Die Kathedrale von Fünekirchen.
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einiger ursprünglichen Fenster. Gegen Osten ist die Nordseite von Holzhämmern abgesperrt, so
dass man blos durch diese hindurch gelangen kann zur
W e s t f r o n t e.
Diese ist gleichfalls vielfach, ja beinahe bis zur Unkenntlichkeit der alten Anlage entstellt.
Ursprünglich sind an ihr nur noch die Thürme in ihren unteren Theilen und die sich zwischen
ihnen hinziehende Hauptmauer mit dem Hauptportale, dagegen ist an die Wand eine moderne Säu-
lendecoration gesetzt, die weder dem romanischen noch einem anderen Style entspricht; auch hat
hier eine stärkere Bodenerhöhung bestanden als an der Ostseite, so dass man das Hauptportal
ursprünglich um mehrere Stufen höher als jetzt gelegen annehmen muss, um bis zur wahrschein-
lichen alten Terrainlinie des hohen Chores hinab zu gelangen. Im Mittelalter wurde grundsätz-
lich der Wasserabfluss vom ansehnlichsten Theile des Baues, vom Chore nach der Westseite hin-
geleitet, bei unserer Kirche war dies aber nicht nothwendig, weil sich das Terrain auf ihrer ganzen
Südseite abdacht; deshalb glaube ich, hat auch hier die Bodenfläche der Westseite nicht tiefer
gelegen, als jene der Ostseite. An letzterer wurde die ganze gerade Höhe des Mittelschiffes von
der obersten Horizontale des Kranzgesimses bis hinab zur Bodenlinie zu 74-74' angenommen,
d. h. zu zwei Einheiten oder Breiten des Mittelschiffes von Pfeileraxe zu Pfeileraxe, was eines
der ansehnlichsten Masse für die Kirchenhöhe eines romanischen Baues gibt. Die Höhe von fünf
Stufen unter der Portalöffnung, jede zu etwa 0-50' genommen, ist 2*50'; darüber habe ich die
untere Abtheilung im mittleren Theile der Hauptfronte mit Einschluss des ursprünglichen Gesim-
ses zu 21-60' gemessen; es bleiben demnach für die obere Abtheilung, in der sich ein späteres
kolossales stylloses Spitzbogenfenster befindet, 74-74' — 24-10' = 50-64', was keinesfalls ein
gefälliges Verliältniss zur unteren Abtheilung gibt, die hier um
mehr als das Doppelte ihrer Höhe übertroffen wird. Hievon
kann man sich überzeugen, wenn man Koller’s Tafel V betrach-
tet , welche in einer mangelhaften Zeichnung den Zustand der
Fa9ade am Anfang unseres Jahrhunderts, d. h. vor der neuesten
Kestauration und Halbsäulendecorirung darstellt.
Als ursprünglich erhaltener Tlieil ist für uns an dieser
ganzen Fronte blos das Portal (Fig. 23, 24) mit dem darüber
befindlichen Gesimse interessant.
Das Verfahren beim Projectiren des Grundrisses dieses
Portales hat man sich folgendes zu denken: Es werden zuvör-
derst, beginnend von der äusseren Mauerflucht, die verschiedenen
Tiefen des Portales bestimmt:
•'MMMMr_
Fig. 23.
1. die Tiefe bis zur Peripherie der grösseren Ecksäulen, mit welchen
das Portalgewände anfängt zu. D42'
2. die Tiefe des Portalgewändes zu.2-21'
3. die Tiefe der Thürpfosten zu. 0-96'
4. die Tiefe der innern Portalöffnung zu.2*69'
Zusammen . 7-28'
wenn man von dieser Summe den Vorsprung des innern Portalpilasters abzieht, bleiben als
Mauerdicke zurück 7-28' — 0-74' = 6-54'.
