Das Papsttum und die Grafschaft Burgund im 11.-12. Jahrhundert
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als Legat auf der Seite Alexanders wirkte40. Ein weiteres Zisterzienserkloster im
Südwesten der Diözese, Rosieres, sprach 1168 den gleichen Legaten an und nutzte
dazu dessen Anwesenheit im nahen Citeaux41. In Bellevaux schließlich, der letzten
hier zu erwähnenden Zisterzienserabtei, konnte sich der Einfluß Alexanders späte-
stens seit 1174 frei entfalten; hier starb dann, bei einer Mission im Auftrag dieses
Papstes, der hl. Peter von Tarentaise, dessen Biograph alsdann die Feder spitzte, um
als Peters Gegenbild den kaiserlichen Erzbischof Heribert in den schwärzesten Far-
ben auszumalen42. Als erstes von allen Zisterzienserklöstern hatte übrigens La Cha-
rite die Anerkennung Alexanders III. schon im Juli 1164 erreicht43.
Die kaiserlichen Bemühungen, den Einfluß Alexanders III. aus der Grafschaft
Burgund herauszuhalten, haben, wie man sieht, keineswegs zu einer hermetischen
Abriegelung geführt. Ob auch Balerne unter diesen Umständen schon längst vor
1177 die Möglichkeit zu einer Rückforderung hätte wahmehmen können, sei dahin-
gestellt.
Beobachtungen, wie ich sie hier vorgetragen habe, mögen dem eiligen Leser
oder Hörer zu detailliert erscheinen. Sie verbreiten, sichern und vertiefen jedoch un-
seren Einblick in Vorgänge, die parallel zu zentralen Entscheidungen der Politik des
12. Jahrhunderts gelaufen sind. Der bisuntinische Kapitelsstreit in der Zeit des allge-
meinen Streits um die Investiturrechte in Europa bezeichnet einerseits nur eine ört-
liche Variante von Auseinandersetzungen, die sich andernorts innerhalb der Adels-
faktionen eines alleinigen Domkapitels abspielen. Der Kampf um das Kloster Bau-
me-les-Moines spitzt sich soweit zu, daß am Ende die Alternative zwischen einer
Reichsabtei und einem Priorat unter cluniazensisch-päpstlicher Kontrolle steht. Die
Schismazeit der Jahre 1159-77 schließlich erweitert dieses Ringen auf die Gesamt-
heit des regionalen Klerus und greift aus auf die Gesamtheit der mit dem Klerus eng
verbundenen Adelswelt.
Die ausschließlich päpstliche Dokumentation vermag dieses Kräftemessen
selbstverständlich nur einseitig zu beleuchten. Deshalb war es wichtig, verstärkt
auch die Reaktionen aus der Diözese selbst zu dokumentieren. Bei allen Streitfällen
ist dieses, sofern möglich, durch die Berücksichtigung der an Papst und Kurie ge-
richteten Korrespondenz geschehen. Stärker hervor als bisher tritt auch die Aktion
der vom Papst delegierten örtlichen Juristen und der sonstigen Mittelspersonen.
Die Geschichtsforschung eines politisch hochsensiblen Raumes wie der alten Graf-
schaft Burgund verdankt diesen Fortschritt der Arbeit der drei französischen Auto-
ren des Bandes Gallia Pontificia I. Sie verdankt ihn ihrer reichen Erfahrung und ihrer
eminenten Sach-, Personen- und Archivkenntnis.
40 Gallia Pontificia 1, S. 247 Nr. 1-2. Zu dem Erzbischof Guichard von Lyon, zuvor Abt des Zister-
zienserklosters Pontigny in der Diözese Auxerre, der zweiten Tochter von Citeaux, vgl. Martin
Preiss, Die politische Tätigkeit und Stellung der Cisterzienser im Schisma von 1159-1177 (Hi-
storische Studien 248), Berlin 1934, S. 177f.
41 Gallia Pontificia 1, S. 311 Nr. 3.
42 Ebd. S. 265 Nr. 10; S. 266 Nr. 12.
43 Ebd. S. 288 Nr. *5. Zur Lage von La Charite ebenfalls nahe der Saöne vgl. die Karte der Zisterzi-
enserklöster in Gallia Pontificia 1, S. 240.
