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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Hehl, Ernst-Dieter [Bearb.]
Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 6: Stuttgart, 2002

DOI Artikel:
Felten, Franz J.: Kaisertum und Papsttum im 12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34720#0109

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FRANZ J. FELTEN

Kaisertum und Papsttum im 12. Jahrhundert*

Die Universalgewalten, Kaiser und Papst im 12. Jahrhundert - eine Einladung, so
scheint es, zu einer Gipfelwanderung über die herausragenden Ereignisse der bila-
teralen Beziehungen mit Würdigung des Forschungsstandes, vom Ende des Investi-
turstreits mit dem Wormser Konkordat, über die relative Entspannung in den Jah-
ren Lothars und Konrads, die Aufgipfelung der gegenseitigen Ansprüche und der
Konflikte unter Barbarossa, bis zu den dramatisch gedrängten Ereignissen und Ab-
sichten Heinrichs VI., abrupt abgebrochen durch seinen frühen Tod 1197, der sich
als Endpunkt auf drängt, zumal Innozenz III. die Chancen, die sich aus dieser uner-
warteten Wende für das Papsttum ergaben, so zielstrebig nutzte, daß mit ihm eine
neue Epoche begann.
Anfang und Ende eines solchen kurzen 12. Jahrhunderts wären damit mar-
kiert, 1122 und 1198, ebenso der Leitfaden und der Schwerpunkt: Die Zeit Barbaros-
sas, der mehr als die Hälfte dieser Jahrzehnte herrschte.
In diesem essayartigen Beitrag soll versucht werden, die Veränderungen der
Erscheinungsformen, der »theoretischen« Begründungen und SelbstdarStellungen
des Kaisertums, des Papsttums, der gegenseitigen Beziehungen, kurz: der Ordnun-
gen und der Ordnungsvorstellungen im Rahmen der allgemeinen Entwicklungen
im christlichen, hier: römisch-katholischen Europa, zu erfassen und an dem Begriff
der »Renovatio« zu messen.
Es hieße freilich den Stand der Diskussion in unserem Fach negieren, wollte
man dieses Programm abarbeiten, ohne auf die Probleme hinzuweisen, die wir an-
gesichts der klaren Urteile unserer Vorväter empfinden, deren Zeitbedingtheit wir
leicht und gerne aufzeigen - »Maßstäbe des 19. Jahrhunderts« lautet der Schlacht-
ruf1. Was aber sind die Maßstäbe des endenden 20. und 21. Jahrhunderts? Wir fra-
gen nach Möglichkeiten und Grenzen unserer Erkenntnis der Wirklichkeit des
12. Jahrhunderts, der realen wie der gedachten Wirklichkeit. Wir ringen um die Be-
stimmung und Gewichtung von Faktoren personaler und intentionaler, gesell-
schaftlicher und politischer Natur, die Handeln und Denken der Protagonisten be-

* Die Studie geht zurück auf einen Vortrag, den ich im Jahr 2000 in der 43. Studienwoche des Ita-
lienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient mit dem Rahmenthema: »I poteri universali
nel XII secolo /Kaiser und Papst im 12. Jahrhundert« gehalten habe; er erscheint dort auf Italie-
nisch.
1 Vgl. nur die Protokolle der Tagungen des Konstanzer Arbeitskreises für Mittelaiterliehe Ge-
schichte im Herbst 1989/Frühjahr 1990 zu Friedrich Barbarossa, Nr. 311/312, passim. Die Vor-
träge wurden publiziert unter dem Titel: Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wir-
kungsweisen des staufischen Kaisers, hg. von Alfred Haverkamp (Vorträge und Forschungen
40), Sigmaringen 1992.
 
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