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20. Oryza sativa. Reiss.
( Glumella aristata, pubescens.
I Blumenspelze gegrannt, weichhaarig.
Gegrannter Reiss.
Oryza sativa. Lin. spec. plant. I. pag. 475. t~ Var pubescens. Eamarck Encyc. metli. Suppl. IV. pag. 688. — Persoon
Synop. I. pag. 394. =1 Seringe mel. bot. pag. 168.
Franz. Riz.
Ital. Riso.
Tab. XIII. Fig. A. Rispe, a. 1. Kelchspelze. 2. Samen, (mit den Blumenspelzen umschlossen) 3. Quer-
durchschnitt des Samens.
Halm 3 bis 4 Fuss hoch, gegliedert, aufrecht, grösstentheils von langen Blaltscheiden umschlossen.
Blätter 12 bis i5 Zoll lang, % bis 1 Zoll breit; die Blattscheiden 8 bis 12 Zoll lang. Rispe ausge-
breitet. Aehrchen kurzgestielt, eingrannig, einsamig, länglich oval. Kelchspelze sehr klein, weife,
spitz und glatt. Blumenspelze eine gelbe Schale um den Samen bildend, die äufsere bedeutend
grösser als die innere, gegrannt, seinhaarig und sünfeckig. Grannen \% bis 2 Zoll lang, sehr fein,
weiss und spitz. Samen hell, durchsichtig, weiß», glasig und etwas mehlig.
■ Der gegrannte Reiss wird in Italien und mehreren andern warmen Ländern häufig angebaut; er ist
eine Sumpspslanze die im Frühling srüh gesäet wird und eine Vegetationszeit von circa 6 Monaten nöthig
hat. In Italien hat man, zu der Anbauung dieses Reisses besondere Reilsfelder, welche aus solgende
Art eingerichtet und bebauet werden :
Das Reissfeld bildet ein grosses langes Viereck, welches zur Haltung des Wassers rundum mit einem erhabenen Damm
eingeschlossen ist; innerhalb dieses Dammes ist ein Graben, durch welchen das Wasser, wenn das Reissseld trocken gelegt werden
soll, abgelassen wird. Das ganze Feld ist in eine Menge kleiner regelmässiger Vierecke eingetheilt, welche durch erhabene,
kleine Dämme bildende, Fusssteige von einander unterschieden sind. — Früh im Monat März, nachdem das Reissseld längst
trocken gelegt worden, wird der Boden durch ein Grabscheid umgearbeitet, und nach Vollendung dieser Arbeit, das Wasser, aus
mehrere Zoll Höbe hineingelassen, wodurch der Boden erweicht und in einen Sumps umgewandelt wird.
Man säet nun den Reiss, welcher zuvor einige Tage in Wasser eingeweicht war, aus ähnliche Weise und in derselben
Quantität, wie bey uns den Weizen oder die Gerste auf das Wasser, welcher alsdann untertaucht, und nach Verlaus von einem
Monat als Pflanze über die Oberfläche des Wassers hervorkommt. Im Monat May wird das Wasser abgelassen, das Reissfeld
durchgangen und von allem Unkraut gereiniget, und nach diesem die jungen Pflanzen abermals unter Wasser gesetzt; damit ist
nun die Arbeit, bis aus mehrmaliges Ab- und Zulassen des Wassers, in Zwischenräumen von 5 zu 5 Wochen vollendet. 3 bis 4
Wochen vor der Ernte, welche gewöhnlich Ansang Octobers ist, werden die Reissselder ganz trocken gelegt, damit der Reifs
gehörig reisen lind abtrocknen kann, alsdann schneidet man ihn in der halben Höhe des Halms ab, bindet ihn aus Büschel und
verbringt ihn in die Scheune zum Ausdreschen. Die Felder werden nicht gedüngt, sondern man lässt statt dessen die untere
Hälfte des Halmes auf dem Felde stehen, und gräbt ihn das kommende Jahr unter die Erde. Das Dreschen geschieht auf ähnliche
Weise, wie beym Weizen; ist dieses vorüber und der Samen von den Grannen und sonstigem Unrath gereiniget, so wird er zur
Mühle gebracht, und so, wie bey uns an einigen Orten die Gerste geschält (gerollt).
In Aegypten wird der Reifs vor der Aussat in Säcke von Palmzweigen gethan, welche 5 bis 6 Tage unter Wasser
getaucht werden, bis der Reiss anfängt zu kennen; alsdann nimmt man sie heraus, schüttet den Reiss auf Hausen, und bedeckt
ihn mit srischem Klee; nach Verlauf von 24 Stunden werden die Hausen berumgerührt, abermals zusammengehäust und wieder
mit srischem Klee noch einen Tag lang bedeckt; alsdann nimmt man Abends den Klee hinweg, und lässt den Reiss über Nacht
unbedeckt dem Thau ausgesezt. Den andern Tag wird er auf vorhergehende Art aus das Wasser gesäet, und um das Wurzelsassen
schneller zu bewirken, so läfst man auf kurze Zeit das Wasser mehrmals ab und zu. Sind die jungen Reifspflanzen auf einige
Zoll lang angewachsen, so werden die Felder vom Unkraut gereiniget, zu gleicher Zeit aber auch die überflüfsigen zu dick
stehenden Pflanzen ausgezogen, und auf angränzende Reifsfelder verpflanzt.
Der Reiss ist in den mehrsten heifsen Ländern verbreitet, und dient den Menschen aus vielsältige
Weise zur Nahrung; aufser Brod, bereitet man aus ihm viele Arten von Gerichte, Backwerke und Ge-
tränke. Der aus ihm destillirte Arrack ist, nebst den geschälten Körnern ein bedeutender Handelszweig
vieler Länder. Der gegrannte Reifs zählt noch eine Menge Spielarten, die sich durch kürzere oder län-
gere Grannen, Form der Samen, Ueberzug oder Farbe der Blumenspelzen, Kulturart und Reiszeit von
einander unterschieden; dahin verdient vorzüglich der Bergreifs Oryza montana nach Lamarck Encyc.
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