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als Legat auf der Seite Alexanders wirkte40. Ein weiteres Zisterzienserkloster im
Südwesten der Diözese, Rosieres, sprach 1168 den gleichen Legaten an und nutzte
dazu dessen Anwesenheit im nahen Citeaux41. In Bellevaux schließlich, der letzten
hier zu erwähnenden Zisterzienserabtei, konnte sich der Einfluß Alexanders späte-
stens seit 1174 frei entfalten; hier starb dann, bei einer Mission im Auftrag dieses
Papstes, der hl. Peter von Tarentaise, dessen Biograph alsdann die Feder spitzte, um
als Peters Gegenbild den kaiserlichen Erzbischof Heribert in den schwärzesten Far-
ben auszumalen42. Als erstes von allen Zisterzienserklöstern hatte übrigens La Cha-
rite die Anerkennung Alexanders III. schon im Juli 1164 erreicht43.
Die kaiserlichen Bemühungen, den Einfluß Alexanders III. aus der Grafschaft
Burgund herauszuhalten, haben, wie man sieht, keineswegs zu einer hermetischen
Abriegelung geführt. Ob auch Balerne unter diesen Umständen schon längst vor
1177 die Möglichkeit zu einer Rückforderung hätte wahmehmen können, sei dahin-
gestellt.
Beobachtungen, wie ich sie hier vorgetragen habe, mögen dem eiligen Leser
oder Hörer zu detailliert erscheinen. Sie verbreiten, sichern und vertiefen jedoch un-
seren Einblick in Vorgänge, die parallel zu zentralen Entscheidungen der Politik des
12. Jahrhunderts gelaufen sind. Der bisuntinische Kapitelsstreit in der Zeit des allge-
meinen Streits um die Investiturrechte in Europa bezeichnet einerseits nur eine ört-
liche Variante von Auseinandersetzungen, die sich andernorts innerhalb der Adels-
faktionen eines alleinigen Domkapitels abspielen. Der Kampf um das Kloster Bau-
me-les-Moines spitzt sich soweit zu, daß am Ende die Alternative zwischen einer
Reichsabtei und einem Priorat unter cluniazensisch-päpstlicher Kontrolle steht. Die
Schismazeit der Jahre 1159-77 schließlich erweitert dieses Ringen auf die Gesamt-
heit des regionalen Klerus und greift aus auf die Gesamtheit der mit dem Klerus eng
verbundenen Adelswelt.
Die ausschließlich päpstliche Dokumentation vermag dieses Kräftemessen
selbstverständlich nur einseitig zu beleuchten. Deshalb war es wichtig, verstärkt
auch die Reaktionen aus der Diözese selbst zu dokumentieren. Bei allen Streitfällen
ist dieses, sofern möglich, durch die Berücksichtigung der an Papst und Kurie ge-
richteten Korrespondenz geschehen. Stärker hervor als bisher tritt auch die Aktion
der vom Papst delegierten örtlichen Juristen und der sonstigen Mittelspersonen.
Die Geschichtsforschung eines politisch hochsensiblen Raumes wie der alten Graf-
schaft Burgund verdankt diesen Fortschritt der Arbeit der drei französischen Auto-
ren des Bandes Gallia Pontificia I. Sie verdankt ihn ihrer reichen Erfahrung und ihrer
eminenten Sach-, Personen- und Archivkenntnis.
40 Gallia Pontificia 1, S. 247 Nr. 1-2. Zu dem Erzbischof Guichard von Lyon, zuvor Abt des Zister-
zienserklosters Pontigny in der Diözese Auxerre, der zweiten Tochter von Citeaux, vgl. Martin
Preiss, Die politische Tätigkeit und Stellung der Cisterzienser im Schisma von 1159-1177 (Hi-
storische Studien 248), Berlin 1934, S. 177f.
41 Gallia Pontificia 1, S. 311 Nr. 3.
42 Ebd. S. 265 Nr. 10; S. 266 Nr. 12.
43 Ebd. S. 288 Nr. *5. Zur Lage von La Charite ebenfalls nahe der Saöne vgl. die Karte der Zisterzi-
enserklöster in Gallia Pontificia 1, S. 240.