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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0681
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644

Der städtische Schlacht- und Viehhof.

Der Zchlachthof.

Den Kern der Schlachthofanlage bildet die Verbindungshalle, etwa 100 m lang, 17 m
breit und 11 m hoch. Rrt diese stoßen mit ihren Kopfseiten auf der südlichen Längsfront
derselben die drei Schlachthallen für Großvieh, Kleinvieh und Schweine, während auf der andern
Seite sich das Kühlhaus mit Vorkühlhaus, Zerstückelungs- und Fleischhackraum, Rrbeitszirnrner
der Tierärzte re. befindet, hinter der Schlachthalle für Kleinvieh ist die Kuttlerei angeordnet;
längs der westlichen Grenze befindet sich nördlich das Maschinen- und Kesselhaus und zwischen
letzterem und der Kühlhalle eingeschoben der Wasserturm, weiter zurück nach Süden gerichtet
folgt das Kohlenlager, die Freibank, die Sanitätsanstalt, die Talgschmelze, das haut- und Fett-
lager und bei der Bahnanlage das Wärterhaus mit den längs der Bahn angeordneten Verlade-
buchten. Wie schon bei Beschreibung der Viehhofanlage erwähnt ist, ist das für die Wirtschaft
mit Börse rc. errichtete Gebäude bei der Erbauung des Schlachthofes zu einem Verwaltungs-
gebäude mit Direktorwohnung umgebaut worden, so daß die Errichtung eines neuen Wirtschafts-
gebäudes nötig wurde. Für die Rngestellten und Bediensteten sind in der Nähe des Schlacht-
hofes vier Dienstwohngebäude erstellt worden. Die Vorlage des vom Hochbauamt ausgestellten
ersten Entwurfs erfolgte im Rpril 1894; der Kostenvoranschlag betrug M. 2340000, welcher
jedoch zu hoch befunden wurde, weshalb nachRnhörung einer Sachverständigen-Kommisfion die Ver-
einfachung des Projekts beschlossen wurde. Die Genehmigung des vereinfachten Entwurfs erfolgte
im Mai 1896, im Dezember desselben Jahres wurde mit den Erdarbeiten begonnen und am

3. Mai 1900 erfolgte die Inbetriebnahme. Einschließlich der Kosten für eine Reihe von Projekt-
erweiterungen, wie die Rnlage des Hautlagers und der Talgschmelze sowie des Wartestalls rc.,
welche während der Bauzeit hinzukamen, wurden für die Schlachthofanlage M. 2268500
bewilligt, welche Summe auch für die Erstellung derselben ausgereicht hat.

Sämtliche Gebäude sind in gefälligen Formen durchaus massiv ausgeführt und sind
bei deren Herstellung im Innern und Büßern die besten Materialien zur Verwendung gekommen,
wie auch die Betriebseinrichtungen in gediegenster Weise dem neuesten Stand der Technik
entsprechend zur Rusführung gekommen sind. Sämtliche Bauten sind erweiterungsfähig projektiert.

Die Großviehschlachthalle ist 41 m lang und 24 m breit; der umbaute Kaum beträgt
8702 et)m. Die Baukosten einschließlich der Betriebseinrichtungen haben M. 169 274 betragen.
Die Halle ist dreischisfig mit erhöhtem Mittelschiff und mit 50 beweglichen Winden und ebenso-
vielen Schlachtstellen eingerichtet, jede derselben hat ein selbständiges Rusfahrtsgleis (hänge-
gleis) zum Weitertransport der ausgeschlachteten Tierhälften. Das Überhängen derselben von
den Schlachtspreizen nach den Transportlaufkatzen erfolgt auf automatischem Wege. Die Schlacht-
stücke, welche nach dem Rbschlachten nicht sofort nach Hause gefahren, sondern mittelst des
Transporthängegleises nach dem Kühlhause verbracht werden, gelangen zunächst in den Vorkühl-
raum, dessen Temperatur ständig aus -ff 4 bis ff- 6° C. gehalten wird. Sämtliche Transporte
hierher werden beim passieren der Verbindungshalle automatisch gewogen. Bei einer Rrbeits-
zeit von 10 Stunden können bei einer durchschnittlichen Dauer einer Schlachtung von einer
Stunde täglich an den 50 Winden 500 Stück Großvieh geschlachtet werden, eine Kusnützung,
welche nur durch das zur Rnwendung gekommene, der Firma Kaiser & die. in Kassel
patentierte Transportspstem ermöglicht wird.

Die hauptkuttlerei für Großvieh besteht aus dem 16 X 16 m großen mit
4 Brühkesseln, Brühtischen und 30 Kuttlereibottichen mit Spültischen ausgestatteten Haupt-
raum, an den sich die Durchfahrt für Wagen anschließt. Ruf der andern Seite der Durch-
fahrt befindet sich die Wampenwäsche, welche in gemauerten, mit Warm- und Kaltwasser
versehenen Becken vorgenommen wird. Dieser Kaum ist unterkellert und mit Zusahrtsrampe
versehen, so daß der in der Wampenwäsche zur Entleerung kommende Dünger durch die
 
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