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Wintersaten, die ich bestellte, hat sich bloss eine kümmerlich bis zum Frühjahr erhalten , die übrigen
giengen durch den Frost zu Grunde. Ich baue sie schon 10 Jahre über Sommer mit keinem üblen
Erfolge, und die vollkommene Ausbildung der Halmen und Aehren, ebenso die ziemlich gleiche Reise
mit andern Sommergersten, lassen wohl keinen Zweifel übrig, sie für eine Sommergerste zu erklären.
Sehr wahrscheinlich haben einige die gemeine Wintergerste mit der vorstehenden verwechselt *),
oder es ist möglich, dals, so wie bey der gemeinen Gerste, es auch von ihr eine an den Winter gewöhnte
Abart giebt. Diese Gerste wird im Frühling frühzeitig gesäet und reift Ende Juny bis Ansang July. Der
Ertrag an Stroh ist bedeutender als von der zweyzeiligen Gerste; allein der Körnerertrag, obgleich die
Aehre ein stolzes Aussehen hat, kommt ihr auf trockenem Boden nicht gleich. Sie verlangt einen sehr
guten starken Boden, daher man sie gerne in Niederungen bauet, wo Weizen und andere Getreidearten
zu sehr fallen; man erhält dort gewöhnlich eine reichere Ernte, als von irgend einem Getreide. Auf
trockenem Boden ist diese Gerste nicht zu empfehlen, sie bestockt sich dort sehr schlecht und bringt
wenig und magere Samen. Um das Fallen auf dem Felde zu vermeiden, wollen einige Landwirthe sie
untermengt mit der zweyzeiligen Gerste gebaut wissen, dieses geht aber, vermöge 8 Tage verschiedener
Beifzeit, nicht wohl an. Die Samen wiegen weniger als die der zweyzeiligen Gerste, zu Mehl und
Graupe sind sie tauglich; ob sie hingegen zur Bierbereitung dienen können, darüber sind die Stimmen
noch getheilt **).
Ein Maischen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 4 Loth Kölner Markgewicht.

1 o. Hordeum vulgare. Gemeine Gerste.
Die Aehre unregelmässig sechsreihig, schlasf, rund, etwas gebogen. Die Aehrchen nicht dicht
übereinander liegend. Grannen fast doppelt so lang als die Aehre, ziemlich parallel mit derselben
aufsteigend.


Seminibus vestitis; Spica ßavescente. [Hord. hybernum.}
Samen bekleidet; Aehre gelblich. (Wintergerste.)

Gemeine Wintergerste.
Hordeum vulgare. Lin. spec. plant. I. pag. 125. =r Lamarck Encyc. meth.IV. pag. 602. = Host. Gram, austr. III. Tab. 34.
= Var. C. hybernum. Viborg Abhandl.v.d. Gerste pag. 18. = Persoon Synop. I. pag. 108. = Gmelin Flor. Bad.I. pag.279.-
De Cand. Flor. Franc. III. Nr° 1680. Var. a. = Kerner Abbild, all. oek. Pflanz. V. PI. 428. fcs Roemer et Scbult. II. pag. 791.
= Var. A. Seminibus vestitis; spica ssavescente. Seringe mel. bot. pag. 145. = Schübler Dissert. pag. 38. = Dierbach Flor.
Heidelb. pag. 35. = Var. hybernum. Wagini Anb. d. Getreid. pag. 66. = Trautmann Landwirthschaftslehre II. pag. 20.
Deut. Kerngerste. Wintergerste. Bärengerste.
Franz. Orge commune. Orge d'hyver. Orge commune d'hyver.
Engl. Common Barley.
Dan. Winterbyg.
Tab. IX. Fig. B. Aehre. D. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 2 bis 3 Fuss hoch, gegliedert, hohl, glatt, gelblich, unten dicker als oben. Blätter % Zoll
breit, 5 bis 6 Zoll lang. Aehre 3 bis 4 Zoll lang, rundlich, fast viereckig, unregelmässig sechszeilig,
*) Hcit Viborg in seiner Abhandlung von der Gerste pag. 27. gibt an, daß die scchszeilige Gerste aus den Färöen und an einigen
Orten von Norwegen und Schweden über Winter angebaut wird, bemerkt aber in einer Note, dass Herr Pastor Landt, in seiner
Beschreibung der färöischen Inseln behauptet, dals es Hordeum vulgare sev, die dort allgemein vorkäme. Ebenso ist die pag. 28.
beschriebene scchszeilige nackte Gerste, nach der eigenen Angabe des Herrn Viborgs pag. 22. nichts anderes als Hord. vulgare nudum,
und es scheint allerdings sehr wahrscheinlich zu sejn, dass Hord. hexastichon bis jetzt, sehr häusig mit Hordeum vulgare verwechselt
worden ist.
**) Herr Wagini beschreibt eine blaue und eine schwarze scchszeilige Gerste, die aber nichts anderes sind, als die blaue gemeine Gerste;
eben so möchten Verwechslungen mit der gemeinen Wintergerste daselbst statt sinden; überhaupt sind die botanischen Unlerschci-
dungscharaktere der viclzeiligeu Gcrstenarlcii des Herrn Waginis, nicht hinlänglich nachgewiesen.
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