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Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Hehl, Ernst-Dieter [Oth.]
Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 6: Stuttgart, 2002

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Seibert, Hubertus: Autorität und Funktion. Das Papsttum und die neuen religiösen Bewegungen in Mönch- und Kanonikertum
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https://doi.org/10.11588/diglit.34720#0230

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Hubertus Seibert

fluß auf Lothar III.75 geltend zu machen, daß der König Innozenz II. nach Rom füh-
re. Norbert hat sich diesem Appell offensichtlich nicht verschlossen. Schon bald fin-
den wir ihn predigend im ganzen Reich umherziehen, um den König und die Für-
sten zur Anerkennung von Innozenz II. zu bewegen76. Wie unentbehrlich Norberts
Einfluß auf Lothar III. für Innozenz II. auch in der Folgezeit war, belegt dessen erster
Italienzug 1132/33, an dem Norbert auf päpstlichen Befehl teilnahm77. Hier vertrat
Norbert - besorgt um den Frieden und den honor der katholischen Kirche78 - die Sa-
che Innozenz7 II. gegen die Anhänger Anaklets II., die die Gunst Lothars III. durch
großartige Versprechungen zu gewinnen trachteten79.
Daß er sich - wie Erzbischof Walter von Ravenna wünschte - wie eine eiserne
Mauer vor das Haus Gottes stellte80, hat Innozenz ihm mit wichtigen Privilegien für
die Magdeburger Kirche81 und dem Ehrentitel eines familiaris82 gelohnt, Anaklet II.
ihm, der »gegen seine päpstliche Würde wie ein schamloser Köter ankläffte«, und
seinen sequaces - tanquam tunicae Christi scissores sacrilegos - aber mit der Exkommu-
nikation vergolten83.

Norbert (wie Anm. 23), S. 272-279, der die Fälschungsvorwürfe von Schmale, Studien (wie
Anm. 68), S. 300-302, überzeugend widerlegt.
75 Norbert zählte zu den einflußreichsten politischen Vertrauten Lothars, vgl. Wolfgang Petke,
Kanzlei, Kapelle und königliche Kurie unter Lothar III. (1125-1137) (Beihefte zu J. F. Böhmer, Re-
gesta Imperii, 5), Köln 1985, S. 303-322.
76 Petke, Kanzlei (wie Anm. 75), S. 311-313; Böhmer/Petke (wie Anm. 74), Nr. 223,245 u. 288.
77 Petke, Kanzlei (wie Anm. 75), S. 316-318; Böhmer/Petke (wie Anm. 74), Nr. 310, 341, 345 u.
346; zum Verlauf des Italienzuges ausführlich Grauwen, Norbert (wie Anm. 23), S. 355-387.
78 Vita Norberti A (wie Anm. 25) cap. 21, S. 701, Z. 15f.
79 Vita Norberti A (wie Anm. 25) cap. 21, S. 701, Z. 9-18; Böhmer/Petke (wie Anm. 74), Nr. 331,
340 u. 341. Zur Parteinahme der Römer für Anaklet und zu ihren Versuchen, Lothar III. zu des-
sen Anerkennung zu bewegen, Jürgen Petersohn, Der Brief der Römer an König Lothar III.
vom Jahre 1130. Überheferung - Text - Absenderschaft, in: Deutsches Archiv 50, 1994,
S. 461-507, bes. S. 470-478.
80 Urkundenbuch Magdeburg (wie Anm. 2), Nr. 218, S. 274: vos tamquam murumferreum pro domo
domini firmiter opponatis.
81 JL 7516 (1131, Nov.-Dez.), ed. Urkundenbuch Magdeburg (wie Anm. 2), Nr. 227, S. 283-285, zur
aussagekräftigen Arenga vgl. oben S. 207; ferner JL 7629 (1133, Jim. 4), ed. Pommersches Urkun-
denbuch, I. Bd. 786-1253,2. Aufl. neu bearb. von Klaus Conrad (Veröffentlichungen der Histo-
rischen Kommission für Pommern Reihe II), 1. Teil, Köln 1970, Nr. 23, S. 23-25: Innozenz be-
stätigte Norbert die Zugehörigkeit der Kirche Polens zur Kirchenprovinz Magdeburg, in der
Arenga hob der Papst besonders hervor: Siquidem nec labor aliquis temporalis nec alicuius mine seu
blanditie efficere potuerunt, quin adversus Petri Leonis tyrannidem murum inexpugnabilem te opponeres
(24). Hierzu Helmut Beumann, Das päpstliche Schisma von 1130, Lothar DI. und die Metropo-
litanrechte von Magdeburg und Hamburg-Bremen in Polen und Dänemark (1971), hier zitiert
nach dem Nachdruck in: Ders., Wissenschaft vom Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze, Köln
1972, S. 479-500, bes. S. 479f., 484 u. 487f.; Grauwen, Norbert (wie Anm. 23), S. 388-394, und
Böhmer/Petke (wie Anm. 74), Nr. 344.
82 JL 7516 (1131, Nov.-Dez.), ed. Urkundenbuch Magdeburg (wie Anm. 2), Nr. 227, S. 284: et in fa-
miliari sedis apostolice gremio detinemus; Böhmer/Petke (wie Anm. 74), Nr. 289.
83 JL 8409 (1130, Aug. 29), ed. Urkundenbuch Magdeburg (wie Anm. 2), Nr. 221, S. 2781: Neben
zahlreichen anderen Vorwürfen (Ungehorsam, Verunglimpfung der päpstlichen Kathedra
durch »giftige Predigten«, Beeinflußung Lothars III.) bezichtigte Anaklet Norbert auch der Un-
dankbarkeit: »Wir haben Deinem Orden die Approbation zuteil werden lassen, als wir in Galli-
en (sc. als Legat 1124) tätig waren«; dazu auch Weiss, Urkunden (wie Anm. 42), S. 86f. Der zwei-
te Hauptgrund für Norberts Exkommunikation bestand in seiner Mißachtung der von Anaklet
bereits am 18. Mai verfügten Vorladung nach Rom auf Beschwerde des Magdeburger Archidia-
 
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