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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0562
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532

Straßen.

Der Stadtplan jener Zeit läßt zwei Plätze von einer für damals auffallenden Größe
erkennen: der eine entspricht dem heutigen Marktplatz, der andere, östlich van der Breitestraße
gelegene trägt heute die Konkordienkirche,- das eigentliche Wohngebiet, der Kern der jetzigen

sogenannten „Unterstadt", schließt gegen d.ie Friedrichsburg
mit einer Pauslinie ab, welcher der nördlichen Flucht der
heutigen Planken entspricht.

Die Kämpfe des dreißigjährigen Krieges brechen über
die Pfalz, den Vorort des Protestantismus, Ijerein; zweimal
wird die Festung Mannheim eingenommen und zerstört,
letztmalig l644 so gründlich, daß nur noch das Uathaus und
einige Wallreste übrig bleiben.

Nach dem westfälischen Frieden wird 1652 die Staöt
und 1663 die Friedrichsburg nach den alten Plänen, doch
mit verstärkten Wällen und Bastionen wieder aufgebaut,-
die Lebensdauer beider ist aber nur eine kurze. Im Jahre 1688
wird die Pfalz von neuem mit Krieg überzogen,- die Franzosen
erobern nach der Einnahme von Heidelberg auch die Festung
Friedrichsburg; die Festungswerke werden im März 1689
geschleift und die Staöt selbst gänzlich dem Erdboden gleich-
gemacht: Festung und Staöt sind gründlich zerstört und
bleiben nahezu zehn Jahre lang in Trümmern liegen.

Nach dem Frieden von Bpswik wird 1698 der Wieder-
aufbau der Staöt beschlossen- sie soll zwar in erster Linie
Schiffahrts- und Handelsplatz sein, der Gedanke aber, in
ihr gleichzeitig eine Festung als militärischen Stützpunkt für
die Pfalz zu schaffen, wird erneut aufgenommen und durch
die Berufung des holländischen Ingenieurs Koehorn ver-
wirklicht. So entsteht an der gleichen Stelle die zweite
Festung Mannheim, an sich ein vollständig neues Werk, in
der Grundrißanordnung von Festung und Stadt aber sich
eng an seinen Vorgänger anschließend. Die Errichtung einer-
selbständigen Titadelle unterbleibt; das durch den Wegfall
derselben frei werdende Gelände, der Kern der heutigen
„Oberstadt" wird zum größeren Teil der Bebauung über-
geben: die erste Stadterweiterung,- der restliche Teil ist für
einen umfangreichen Schloßbau bestimmt.

Der Wiederaufbau knüpft eng an die Vergangenheit
an: es liegt kein berechtigter Grund vor, welcher gegen die
Beibehaltung des früheren Systems der rechtwinkligen Bau-
blöcke geltend gemacht werden könnte, zumal die Form des
langgestreckten Rechteckes — nur in einigen wenigen Fällen
kann man von (Quadraten reden — bei dem vorliegenden
vollständig ebenen Gelände am besten den Forderungen eines
vorteilhaften Wohnhausbaues entspricht. So kehren die geraden Straßen der zerstörten Stadt im
alten Wohngebiet wieder; sie werden für die in Aussicht genommene Stadterweiterung ohne Versetzung
geradlinig verlängert und erhalten im projektierten Schloßbau ihren architektonischen Abschluß.

In den der zweiten Gründung folgenden Jahrzehnten des Friedens entwickelt sich
die Stadt — wie an einer anderen Stelle des Näheren ausgeführt — zumal nachdem sie

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