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Klaus Herbers
Ich tröste mich damit, daß viele der Themen, die eigentlich zum Wechselver-
hältnis »Papsttum und Iberische Halbinsel im 12. Jahrhundert« gehören, schon im
ausgehenden 11. Jahrhundert unter Papst Urban II. ansatzweise angeschlagen wur-
den204: Fragen einheitlichen Handelns gegen Muslime, Bistumsgrenzen und Toleda-
ner Vorrang, Förderung der neuen Orden und der Kanonikerbewegung. Und es ist
vielleicht aufschlußreich, daß die eingangs zitierte Satire des Garsia für lange Zeit
die vielleicht einzige hispanische Stimme im breiten Reigen mittelalterlicher Rom-
und Papstkritik blieb, danach jedoch das Terrain von Autoren aus England und dem
Imperium besetzt wurde205. Kritik und Satire begleiteten mithin einen Prozeß von
Institutionalisierung und Professionalisierung der römischen Kurie und bringen ei-
nige Tendenzen der Zeit, vielleicht wie in einem Zerrspiegel, auf den Punkt. Mit ih-
rer kritischen Anklage repräsentiert sie vielleicht die Stimme einer unterlegenen
Partei. Die Ironisierung, warum sich hier die Tür direkt öffnet, wie leicht der Ehren-
platz zu erhalten ist, reflektiert unter anderem, wie schwer und kompliziert der Weg
zumeist war.
comparative, hg. von Marek Derwich und Michel Dmitriev, Breslau 1999, S. 77-95. Eine Ma-
gisterarbeit zum Vinzenzkult in Portugal von Sofia Seeger ist in Erlangen inzwischen abge-
schlossen.
204 Vgl. auch unten in diesem Band die Überlegungen von Alfons Becker, Das 12. Jahrhundert als
Epoche der Papstgeschichte.
205 Maleczek, Kardinalskolleg (wie Anm. 5), S. 251-270.
Klaus Herbers
Ich tröste mich damit, daß viele der Themen, die eigentlich zum Wechselver-
hältnis »Papsttum und Iberische Halbinsel im 12. Jahrhundert« gehören, schon im
ausgehenden 11. Jahrhundert unter Papst Urban II. ansatzweise angeschlagen wur-
den204: Fragen einheitlichen Handelns gegen Muslime, Bistumsgrenzen und Toleda-
ner Vorrang, Förderung der neuen Orden und der Kanonikerbewegung. Und es ist
vielleicht aufschlußreich, daß die eingangs zitierte Satire des Garsia für lange Zeit
die vielleicht einzige hispanische Stimme im breiten Reigen mittelalterlicher Rom-
und Papstkritik blieb, danach jedoch das Terrain von Autoren aus England und dem
Imperium besetzt wurde205. Kritik und Satire begleiteten mithin einen Prozeß von
Institutionalisierung und Professionalisierung der römischen Kurie und bringen ei-
nige Tendenzen der Zeit, vielleicht wie in einem Zerrspiegel, auf den Punkt. Mit ih-
rer kritischen Anklage repräsentiert sie vielleicht die Stimme einer unterlegenen
Partei. Die Ironisierung, warum sich hier die Tür direkt öffnet, wie leicht der Ehren-
platz zu erhalten ist, reflektiert unter anderem, wie schwer und kompliziert der Weg
zumeist war.
comparative, hg. von Marek Derwich und Michel Dmitriev, Breslau 1999, S. 77-95. Eine Ma-
gisterarbeit zum Vinzenzkult in Portugal von Sofia Seeger ist in Erlangen inzwischen abge-
schlossen.
204 Vgl. auch unten in diesem Band die Überlegungen von Alfons Becker, Das 12. Jahrhundert als
Epoche der Papstgeschichte.
205 Maleczek, Kardinalskolleg (wie Anm. 5), S. 251-270.