CLAUDIA ZEY
Zum päpstlichen Legatenwesen im 12. Jahrhundert
Der Einfluß von eigener Legationspraxis auf die Legatenpolitik
der Päpste am Beispiel Paschalis' II., Lucius' II. und Hadrians IV.*
Das Legatenwesen gilt zurecht als eines der wichtigsten Instrumente päpstlicher
Herrschaft im 12. Jahrhundert, als Verbindung zwischen Kurie, Kirchen und weltli-
chen Herrschern der abendländischen Christenheit1. Welche Bedeutung der Lega-
tentätigkeit im Rahmen der kurialen Verwaltung zukam, mag man daran ablesen,
daß 13 von insgesamt 17 Päpsten des 12. Jahrhunderts - nicht mitgerechnet die 11
Gegenpäpste - zuvor als Legaten tätig gewesen waren2. Besonders gegen Ende des
12. Jahrhunderts finden sich mit Lucius III.3, Gregor VIII.4 und Coelestin III.5 ausge-
* Der Duktus des Vortrags wurde weitgehend beibehalten. Das Thema soll im Rahmen einer
größeren Untersuchung über die päpstliche Legatenpolitik im 12. Jahrhundert über die drei ge-
wählten Beispiele hinaus für alle Päpste verfolgt werden.
1 Paraphrasierte Übersetzung von Lan Stuart Robinson, The Papacy 1073-1198. Continuity and
Innovation (Cambridge Medieval Textbooks), Cambridge 1990, S. 146, vgl. auch S. 92; Christi-
ane Schuchard, Päpstliche Legaten und Kollektoren nördlich der Alpen, in: Siegfried de
Rachewiltz/Josef Riedmann (Hg.), Kommunikation und Mobilität im Mittelalter. Begegnun-
gen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), Sigmaringen 1995,
S. 261-275, hier S. 261f.
2 Vier Päpste waren nicht als Legaten tätig: 1.) Gelasius II. (1118-1119), vormalig Johannes von
Gaeta, Kardinaldiakon von S. Maria in Cosmedin und Kanzler, vgl. Rudolf Hüls, Kardinäle,
Klerus und Kirchen Roms 1049-1130 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom
48), Tübingen 1977, S. 231f.; Stefan Freund, Gelasio II, in: Dizionario Biografico degli Italiani
52, 1999, S. 807-811. 2.) Eugen III. (1145-1153), vormalig Abt Bernardus von SS. Vincenzio ed
Anastasio alle Tre Fontane bei Rom, vgl. Michael Horn, Studien zur Geschichte Papst Eugens
Hl. (1145-1153) (Europäische Hochschulschriften III508), Frankfurt a. M. u. a 1992, S. 34ff.; Har-
ald Zimmermann, Eugenio III, in: Dizionario Biografico degli Italiani 43, 1993, S. 490-497. 3.)
Clemens III. (1187-1191), vormalig Paulus Scolari, Kardinaldiakon von SS. Sergio e Bacco, dann
Kardinalbischof von Palestrina, vgl. Volkert Pfaff, Papst Clemens III. (1187-1191). Mit einer
Liste der Kardinalsunterschriften, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Ka-
nonistische Abteilung 66,1980, S. 261-316; Jürgen Petersohn, Clemente III, in: Dizionario Bio-
grafico degli Italiani 26,1982, S. 188-192. 4.) Innozenz III. (1198-1216), vormalig Lothar von Seg-
ni, Kardinaldiakon von SS. Sergio e Bacco, vgl. Werner Maleczek, Papst und Kardinalskolleg
von 1191 bis 1216. Die Kardinäle unter Coelestin III. und Innocenz III. (Publikationen des Histo-
rischen Instituts beim Österreichischen Kulturinstitut in Rom I 6), Wien 1984, passim, bes.
S. 101-104 u. 337. Zu den zahlreichen Monographien über Innozenz III., zusammenstellt bei
Theo Kölzer, Innocenz III., in: Lexikon für Theologie und Kirche 35,1996, Sp. 516-518, ist noch
der Abriß von Jane E. Sayers, Innocent III. Leader of Europe 1198-1216 (The Medieval World),
London/New York 1994 zu ergänzen.
