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Hehl, Ernst-Dieter [Bearb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 6: Stuttgart, 2002

DOI Artikel:
Lohrmann Dietrich: Das Papsttum und die Grafschaft Burgund im 11.-12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34720#0069

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DIETRICH LOHRMANN

Das Papsttum und die Grafschaft Burgund
im 11.-12. Jahrhundert

Das Erscheinen eines ersten, nach langer Vorbereitung abgeschlossenen Bandes ei-
ner Gallia pontificia, gewidmet der Diözese Besangon, nehme ich zum Anlaß, den
dort behandelten historischen Raum in seinem Verhältnis zum Papsttum näher vor-
zustellen1. Es geht nicht um die Gesamtheit des Königreiches Burgund, das 1032-39
Teil des salischen Imperiums geworden war. Dieses Königreich als Ganzes in seinen
Beziehungen zum Papsttum überblicken wir noch nicht genau genug. Zwar liegen
Einzelabschnitte der Regesta pontificum Romanorum außer für Besamjon auch schon
für Basel, Lausanne, Genf, Sitten und Aosta vor2, doch der Gesamtraum ist viel
größer. Bekanntlich erstreckte er sich von den Quellen der Saöne im Norden und
der burgundischen Pforte im Nordosten bis hinunter nach Arles und zur Küste des
Mittelmeeres, im Osten noch erweitert durch das Land um den Genfer See und das
Wallis bis hinauf zu den Quellen der Rhone. Die Papstregesten für diesen Raum in
seiner Gesamtheit mit der heute gewünschten Genauigkeit zu erstellen, wäre schon
ein gewaltiges Unternehmen, und es ist keineswegs sicher, ob es von unserer Gene-
ration noch bewältigt werden kann.
Der nordwestliche Teil hingegen, die eigentliche Grafschaft Burgund, bietet
auch in sich ein reiches Anschauungsmaterial. Diese später, im Rahmen der franzö-
sischen Verwaltung, als Freigrafschaft (Franche-Comte) bezeichnete Landschaft war
vor allem in der Zeit bis zum 13. Jahrhundert ein klassisches Durchgangsland auf
dem Wege nach Italien. Zwei wichtige Straßen kreuzten sich in Besangon. Von
Nordwesten nach Südosten überquerte nur ein zentraler Pass die breite Stufenmau-
er des Juragebirges, der sogen. Col de Jougne (1010 m), der nach dem Übergang
über den oberen Doubs bei Pontarlier den Weg nach Lausanne öffnete. Der Zugang
zu diesem Pass verlief von Norden entweder über Besangon oder weiter südwest-
lich über Salins, einen der großen Salinenorte des mittelalterlichen Europa.
Der weitere Verlauf des Weges nach Italien sei nur angedeutet. Jenseits des Ju-
ras erreichte der Reisende den Genfer See, er folgte dessen Nordufer, besuchte das

1 Gallia Pontificia. Repertoire des documents concemant les relations entre la papaute et les egli-
ses et monasteres en France avant 1198, vol. 1: Diocese de Besan^on, bearbeitet von Bernard de
Vregille, Rene Locatelli und Gerard Moyse, Göttingen 1998 (zitiert Gallia Pontificia 1).
2 Die Abschnitte zu Basel, Lausanne, Genf und Sitten/Sion finden sich bei Albert Brackmann,
Germania Pontificia 2, 2: Helvetia Pontificia, Berlin 1927; Aosta bei Paul Fridolin Kehr, Italia
Pontificia 6, 2, Berlin 1914, S. 157-167. Zu den südlicheren Teilen des Königreichs Burgund im
Verhältnis zum Papsttum vgl. jetzt Bruno Galland, Deux archeveches entre la France et l'Em-
pire. Les archeveques de Lyon et les archeveques de Vienne (Bibi. Ecole frangaise de Rome 282),
Rom 1994; sehr aufschlußreich auch Beate Schilling, Guido von Vienne - Papst Calixt II.
(MGH Schriften 45), Hannover 1998, S. 42-353.
 
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