Nachdem die Tiefen des Portales festgesetzt waren, wurde zur Bestimmung der Breiten
der Öffnungen geschritten, und zwar:
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einiger ursprünglichen Fenster. Gegen Osten ist die Nordseite von Holzhämmern abgesperrt, so
dass man blos durch diese hindurch gelangen kann zur
W e s t f r o n t e.
Diese ist gleichfalls vielfach, ja beinahe bis zur Unkenntlichkeit der alten Anlage entstellt.
Ursprünglich sind an ihr nur noch die Thürme in ihren unteren Theilen und die sich zwischen
ihnen hinziehende Hauptmauer mit dem Hauptportale, dagegen ist an die Wand eine moderne Säu-
lendecoration gesetzt, die weder dem romanischen noch einem anderen Style entspricht; auch hat
hier eine stärkere Bodenerhöhung bestanden als an der Ostseite, so dass man das Hauptportal
ursprünglich um mehrere Stufen höher als jetzt gelegen annehmen muss, um bis zur wahrschein-
lichen alten Terrainlinie des hohen Chores hinab zu gelangen. Im Mittelalter wurde grundsätz-
lich der Wasserabfluss vom ansehnlichsten Theile des Baues, vom Chore nach der Westseite hin-
geleitet, bei unserer Kirche war dies aber nicht nothwendig, weil sich das Terrain auf ihrer ganzen
Südseite abdacht; deshalb glaube ich, hat auch hier die Bodenfläche der Westseite nicht tiefer
gelegen, als jene der Ostseite. An letzterer wurde die ganze gerade Höhe des Mittelschiffes von
der obersten Horizontale des Kranzgesimses bis hinab zur Bodenlinie zu 74-74' angenommen,
d. h. zu zwei Einheiten oder Breiten des Mittelschiffes von Pfeileraxe zu Pfeileraxe, was eines
der ansehnlichsten Masse für die Kirchenhöhe eines romanischen Baues gibt. Die Höhe von fünf
Stufen unter der Portalöffnung, jede zu etwa 0-50' genommen, ist 2*50'; darüber habe ich die
untere Abtheilung im mittleren Theile der Hauptfronte mit Einschluss des ursprünglichen Gesim-
ses zu 21-60' gemessen; es bleiben demnach für die obere Abtheilung, in der sich ein späteres
kolossales stylloses Spitzbogenfenster befindet, 74-74' — 24-10' = 50-64', was keinesfalls ein
gefälliges Verliältniss zur unteren Abtheilung gibt, die hier um
mehr als das Doppelte ihrer Höhe übertroffen wird. Hievon
kann man sich überzeugen, wenn man Koller’s Tafel V betrach-
tet , welche in einer mangelhaften Zeichnung den Zustand der
Fa9ade am Anfang unseres Jahrhunderts, d. h. vor der neuesten
Kestauration und Halbsäulendecorirung darstellt.
Als ursprünglich erhaltener Tlieil ist für uns an dieser
ganzen Fronte blos das Portal (Fig. 23, 24) mit dem darüber
befindlichen Gesimse interessant.
Das Verfahren beim Projectiren des Grundrisses dieses
Portales hat man sich folgendes zu denken: Es werden zuvör-
derst, beginnend von der äusseren Mauerflucht, die verschiedenen
Tiefen des Portales bestimmt:
•'MMMMr_
Fig. 23.
1. die Tiefe bis zur Peripherie der grösseren Ecksäulen, mit welchen
das Portalgewände anfängt zu. D42'
2. die Tiefe des Portalgewändes zu.2-21'
3. die Tiefe der Thürpfosten zu. 0-96'
4. die Tiefe der innern Portalöffnung zu.2*69'
Zusammen . 7-28'
wenn man von dieser Summe den Vorsprung des innern Portalpilasters abzieht, bleiben als
Mauerdicke zurück 7-28' — 0-74' = 6-54'.
Nachdem die Tiefen des Portales festgesetzt waren, wurde zur Bestimmung der Breiten
der Öffnungen geschritten, und zwar:
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