3 Humbald Allucingoli aus Lucca, der als Kardinalpriester von S. Prassede (1141-1158) vornehm-
lich in Italien tätig war und den Konstanzer Vertrag mit Friedrich I. vorbereitete, wurde als Kar-
dinalbischof von Ostia (1159-1181) von Alexander III. zu Legationen nach Sizilien, Byzanz und
Oberitalien gesandt, wo er entscheidend am Zustandekommen des Vertrags von Venedig betei-
ligt war, vgl. Barbara Zenker, Die Mitglieder des Kardinalkollegiums von 1130 bis 1159, Diss.
phil. Würzburg 1964, S. 22ff. Zu den wenigen Urkunden, die sich von seiner Legatentätigkeit
Zum päpstlichen Legatenwesen im 12. Jahrhundert
Der Einfluß von eigener Legationspraxis auf die Legatenpolitik
der Päpste am Beispiel Paschalis' II., Lucius' II. und Hadrians IV.*
Das Legatenwesen gilt zurecht als eines der wichtigsten Instrumente päpstlicher
Herrschaft im 12. Jahrhundert, als Verbindung zwischen Kurie, Kirchen und weltli-
chen Herrschern der abendländischen Christenheit1. Welche Bedeutung der Lega-
tentätigkeit im Rahmen der kurialen Verwaltung zukam, mag man daran ablesen,
daß 13 von insgesamt 17 Päpsten des 12. Jahrhunderts - nicht mitgerechnet die 11
Gegenpäpste - zuvor als Legaten tätig gewesen waren2. Besonders gegen Ende des
12. Jahrhunderts finden sich mit Lucius III.3, Gregor VIII.4 und Coelestin III.5 ausge-
* Der Duktus des Vortrags wurde weitgehend beibehalten. Das Thema soll im Rahmen einer
größeren Untersuchung über die päpstliche Legatenpolitik im 12. Jahrhundert über die drei ge-
wählten Beispiele hinaus für alle Päpste verfolgt werden.
1 Paraphrasierte Übersetzung von Lan Stuart Robinson, The Papacy 1073-1198. Continuity and
Innovation (Cambridge Medieval Textbooks), Cambridge 1990, S. 146, vgl. auch S. 92; Christi-
ane Schuchard, Päpstliche Legaten und Kollektoren nördlich der Alpen, in: Siegfried de
Rachewiltz/Josef Riedmann (Hg.), Kommunikation und Mobilität im Mittelalter. Begegnun-
gen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), Sigmaringen 1995,
S. 261-275, hier S. 261f.
2 Vier Päpste waren nicht als Legaten tätig: 1.) Gelasius II. (1118-1119), vormalig Johannes von
Gaeta, Kardinaldiakon von S. Maria in Cosmedin und Kanzler, vgl. Rudolf Hüls, Kardinäle,
Klerus und Kirchen Roms 1049-1130 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom
48), Tübingen 1977, S. 231f.; Stefan Freund, Gelasio II, in: Dizionario Biografico degli Italiani
52, 1999, S. 807-811. 2.) Eugen III. (1145-1153), vormalig Abt Bernardus von SS. Vincenzio ed
Anastasio alle Tre Fontane bei Rom, vgl. Michael Horn, Studien zur Geschichte Papst Eugens
Hl. (1145-1153) (Europäische Hochschulschriften III508), Frankfurt a. M. u. a 1992, S. 34ff.; Har-
ald Zimmermann, Eugenio III, in: Dizionario Biografico degli Italiani 43, 1993, S. 490-497. 3.)
Clemens III. (1187-1191), vormalig Paulus Scolari, Kardinaldiakon von SS. Sergio e Bacco, dann
Kardinalbischof von Palestrina, vgl. Volkert Pfaff, Papst Clemens III. (1187-1191). Mit einer
Liste der Kardinalsunterschriften, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Ka-
nonistische Abteilung 66,1980, S. 261-316; Jürgen Petersohn, Clemente III, in: Dizionario Bio-
grafico degli Italiani 26,1982, S. 188-192. 4.) Innozenz III. (1198-1216), vormalig Lothar von Seg-
ni, Kardinaldiakon von SS. Sergio e Bacco, vgl. Werner Maleczek, Papst und Kardinalskolleg
von 1191 bis 1216. Die Kardinäle unter Coelestin III. und Innocenz III. (Publikationen des Histo-
rischen Instituts beim Österreichischen Kulturinstitut in Rom I 6), Wien 1984, passim, bes.
S. 101-104 u. 337. Zu den zahlreichen Monographien über Innozenz III., zusammenstellt bei
Theo Kölzer, Innocenz III., in: Lexikon für Theologie und Kirche 35,1996, Sp. 516-518, ist noch
der Abriß von Jane E. Sayers, Innocent III. Leader of Europe 1198-1216 (The Medieval World),
London/New York 1994 zu ergänzen.
3 Humbald Allucingoli aus Lucca, der als Kardinalpriester von S. Prassede (1141-1158) vornehm-
lich in Italien tätig war und den Konstanzer Vertrag mit Friedrich I. vorbereitete, wurde als Kar-
dinalbischof von Ostia (1159-1181) von Alexander III. zu Legationen nach Sizilien, Byzanz und
Oberitalien gesandt, wo er entscheidend am Zustandekommen des Vertrags von Venedig betei-
ligt war, vgl. Barbara Zenker, Die Mitglieder des Kardinalkollegiums von 1130 bis 1159, Diss.
phil. Würzburg 1964, S. 22ff. Zu den wenigen Urkunden, die sich von seiner Legatentätigkeit