage war auf M. 3 250000.— berechnet, wobei für
Erweiterung des Netzes M. 100000.— vorgesehen waren. 3m Laufe des Jahres 1899 wurde
der Bau des Elektrizitätswerkes so weit gefördert, daß es am 15. Oktober d. I. probeweise
in Betrieb genommen werden konnte. Der völlige Ausbau des Merkes und die Fertigstellung
des Kabelnetzes erfolgte jedoch erst April 1900.

Beschreibung des Werkes.

1. Maschinen- und Kesselhaus. Die Maschinenhalle hat eine lichte Meite von
22 m und eine Länge von 66 m; an die Palle schließt sich das Kesselhaus an, über dem
Eingang ist die Schaltanlage im oberen Kaum untergebracht. Die Fassade des Maschinen- und
Kesselhauses ist unter Verwendung von bearbeiteten Sandsteinquadern als Backsteinbau ausgesührt.

Der Mittelbau, welcher zu ebener Erde die Arbeitszimmer für den Betriebsleiter und
Maschinenmeister nebst Martezimmer und im oberen Stock die Schaltanlage enthält, ist sowohl
in seiner Fassadengestaltung wie in seinem inneren Ausbau in monumentaler Meise ausgeführt.

3n der Maschinenhalle sind bis jetzt drei Dampfmaschinen sowie eine Dampfturbine
aufgeftellt; die Aufstellung zweier Maschinenaggregate ist ohne weiteres möglich, durch Ver-
längerung des Maschinenraumes können noch weitere zwei Maschinen von je 4 — 5000 VS
zur Erstellung gelangen.

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