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8. Seeale cereale. Rocken.
CSpica simplici. {See hybernum.)
\ Aehre einfach. (Winterrocken.)
Gemeiner Winterrocken.
Seeale autumnale. Tragus pag. 239.
Seeale cereale. Var. hybernum. Lin. spec. plant, i.pag. 124. = Var. Seeale hybernum. Lamarck Encyc.meth. VII. pag. 54.
= Host. Gram, austr. II. Tab. 48. = Persoon Synop. I. pag. 108. = Graelin Flor. Bad.I. pag. 277.= De Cand. Flor. Franc.III.
pag. 88. Nr0 1672. = Kerner-Abbild, all. oek. Pslanz. II. PI. i58. = Eoemer et Schult. II. pag. 773. — Var. A. Spica simplici.
Seringe mel. bot. pag. i35. = Dierbach Flor. Heidelb. pag. 33. — Wagini Anh. d. Getreid. pag. 53.
Deut. Gemeiner Roggen. Landroggen. Korn. Winterkorn. Roggen.
Franz. Seigle commun. Seigle cultive'. Seigle hyemale. Seigle de Ceres.
Engl. Common Rye.
Tab. IX. Fig. A. Aehre. C. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Aeussere Blumenspelze. 3. Innere Blu-
menspelze. 4- Samen. 5. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 4 bis 5 Fufe hoch, aufrecht, rund, hohl, nach oben etwas behaart und gebogen. Blätter
1A Zoll breit, 6 bis 7 Zoll lang. Aehre 3 bis 6 Zoll lang, gebogen, schlasf und rund. Spindel zu-
sammengedrückt, breit, glatt, am Bande und an den Knieen behaart, weils und zerbrechlich. Aehr-
chen i!\ bis 26, % Zoll lang, locker übereinander liegend, aufsitzend, an die Spindel gedrückt,
zweysamig, zweygrannig. Reichspelze sehr schmal, pfriemenförmig, % Zoll lang, Vl6 Zoll breit,
dünn, weife und glatt. Aeussere Blumenspelze % Zoll lang, zusammengedrückt, schies, zuge-
spitzt, gegrannt, weife, den Samen halb umschließend, der Bücken erhaben, sägenartig und an den
Seiten mit zwey erhabenen Streifen bezeichnet. Innere Blumenspelze kürzer als die äufeere,
nachenförmig, dünnhäutig, weife, unbewaffnet, mit einem slachen Bücken. Grannen 1 bis 2 Zoll
lang, ausrecht, weife, sehr spitz und rauh. Samen \ Zoll lang, cylindrisch gesurcht, dunkelgrau,
etwas runzlich und sehr mehlig, oben abgestumpft und behaart, unten zugespitzt.
Der Winterrocken ist im nördlichen Europa die geschätzteste Getreidepflanze, weil sie in den
kältesten Gegenden, wo jedes andere Getreide mehr gefährdet ist, sicherer wie dieses, zeitig wird. So
z. B. in den Kärntner Alpen, 3822 Fufe über der Meeressläche, stofeen die Bockenselder mit den Alpen-
wiesen zusammen. In einem Klima, wo der Winterweizen noch zeitig wird, gedeiht der Winterrocken
am besten, und liefert dort den höchsten Ertrag. Er liebt einen Boden, der ein Uebergewicht an Sand
hat, und bringt unter diesem Verhältnisse, besonders in gebirgigen Gegenden, ein vorzüglicheres Mehl,
als der aus guten Feldern in Niederungen erzogene. Im ärmsten Boden, wo der Weizen nicht mehr
gebauet werden kann, gedeiht der Winterrocken, deshalb ist er für sandige Gegenden eines der kost-
barsten Produkte zum menschlichen Unterhalte. Der Boden wird durch ihn auch nicht so leicht
erschöpst, als von andern Fruchtarten. Die Aussat mufe frühe geschehen, damit er sich vor Winter
gehörig bestockt, und im Frühling srühzeitig in die Halmen schiefeen kann. In unsern Bheingegenden
geschieht die Aussat von Ansang September bis halben October, und die Beise ersolgt 8 bis 12 Tage
srüher als die des Weizens und der Spelz. In einigen Gegenden bestellt man die Aussat schon um
Johanni, wo er sich denn gegen den Herbst schon sehr stark bestockt, so dafe er zur Grünsütterung
abgemähet werden kann; dennoch schiefet er im Frühling gleichzeitig, mit dem im Herbste gesäeten,
in die Halmen, und bringt eine ziemlich beträchtliche Ernte von zwar kleineren, aber doch mehl-
reichen Körnern. Dieses ist der sogenannte Johannisrocken, unter welchem mancher eine eigene
Bockenart vermuthet
Nebstdem, dafe der Winterrocken den Bewohnern des nördlichen Europas als das vorzüglichste
Nahrungsmittel dient, so verbindet er damit noch mehrere Vorzüge, die andern Getreidearten abgehen.
So z. B. liesert er mehr, und ein vorzüglicheres Stroh als die Weizen, Haser und Gersten, welches
nicht nur allein als gute Streu, Fütterung, Bedeckung der Häuser, zu Anhestung der Beben und
Pslanzen, Seile zum Binden der Fruchtgarben und andern Benutzungen vorzüglich dient, sondern
auch noch als Material zur Fertigung der Strohhüte, Matten, Fufeteppiche und anderem mehr verbraucht
 
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