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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 7.1964

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Nr. 1
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Haag, Erich: Eduard Spranger zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.33066#0001
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Mitteilungsblatt

7.JAHRGANG ■ NR. 1
FEBRUAR 1964

DES DEUTSCHEN ALTPHILOLOGENVERBANDES

Unter Mitwirkung von OSchR Leggewie herausgegeben von StR H. Imiela
Frankfurt a. M., Wolfsgangstr. 7

INHALT
E. Haag

Eduard Spranger zum Gedächtnis

K. L. Weitzel
10 Jahre „Alindethra“

E. Bornemann

Ein didaktisches Kolloquium in Gent
H. Höhs

Euripides’ Medea im Fernsehen

Probleme des lateinischen Anfangsunterrichtes

H. Holtermann

Erfahrungen bei der mündlichen Reifeprüfung
E. Burck

Die Griechische Humanistische Gesellschaft
O. Leggewie

Zur Frage Latein und Latinum
Zeitschriftenschau

Eduard Spranger zum Gedächtnis

In den Morgenstunden des 17. September 1963 ist Eduard Spranger in seinem
82. Lebensjahr durch einen raschen, gnädigen Tod von schwerem Leiden erlöst worden.
Wer an der Welt des Geistes teilnimmt, hielt einen Augenblick still inne und bedachte
voll Trauer, daß mit dem Tode dieses edlen Mannes eine Epoche zu Ende gegangen
ist, die in der Tradition des deutschen Geistes stets mit Ehrfurcht und Bewunderung
betrachtet werden wird.

Die Universalität des Wissens und Verstehens verband sich in Eduard Spranger mit
dem entschiedenen Willen, alles Wissen und Verstehen dem sittlichen Werden des Men-
schen dienstbar zu machen, das heißt, den Menschen damit vor Werte zu führen, die
ihn zwingen, „sein Leben zu ändern“. Er hat es in einer gewaltigen, nie ermüdenden
Anstrengung geleistet, aus den Quellen der großen abendländischen Philosophie heraus —
von Sokrates bis Hegel - zu erweisen, daß wissenschaftliches Erkennen, wenn es nur
wirklich Erkennen ist, dem Menschen hilft, das zu werden, was er sein soll. Was er damit
lehrte, hat er in seiner eigenen Person vorgelebt und verwirklicht. Er war ein durch
wissenschaftliche Erkenntnis zu großer Weisheit gekommener Mensch. Wer wollte sich
erkühnen, diese herrliche Möglichkeit im Geiste Wilhelm von Humboldts heute noch in
solch hoher Form zu verwirklichen? Sein Tod ist das Ende einer großen Epoche des
deutschen und des europäischen Geisteslebens und ist von vielen schmerzlich so ver-
standen worden.

Ich habe nicht die Absicht, hier eine „Würdigung seines Lebenswerks“ zu geben. Das
ist vielfach geschehen; am schönsten vielleicht auf dem wiirdigen, feierlichen Trauerakt,
den die Universität Tübingen am 21. Dezember 1963 dem Toten in ihrem Festsaal
bereitet hat. (Universitas 1963 S. 1047/66). Ich will nur bescheiden bekennen, was
Eduard Spranger mir selbst und allen einer wahren humanistischen Bildung Verpflich-
teten bedeutet.

Am 20. Mai 1959, anläßlich der Eröffnung der Stuttgarter Tagung des deutschen Alt-
philologenverbandes liabe ich Eduard Spranger begrüßen dürfen als einen „Fürsten

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